03.06.2019

„EXIST“-Programm: Millionen-Förderung für zwei exzellente Gründungsvorhaben der Saar-Uni

Zur Realisierung ihrer Unternehmensgründungen werden zwei Gründerteams der Universität des Saarlandes jetzt mit Fördergeldern in Höhe von insgesamt 1,7 Millionen Euro aus dem Förderprogramm „EXIST-Forschungstransfer“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unterstützt: Für die Gründung von „Amorphous Metal Solutions“ (AMS) erhält ein Forscherteam aus der Arbeitsgruppe von Professor Ralf Busch über 18 Monate 700.000 Euro; geplant ist ein Komplettangebot von der Entwicklung über die Fertigung bis zum Vertrieb spezifischer Bauteile aus amorphem Metall an Industriekunden. Mit einer Million Euro wird ein vierköpfiges Entwicklerteam aus der Arbeitsgruppe von Professor Stefan Seelecke gefördert: Mit ihrem Unternehmen „Dielectric Elastomer (DE) Solution“ wollen die Gründer neuartige Antriebssysteme auf den Markt bringen.
Die EXIST-Förderung bedeutet auch eine hohe Anerkennung für die Gründungsunterstützung der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer der Universität (KWT), die die EXIST-Antragstellung begleitet. So wurde 2013 die Universität des Saarlandes auch mit dem renommierten Titel „EXIST-Gründerhochschule“ ausgezeichnet.


Industrielle Herstellung und Verarbeitung amorpher Metalle
Amorphe Metalle sind speziell entwickelte Legierungen, die sich grundlegend von handelsüblichen Metallen unterscheiden: Sie sind dehnbar wie Kunststoffe und fester als Stähle; neben diesen herausragenden mechanischen Eigenschaften liegen ihre Vorteile in ihrer besonderen Verarbeitbarkeit. Die Gründer – Dr. Simon Hechler, Benedikt Bochtler, Dr. Oliver Gross, Alexander Kuball und Peter Linek – arbeiten seit Jahren an der Herstellung und Verarbeitung amorpher Metalle im Team von Professor Ralf Busch. Dabei haben sie ein Fertigungsverfahren entwickelt und zum Patent angemeldet, mit dem sich aus amorphen Metallen in nur einem Produktionsschritt komplexe Werkstücke für Anwendungsbereiche in der Medizintechnik und im Bereich der Luxusgüter, aber auch in industriellen Anwendungen spritzgießen lassen. Beispielsweise können Instrumente für die minimalinvasive Chirurgie hergestellt werden, die weniger verschleiß- und bruchanfällig sind als herkömmliche Materialien und zudem ressourcenschonender und kostengünstiger hergestellt werden können. Mit ihrem Unternehmen wollen die Materialwissenschaftler eine Fertigungskette für die Produktion von Bauteilen aus amorphem Metall in industriellem Maßstab aufbauen. Geplant ist ein Komplettangebot aus Beratungsleistungen über die Produktentwicklung bis hin zur Fertigung der kunden- und anwendungsspezifischen Bauteile. Für die Weiterentwicklung ihrer Gründungsidee „Amorphous Metal Solutions“ (AMS) erhalten die Gründer eine Fördersumme von 700.000 Euro über 18 Monate durch den EXIST-Forschungstransfer.

Erfolgreich war das Gründerteam kürzlich auch beim neuen Saarland-Accelerator der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) – einem dreimonatigen Intensivprogramm für Gründer. So belegte das Team bei dem abschließenden Pitch am Demo Day Platz eins.

Neuartige Antriebssysteme aus Dielektrischen Elastomeren (DE)

Eine neue Technologie zum Aufbau kompakter, energieeffizienter Antriebssysteme wollen die Ingenieure Dr.-Ing. Steffen Hau, Stefan Lenz, Philipp Linnebach und der Chemiker Dennis Meier mit ihrem Unternehmen „Dielectric Elastomer (DE) Solution“ auf den Markt bringen. Über den EXIST-Forschungstransfer erhalten sie über zwei Jahre lang eine Förderung von einer Million Euro.
Ihre neuartigen Antriebssysteme aus federleichter, dünner Folie können in der Medizin- und Automobiltechnik sowie in industriellen Fertigungsanlagen Einsatz finden, aber auch in Lautsprechern, vibrierenden Displays oder anderen Elektronik-Produkten. Den Grundstein hat das Team mit seinen Forschungsarbeiten an „Dielektrischen Elastomeren“ (DE) am Lehrstuhl für Intelligente Materialsysteme von Professor Stefan Seelecke gelegt: Dabei handelt es sich um hauchfeine, kommerziell verfügbare Kunststoff-Folien, die beidseitig mit einer elektrisch leitfähigen Schicht bedruckt werden. Als Basismaterial dienen handelsübliche Polymere, zum Beispiels Silikon. „Legen wir an die Folie eine elektrische Spannung an, bewirkt die elektrostatische Anziehung, dass die Membran sich in Dickenrichtung zusammenzieht und sich in der Fläche ausdehnt“, sagt Steffen Hau, promovierter Ingenieur in Seeleckes Team. Indem sie das elektrische Feld verändern, können die Ingenieure die Folie hochfrequent vibrieren oder stufenlose Hub-Bewegungen vollführen lassen. Zudem kann sie jede gewünschte Stellung halten. „Das macht die Folie zu einem neuartigen Antrieb beispielsweise in Ventilen, Pumpen oder Schaltern“, erklärt Hau. Im Gegensatz zu konventionellen elektromagnetischen Antrieben sind die neu entwickelten Systeme sehr kompakt, geräuschlos und hoch energieeffizient. Bei ihrer Herstellung fallen nur geringe Materialkosten an. Mit „DE Solutions“ wollen die Ingenieure eine Lücke in der Wertschöpfungskette zwischen den Rohmaterialherstellern und den Anwendern schließen: „Wir werden weltweit die einzigen Anbieter sein, die nicht nur das Know-how zur Herstellung der Elektroden haben, sondern auch Gesamtsysteme designen und vermarkten können“, erklärt Steffen Hau.

Mit dem „EXIST-Forschungstransfer“ unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie herausragende innovative Existenzgründungen aus der Wissenschaft, die mit aufwändigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind.

Darüber hinaus werden an der Universität des Saarlandes derzeit fünf Teams mit rund 700.000 Euro über das EXIST-Gründerstipendium gefördert, die im Starter¬zentrum der KWT an der Realisierung ihrer Gründungsidee arbeiten.
Infos unter: www.kwt-uni-saarland.de/

Infos zum Exist-Förderprogramm unter: www.exist.de

Kontakt:
Jens Krück
Abteilungsleiter
Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer
Universität des Saarlandes
Dezernat FT: Forschungsmanagement und Transfer
KWT – Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer
Starterzentrum | Gebäude A1 1 | Raum 1.05.1
D-66123 Saarbrücken
T: +49 681 302-3548
F: +49 681 302-4270