Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt Ludwigshafen und einem zweijährigen Jurastudium in Heidelberg begann Klaus Dieter Zang 1955 das Studium der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und arbeitete später als Doktorand am Max-Planck-Institut für Biochemie, das von dem Nobelpreisträger Prof. Adolf Butenandt geleitet wurde. 1961 absolvierte er das Medizinische Staatsexamen und wurde mit einer von Butenandt betreuten Dissertation zum Dr. med. promoviert. Es folgten die Approbation und eine Postdoktorandenzeit als Stipendiat des Max-Planck-Instituts für Biochemie. Zudem war Klaus Zang als freier Mitarbeiter in der Entwicklungsabteilung der Firma Beckman Instruments Europe in München tätig.
1963 wechselte Klaus Zang an das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter befasste er sich dort mit der Genetik von Hirntumoren und dem Down-Syndrom. Nach mehreren kurzen USA-Aufenthalten leitete er ab 1967 an diesem Institut eine Nachwuchsgruppe für Medizinische Genetik und Zytogenetik. Dabei gelangen zwei wichtige wissenschaftliche Entdeckungen: der erstmalige Nachweis einer definierten genetischen Veränderung bei einem gutartigen menschlichen Tumor und ein Virusnachweis in einigen dieser Tumore. In dieser Zeit absolvierte Prof. Zang außerdem berufsbegleitend ein Biologiestudium und habilitierte sich 1971 an der Universität München für das Fach „Medizinische Genetik“. Bald erhielt er einen Lehrauftrag für Humanbiologie an der Universität Regensburg.
1973 wurde Prof. Zang auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Humangenetik an der Universität des Saarlandes berufen und hielt unserer Universität trotz eines ehrenvollen Rufes nach Bonn die Treue. Nach 30 Jahren, im Jahr 2003, wurde er emeritiert. Mit seinem Namen ist untrennbar der außerordentlich engagierte Auf- und Ausbau des Instituts für Humangenetik und dessen imponierende Leistungsbilanz in Forschung, Lehre und Krankenversorgung verbunden. Dabei erfolgte die Patientenbetreuung in Eigeninitiative, da das Institut nicht zum Klinikum gehört. Mit seiner Emeritierung hätten mehr als 20 der Mitarbeiter von Prof. Zang ihren Arbeitsplatz verloren. Er gründete deshalb mit Unterstützung des Saarlandes und der Stadt Homburg im Johanneum ein F&E-Institut für Genetische Diagnostik und eine dann von seinen früheren Mitarbeitern betriebene Facharztpraxis für Humangenetik.
Prof. Zang kann auf ein umfangreiches wissenschaftliches Oeuvre und die redaktionelle Mitarbeit an mehreren human- und tumorgenetischen Zeitschriften verweisen. In den Datenbanken sind unter seinem Namen weit über 200 Arbeiten und mehrere Bücher gelistet, wobei mehr als 20 Arbeiten noch in den Jahren nach seiner Emeritierung erschienen sind. Seine Projekte wurden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die EU und Stiftungen mit fast 30 Millionen DM, später Euro, gefördert. Eine von ihm entwickelte neuartige Uhr erhielt ein Weltpatent.
Dank seiner Kooptierung in der Naturwissenschaftlichen Fakultät unserer Universität konnte er über 100 Biologie-Diplomanden sowie Doktoranden der Biologie und Medizin betreuen und führte zwölf wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Habilitation.
In besonderer Weise engagierte sich der Jubilar in der akademischen Selbstverwaltung und für die wissenschaftliche Gemeinschaft. So gehörte er 18 Jahre dem Akademischen Senat und zwölf Jahre der Zentralen Forschungskommission der Universität des Saarlandes an und fungierte von 1979 bis 1981 als Vizepräsident für Forschung. Viele Jahre wirkte er als Vertrauensdozent der Studienstiftung des Deutschen Volkes, als Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft für den Bereich Biologie, später für Theoretische Medizin, als Sprecher des von ihm initiierten Homburger Sonderforschungsbereichs 399 „Molekularpathologie der Proliferation“, als Projektgutachter für das Bundesforschungsministerium, die Europäische Gemeinschaft, die Volkswagenstiftung und einige weitere Stiftungen.
Prof. Zang arbeitete mehr als 30 Jahre als gerichtlicher Sachverständiger für Abstammungsbegutachtung und nach dem Transsexuellengesetz. Seine vielfältigen Verdienste um die ärztliche Fortbildung sind mit der Verleihung der Ernst-von-Bergmann-Plakette gewürdigt worden.
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Dr. Wolfgang Müller
Archiv der Universität des Saarlandes
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16.07.2020