13.05.2019

Graduiertenkolleg „Europäische Traumkulturen“ erhält weitere Förderung

Das Graduiertenkolleg „Europäische Traumkulturen“ (GRK 2021) an der Universität des Saarlandes wird weiter von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert: Bis März 2024 fließen rund 3,6 Millionen Euro aus Mitteln des Bundes ins Saarland. Das interdisziplinäre Forschungs- und Qualifizierungsprogramm besteht seit 2015 und wird von der Literaturwissenschaftlerin Christiane Solte-Gresser geleitet. Es erforscht, wie sich Träume über die Jahrhunderte hinweg in den Medien unterschiedlicher Kulturkreise niedergeschlagen haben. Während der ersten Förderphase, die im September 2019 endet, hat die Universität rund 2,7 Millionen Euro erhalten. Die Förderung wird zum überwiegenden Teil zur Finanzierung von Stellen für Nachwuchsforscherinnen und -forscher verwendet.

Für die zweite Förderphase haben sich die über dreißig am Kolleg beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zehn verschiedenen Fächern einiges vorgenommen: „Das Graduiertenkolleg erforscht Traumdarstellungen in den Künsten – etwa in Literatur, Theater, Film, Malerei, Fotografie, Computerspiel und Musik – vom Mittelalter bis heute im europäischen Vergleich“, erläutert die Sprecherin des Kollegs, Prof. Christiane Solte-Gresser. Ziel sei es, eine intermediale Kulturgeschichte des Traums zu erarbeiten und diese in ihren Wechselwirkungen mit dem jeweiligen Traumwissen der Zeit aus anderen Disziplinen zu verstehen.

In den nächsten Jahren widmen sich die Mitglieder des Kollegs vor allem den körperlichen und sinnlichen Erfahrungen des Träumens und ihrer ästhetischen Gestaltung. Wichtige Themen sind unter anderem die Verbindungen zwischen Traum und Trauma oder geträumte Erfahrungen von Flucht und Sprachlosigkeit. Wie wird beispielsweise die Wahrnehmung des eigenen Körpers in immer wiederkehrenden Alpträumen erzählt? Wie stellt man geträumte Gerüche, Geräusche und Gefühle im Film dar? Gibt es traumtypische Gestaltungsverfahren für die physische und psychische Erfahrung, verfolgt zu werden? Unterscheiden sich diese im Laufe der Jahrhunderte und sind sie abhängig von ihrer jeweiligen Kultur? In welchem Zusammenhang stehen solche Traumdarstellungen mit tatsächlichen historischen Ereignissen, und wie verhalten sie sich zu Forschungsergebnissen beispielsweise aus der Trauma- und Schlafforschung?

Die Arbeit des Graduiertenkollegs umfasst neben der Förderung individueller Promotionsprojekte auch regelmäßige Tagungen, Workshops, öffentliche Gastvorträge und ein umfangreiches Kulturprogramm. Über die wissenschaftliche Ausbildung hinaus qualifizieren sich die Nachwuchsforscher nämlich auch für das Berufsfeld der kulturellen Praxis. So organisieren sie etwa Lesungen, Theaterstücke, Konzerte, eine Filmreihe und weitere Aktivitäten zum Thema Traum. In nächster Zeit findet beispielsweise eine internationale Tagung zu Traum, Körper und Klang in der Musik der finnischen Gegenwartskomponistin Kaija Saariaho statt; einige Doktoranden haben eine Reihe mit Traumfilmen im Kino achteinhalb organisiert. Zudem ist eine Theateraufführung in Zusammenarbeit mit der studentischen Theatergruppe THUNIS geplant. Im Juni wird ein bekannter Traumforscher aus Glasgow für mehrere Wochen an der Universität des Saarlandes zu Gast sein, und im Juli stehen zwei Konzerte auf dem Programm: ein Abend mit russischen Traumliedern sowie die Kantate Sueños des Mexikaners Arturo Márquez, ein Stück, das bisher erst einmal in Deutschland aufgeführt wurde.

Graduiertenkollegs mit einem literaturwissenschaftlichen Schwerpunkt sind bundesweit nach wie vor die Ausnahme. „Mit diesem großartigen Erfolg der erneuten Förderentscheidung der DFG können nun die laufenden gemeinsamen Projekte des Kollegs zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht und viele neue Ideen und Folgeprojekte realisiert werden“, freut sich Universitätspräsident Manfred Schmitt. „Zudem können wir hiermit unser zentrales Anliegen – die optimale Unterstützung und Begleitung junger, vielversprechender Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler – auch langfristig umsetzen.“

Die nächsten Ausschreibungen für zehn bis zwölf Promotionsstellen sind für Winter 2020 geplant; zudem werden zwei weitere Postdoc-Stellen ausgeschrieben. Das Qualifizierungsprogramm bietet außerdem Platz für weitere acht assoziierte Doktoranden.

Nähere Informationen finden Sie unter www.traumkulturen.de

Ein Foto können Sie herunterladen unter: www.uni-saarland.de/pressefotos

Kontakt:
Prof. Dr. phil. Christiane Solte-Gresser
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Tel.: 0681 302-3516
E-Mail: solte@mx.uni-saarland.de
www.uni-saarland.de/lehrstuhl/solte-gresser/