08.10.2019

Öffentliche Vorträge: Internationale Fachleute sprechen über den Blick von außen auf Europa

Reihe „2. Europa-Diskurs(e) – Internationale Europaforschung zu Gast an der UdS“

Im kommenden Wintersemester lädt das Europa-Kolleg CEUS der Universität erneut internationale Forscherinnen und Forscher zum Gespräch über Europa. Der Themenschwerpunkt der zweiten Ausgabe der Vortragsreihe ist „Europas Peripherie und darüber hinaus – Perspektiven ‚von außen‘ auf Europa“. Die Reihe findet ab 16. Oktober an fünf Terminen auf dem Campus statt, im Gebäude C7 4 (Raum 1.17). Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Teilnahme ist kostenlos.

Am Mittwoch, dem 16. Oktober, eröffnet der Politikwissenschaftler Willem Maas die Reihe mit dem Vortrag „Borders, Brexit and Citizenship“ (englischsprachig). Maas ist Leiter der Abteilung Politikwissenschaft am Glendon College der York University Toronto (Kanada) und Inhaber eines Jean-Monnet-Lehrstuhls für Europäische Integration, gleichzeitig Gründungsdirektor des dortigen EU Centre of Excellence. In seinem Vortrag wird er das Verhältnis zwischen nationaler Staatsbürgerschaft und europäischer Unionsbürgerschaft im Zusammenhang mit den Herausforderungen rund um den Brexit thematisieren und anhand von Beispielen aus Kanada und den Vereinten Staaten zeigen, dass dieses Spannungsverhältnis keine rein europäische Frage ist.

Der zweite Termin ist der südöstlichen Peripherie Europas gewidmet. Bulgarien grenzt an zahlreiche Nicht-EU-Staaten und nimmt damit eine besondere Perspektive auf die EU ein. In ihrem Vortrag „The Relative Geography of Identity Formation: the Dynamics of Periphery and Centrality in European Integration Processes“ (englischsprachig) am Mittwoch, dem 4. Dezember, diskutiert die Politikwissenschaftlerin Maria Stoicheva von der St.-Kliment-Ohridski-Universität in Sofia (Bulgarien) Aspekte der Identität einer europäischen Gemeinschaft im Spannungsverhältnis zwischen Zentrum und Peripherie. In welchem Maße bedrohen die aktuellen Konflikte in Europa (Migrationspolitik, die Rolle Osteuropas, die Haltung der Visegrad-Staaten) die Wahrnehmung der europäischen Einigung als Faktor und Garant für Stabilität und Sicherheit? Stoicheva ist Vize-Rektorin der St.-Kliment-Ohridski-Universität und Inhaberin des Jean Monnet Chairs for Identity and Multilingualism in Europe.

Ausnahmsweise an einem Donnerstag, dem 12. Dezember, folgt ein Vortrag des Soziologen der University of South Australia und Direktor des Hawke EU Jean-Monnet Centre of Excellence and Network, Anthony Elliott. Er wird in seinem Vortrag über „The Politics of Digital Transformation: Challenges and Opportunities for the EU and Australia” (englischsprachig) die Vielfalt an Herausforderungen und Möglichkeiten durch die Digitalisierung untersuchen. Hierbei interessiert ihn vor allem der Wandel der Arbeitswelt, die Reaktion der Politik in der EU und – im Vergleich – in Australien auf diese globale soziale und wirtschaftliche Herausforderung. Elliott wird auch aktuelle Entwicklungen und Konzepte der Künstlichen Intelligenz und der Industrie 4.0 berücksichtigen. Kann die kontinuierliche Fortbildung der Arbeitskräfte mit dem technischen Wandel mithalten? Wie weit wird die Aneignung digitaler Fähigkeiten von sozialen, kulturellen, persönlichen und identitätsbezogenen Faktoren bestimmt, die die Politik nicht mitbedenkt?

Die Idee des ‚Afropolitanismus‘ steht im Zentrum des Vortrags von Sylvère Mbondobari am Mittwoch, dem 22. Januar 2020, unter dem Titel „African Global. Culture transnationale, construction identitaire et globalisation“ (französischsprachig). Dabei handelt es sich um ein Konzept des Historikers Achille Mbembe, das eine Bewältigung nationalistischer und antikolonialistischer Denkströmungen anstrebt. Hierfür soll eine an zeitgenössischem Denken und transkulturellen Dynamiken orientierte Neuausrichtung des Diskurses über Afrika und die Welt vorgenommen werden, die auch jede Form von Opferidentität verweigert. Hierbei wird auch über das Verhältnis zu Europa und besonders zu den ehemaligen europäischen Kolonialmächten in Afrika zu sprechen sein. Mbondobari ist Maître de conférences für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Université Omar Bongo in Libreville (Gabun).

Am Mittwoch, dem 29. Januar 2020, folgt ein Vortrag von Hans-Jürgen Burchardt, Professor für Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen an der Universität Kassel. Unter dem Titel „Lateinamerika – Europa: 500 Jahre Verfechtung zwischen gestern und morgen“ (deutschsprachig) stellt Burchardt den seit der „Entdeckung“ der neuen Welt durch Kolumbus ambivalenten Austausch zwischen Lateinamerika und Europa dar: Er zeichnete sich durch Dominanz und Abhängigkeit, aber auch durch Kooperation und gegenseitige Inspirationen aus. Der Vortrag geht auf Suche nach historischen Bedingungen, stellt die aktuellen Beziehungen zwischen beiden Regionen dar und versucht ein Ausblick. Burchardt ist darüber hinaus Direktor des Centro de Estudios Latinoamericanos und Direktor des CALAS - Maria Sibylla Merian Center for Advanced Latin American Studies.

Ein weiterer Vortrag zum pazifischen Raum ist geplant. Datum und Gast stehen aktuell noch nicht fest.

Die Reihe „Europa-Diskurs(e) – Internationale Europaforschung zu Gast an der UdS“ gibt Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität sowie der interessierten Öffentlichkeit Gelegenheit, sich über aktuelle Europaforschung an internationalen Universitäten zu informieren und mit renommierten Gästen ins Gespräch zu kommen. Mit der interdisziplinären Vortragsreihe will das Europa-Kolleg CEUS an die Europaforschung der Universität des Saarlandes anknüpfen und so innovative Impulse und nachhaltige Kontakte befördern.

 

Alle Termine auf einen Blick:

Mi, 16. Oktober 2019, 17-19 Uhr
Prof. Dr. Willem Maas (Glendon College, York University, Toronto, Canada)
Borders, Brexit and Citizenship (Vortrag in englischer Sprache)

Mi, 4. Dezember 2019, 17-19 Uhr
Prof. Dr. Maria Stoicheva (St.-Kliment-Ohridski-Universität Sofia, Politikwissenschaft)
The Relative Geography of Identity Formation: The Dynamics of Periphery and Centrality in European Integration Processes (Vortrag in englischer Sprache)

Do, 12. Dezember 2019, 18-20 Uhr
Prof. Dr. Anthony Elliott (University of South Australia, Professor of Sociology and Executive Director of the Hawke EU Jean Monnet Centre of Excellence and Network at the University of South Australia)
The Politics of Digital Transformation: Challenges and Opportunities for the EU and Australia (Vortrag in englischer Sprache)

Mi, 22. Januar 2020, 17-19 Uhr
Dr. Sylvère Mbondobari (Université Omar Bongo)
African Global. Culture transnationale, construction identitaire et globalisation (Vortrag in französischer Sprache)

Mi, 29. Januar 2020, 17-19 Uhr
Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt (Universität Kassel, Professor für Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen und Direktor des Centro de Estudios Latinoamericanos)
Lateinamerika – Europa: 500 Jahre Verfechtung zwischen gestern und morgen (Vortrag in deutscher Sprache)

 

Ort: Campus C7 4, Konferenzraum 1.17; Parkmöglichkeiten im Parkhaus am Meerwiesertalweg oder auf dem Campus (Parken auf dem Campus ab 17 Uhr kostenlos möglich)

 

Kontakt und Information:

Anne Rennig
Tel.: (0681) 3024041
E-Mail: ceus@uni-saarland.de  
Internet: www.uni-saarland.de/ceus