Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2012
Das Lehrangebot richtet sich an die Studierenden der Philosophischen Fakultäten sowie der Fakultät Rechts- und Wirtschaftswissenschaft. Es ist fester Bestandteil der Studiengänge Geschichte (Lehramt, Magister, Bachelor, Master), Historisch orientierte Kulturwissenschaften (Diplom, Bachelor) sowie Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik (Vertiefungsfach in den Diplomstudiengängen). Wirtschafts- und sozialhistorische Lehrveranstaltungen sind zumeist auch für den Optionalbereich (Schwerpunkt Europa) anrechenbar.
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Prof. Dr. Margrit Grabas "Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Weimarer Republik im Spannungsfeld internationaler Verteilungsprobleme" Zeit: Mittwoch 10:00 Uhr - 12:00 Uhr Ort: Gebäude B 3 1, HS. I
Deutschland war bis 1914 zur führenden Wirtschaftsmacht in Europa herangewachsen. Nur die Vereinigten Staaten von Amerika waren auf ökonomischem Gebiet noch leistungsfähiger. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Industrieproduktion halbiert, die Produktivität in fast allen Bereichen der Volkswirtschaft gesunken und die Entwicklung der Produktivkräfte auf Jahr-zehnte zurückgeworfen. Dennoch setzte sich - trotz verlangsamter Wachstumsdynamik und vielseitiger Krisenprobleme - der während der Zeit des Deutschen Kaiserreichs begonnene industriell-marktwirtschaftliche Modernisierungsprozess auch während der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts weiter fort. Ziel der Veranstaltung soll es sein, den Zeitraum zwischen 1914 und 1933, der u.a. durch Kriegswirtschaft, Demobilisierung, Inflation, Weltwirtschaftskrise und verteilungspolitischen Auseinandersetzungen geprägt war, unter sozio-ökonomischem Aspekt zu analysieren. Methodologischer Schwerpunkt wird dabei die Analyse des Zusammenhangs von politischen Zäsuren und wirtschaftlichen Trendwechseln sein. (2 Bonuspunkte für Studierende der Wirtschaftswissenschaften)
Einführende Literatur:
Die Übungsveranstaltung bietet Gelegenheit, auf der Grundlage der Anfertigung von Kurzreferaten ausgewählte Probleme der Vorlesung zu vertiefen sowie zu hinterfragen. (2 Bonuspunkte für Studierende der Wirtschaftswissenschaften) |
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Prof. Dr. Margrit Grabas "Strukturkrisen im 19. und 20. Jahrhundert" Zeit: Dienstag, 16:00 Uhr - 18:00 Uhr Ort: Gebäude B 3 1, Raum 3.18 Module: FW-AM (WSG / NG), FW-VM (WSG / NG), MA-Geschichte
Marktwirtschaftliche Entwicklung ist - wie die gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Turbulenzen zeigen - ein zutiefst diskontinuierlich verlaufender Prozess, der nicht nur in Form von Juglarzyklen in Erscheinung tritt, sondern ebenso längerfristigen Schwankungen unterworfen ist. Ziel der Veranstaltung ist es, auf der Grundlage von Referaten jene folgenschweren Weltwirtschaftskrisen zu untersuchen, die aufgrund der Destabilisierung längerfristig wirkender Wachstumskonstellationen zu tiefgreifenden Umstrukturierungen in Wirtschaft und Gesellschaft beigetragen haben und insofern als Knotenpunkte sozio-ökonomischer Entwicklung charakterisiert werden können: Die Krise von 1847/48, die Krise von 1873/79, die Krise von 1929/32 sowie die Krise von 1973/79. (4 Bonuspunkte für Studierende der Wirtschaftswissenschaften) Einführende Literatur:
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Proseminar: |
"Globale Wirtschaftsverflechtungen nach 1945" Das Proseminar bietet die Möglichkeit, Fragen und Methoden der Neuen und Neuesten Ge-schichte unter besonderer Berücksichtigung der modernen Wirtschafts- und Sozialgeschichte kennenzulernen und zu vertiefen. Den Studierenden werden historische Hilfsmittel und Theorien sowie der Umgang mit Quellen und wissenschaftlichen Darstellungen erklärt. Dies geschieht am Beispiel der Grundzüge der internationalen Wirtschafts- und Sozialgeschichte nach 1945. Die einzelnen Themen der Veranstaltung beziehen sich auf die Fortentwicklung multinationaler Unternehmen, die Expansion der weltweiten Transport- und Kommunikati-onssysteme, den Wandel theoretischer und politischer Leitideen, die Folgen der Globalisierung und die Globalisierung als Thema sozialer Protestbewegungen. Begleitend zum Proseminar findet ein Tutorium statt. Begleitend zum Proseminar findet ein Tutorium statt. Einführende Literatur:
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Examens-Kolloquium: |
Prof. Dr. Margrit Grabas Ort und Zeit nach Vereinbarung Modul: Fortgeschrittene Bachelorstudenten, Master-Geschichte. |
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Übung: |
Christian Marx "Deutsche Chemieunternehmen im 20. Jahrhundert" Zeit: Mittwoch, 16:00 Uhr - 18:00 Uhr Ort: Gebäude B 3.1, Raum 3.18 Module: BA Geschichte: FW-FM WSG/NG; MA: FW-FM/MA; FW-FM/EP; FW-FM-EG Die chemische Industrie gilt noch heute neben Automobil- und Maschinenbau als eine der bedeutendsten Wirtschaftszweige der deutschen Industrie. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte die deutsche Chemieindustrie zu den wirtschaftlichen Wachstumsbranchen und war welt-weit führend auf dem Gebiet der Farbstoffchemie. Der Ausgang des Ersten Weltkrieges beendete diese Vormachtstellung deutscher Chemieunternehmen auf den globalen Märkten. Zugleich waren die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts durch einen deutlichen Konzentrationsprozess gekennzeichnet, der sich in der Chemieindustrie zunächst in der Formierung verschiedener Unternehmensblöcke und schließlich in der Gründung der I.G. Farbenindustrie, dem seinerzeit größten Chemieunternehmen der Welt, manifestierte. Das Rüstungspotenzial des Nationalsozialismus beruhte insbesondere auf der Leistungsfähigkeit der deutschen Großchemie, zugleich war dieselbe aber mittlerweile Voraussetzung für eine Mindestversorgung der Bevölkerung auf dem Ernährungs-, Gesundheits- und Bekleidungssektor geworden. Obwohl die Alliierten die chemische Industrie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg restriktiven Kontrollen unterwarfen und eine Zerschlagung des IG-Farben-Konzerns veranlassten, zeigte sich schon bald, dass ein Wiederaufbau nicht ohne den Einsatz der Chemieindustrie erreicht werden konnte. Der erneute Wiederaufstieg deutscher Chemieunternehmen in der Bundesrepublik basierte vor allem auf dem Export. Obwohl deutsche Chemieunternehmen die Entwicklungen der petrochemischen Revolution zunächst verpasst hatten, schlossen sie und hier vor allem die drei IG-Nachfolger, BASF, Bayer und Hoechst wenig später wieder zur Weltspitze auf. In der Übung sollen anhand ausgewählter Texte und einzelner Unternehmen die Grundlinien dieser Entwicklung nachgezeichnet und vertieft werden.
Einführende Literatur:
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Ole Sparenberg "Nationalsozialistische Autarkiewirtschaft 1933-39" Zeit: Donnerstag, 12:00 Uhr 14:00 Uhr Ort: Gebäude B 3.1, Raum 3.18 Module: BA Geschichte: FW-FM WSG/NG; MA: FW-FM/MA; FW-FM/EP; FW-FM-EG Der Begriff „Autarkiepolitik“ ist gängig, um die von strikter Devisenbewirtschaftung, Streben nach hohem Selbstversorgungsgrad und Ersatzstoff-Industrien gekennzeichnete Wirtschaft des NS-Regimes in der Vorkriegszeit zu beschreiben. Im eigentlichen Sinne bezeichnet Au-tarkie in der volkswirtschaftlichen Bedeutung nach der Definition des „Brockhaus“ von 1929 „den Zustand der Selbstgenügsamkeit eines Landes, das alles erzeugt, was es verbraucht, aber nur so viel erzeugt, als es verbrauchen kann, so dass es weder auf die Einfuhr noch auf die Ausfuhr von Waren angewiesen ist.“ Hierbei handelt es sich jedoch klar erkennbar um ein Ideal, das für kaum eine industriell entwickelte Gesellschaft erreichbar sein dürfte. Unter Autarkiepolitik wird daher meist schon die Annäherung an dieses Ideal verstanden. Autarkiestreben im weitesten Sinne war kein auf Deutschland und den Nationalsozialismus beschränktes Phänomen, vielmehr stand die Zwischenkriegszeit wirtschaftspolitisch auch international im Zeichen von Konzentration und Abschließung. Seit der Weltwirtschaftskrise waren die Ideen von Freihandel und Weltwirtschaft vielerorts diskreditiert. Überdies stellt das Autarkiestreben die dem Nationalismus entsprechende Wirtschaftsform dar. In Deutschland trug zudem die Erinnerung an die Blockade im Ersten Weltkrieg viel zur Attraktivität des Au-tarkiegedankens bei. Die nationalsozialistische Autarkiepolitik, die über den „Neuen Plan“ von 1934 schließlich im „Vierjahresplan“ von 1936 gipfelte, wurde allerdings maßgeblich durch die zielstrebige Aufrüstung Deutschlands vorangetrieben. Trotz vielfältiger Anstrengungen bei der Steigerung der eigenen Produktion, der Entwicklung von Ersatzstoffen und der Lenkung des Verbrauchs erreichte das nationalsozialistische Deutschland bis 1939 nie eine vollständige Unabhängigkeit von Exporten. In der Ernährungswirtschaft bestanden bei der Fett- und Eiweißversorgung weiterhin große Lücken, und auch bei so wichtigen industriellen Rohstoffen wie Mineralöl und Kautschuk war Deutschland trotz der neuen Syntheseindustrien längst nicht autark. In dieser Übung soll die nationalsozialistische Autarkiepolitik aus wirtschafts-, aber auch technik- und umweltgeschichtlicher Perspektive behandelt werden. Dabei werden Bereiche wie Devisenbewirtschaftung, Ersatzstoffindustrien, Ernährungs- und Landwirtschaft, privater Konsum sowie die Auswirkungen auf den Lebensstandard in Deutschland untersucht.
Einführende Literatur:
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