06.05.2021

Online-Vorträge: Zur Musealisierung von Industriekultur & zu den Denkmälern des Steinkohlebergbaus

Die Industrie- und Alltagskultur im Saarland ist Thema einer öffentlichen Online-Ringvorlesung der Saar-Uni, die im Sommersemester jeweils donnerstags von 18.15 bis 20.00 Uhr stattfindet. Am 6. Mai geht es zum einen um die "Musealisierung von Industriekultur am Beispiel der Keramikmuseen in Saargemünd" und in einem zweiten Vortrag um "die Gutachten zu den Denkmälern des saarländischen Steinkohlebergbaus".

6. Mai: 
1. Vortrag: 
Zur Musealisierung von Industriekultur am Beispiel der Keramikmuseen in Saargemünd (Referentin: Johanna Ehrlich, Saarbrücken) 

Die Keramiktechnik hat eine lange Tradition und einen festen Platz im alltäglichen Leben. Der Beitrag soll sich daher mit der Keramikmanufaktur der Stadt Saargemünd beschäftigen. Dabei liegt der Fokus der Betrachtung auf der Musealisierung und Konzeption der Technikausstellung in der Bliesmühle und dessen Garten, sowie der Keramikausstellung im Keramikmuseum.

2. Vortrag:
Die Gutachten zu den Denkmälern des saarländischen Steinkohlebergbaus (Referent: Rainer Hartz, Saarbrücken)

Seit 2012 ist der Steinkohlenbergbau im Saarland Geschichte - aber was wird bleiben von seiner Geschichte? Mit den physischen Hinterlassenschaften in Form von Fördergerüsten und -türmen, Waschkauen, Maschinenhallen beschäftigten sich mittlerweile 3 Gutachten, die den Denkmalwert der Anlagen analysierten. Im Jahr 2000 sorgte die "Kommission Industrieland Saar" mit dem Ganser-Gutachten im Auftrag der neuen CDU-Landesregierung, die die Industriekultur als Motor des Strukturwandels installieren wollte, für Furore - und scheiterte kläglich. 2007 erfolgte dann ein deutlich weniger spektakuläres Gutachten unter rein denkmalpflegerischen Aspekten des Landesdenkmalamtes auf der Grundlage von Rainer Slottas umfassender Inventarisierung von 1987. Zum Bergbauende 2012 dann wurde von der Landesregierung das umfangreiche Höhmann-Gutachten in Auftrag gegeben, das endgültig die erhaltenswerten Relikte unseres Bergbauerbes in Form von "Premiumstandorten" bestimmen sollte. Dieser Vortrag beleuchtet im Rückblick Aufbau, Inhalt sowie Wirkung dieser drei Gutachten und reflektiert kritisch die aktuelle Situation saarländischer Steinkohledenkmäler.

Zur Ringvorlesung „Arbeit – Industrie – Alltag. Kulturwissenschaftliche Annäherungen an die Industriekultur im Saarland“ : Das Saarland ist bekannt als Industrieland, das sich insbesondere durch Kohle und Stahl einen Namen machte. Im Rahmen eines Projektseminars hat sich eine Gruppe angehender Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des Fachs „Historische Anthropologie/Europäische Ethnologie“ der Saar-Uni auf Spurensuche in die einst industriell geprägte Alltagswelt vieler Saarländerinnen und Saarländer begeben: Welche Erlebnisse aus ihrem Arbeitsalltag haben die Menschen nach Feierabend am Tresen ihrer Lieblingskneipe besprochen? Wie wurde das Ende des saarländischen Bergbaus erlebt? Wie werden industriell geprägte Orte heute (um)genutzt und aufgewertet? – Diese und andere spannende Themen rund um die Auswirkungen der industriellen Geschichte auf zentrale Bereiche des Alltagslebens werden in der öffentlichen Ringvorlesung in Kooperation mit dem UNESCO Weltkulturerbe Völklinger Hütte präsentiert und zur Diskussion gestellt. 

Weiteres Programm:

20. Mai:
_ Von Schlaf- und Prämienhäusern. Wohnen und Wirtschaften unter industriellen Arbeitsbedingungen (Tabea Motika, Saarbrücken)
_ Strukturwandel am Tresen? Kneipenkultur als Spiegel der Arbeits- und Lebenswelten der südwestdeutschen Mittelstadt St. Ingbert? (Peter Burgard, Saarbrücken)
27. Mai:
_ Leben in saarländischen Bergmannssiedlungen nach dem Zweiten Weltkrieg (Joana Baumgärtel, Saarbrücken)
_ Die Verehrung der Heiligen Barbara im saarländischen Bergbau. Soziale und kulturelle Funktionen im 20. Jahrhundert (Corinna Kern, Saarbrücken)
10. Juni: 
„Ein Bergmann will ich werden ...“ – Konzepte des Bergarbeiters in der Lehrlingszeitung „Der junge Bergmann“ (Charlotte Ullmert, Saarbrücken)
 17. Juni:
Schicht im Schacht – Das Ende des Bergbaus im Saarland (Nina Schmit, Saarbrücken)
24. Juni:
Der Bergbau in Ibbenbüren. Wie ein Stück Saarland nach Nordrhein-Westfalen kam (Jana Hiege, Saarbrücken)
1. Juli:
Kämpfe um das Bergwerk Ibbenbüren (Dr. Thomas Schürmann, Cloppenburg)
8. Juli: 
_ Der Saarkohlenwald. Vom „grünen Motor der Industrie“ zur „grünen Oase vor den Toren der Stadt“ Saarbrücken (Sarah Klement, Saarbrücken)
_ Echte Flüsse haben Kurven? Diskurse über den Ausbau der Saar in den 1970er und 1980er Jahren (Lukas Braun, Saarbrücken)
15. Juli:
Von der „industriellen Reservearmee“ zum saarländischen Mitbürger. Kulturelle Austauschprozesse am Beispiel italienischer Gastarbeiter (Marianna Raffele, Saarbrücken)
22. Juli:
Die Industrialisierung als Zäsur: Zum Konstitutionsverhältnis von Arbeit, Zeit und strukturellem Wandel (Laura Weidig, Saarbrücken)

Infos: 
Die Veranstaltung findet digital über MS Teams statt. Bei Interesse wird um Anmeldung unter rv-industriekultur@uni-saarland.de gebeten. 
Nähere Infos zum Ablauf finden Sie auf der Lehrstuhlhomepage unter: www.uni-saarland.de/lehrstuhl/krug-richter.html

Link zum Poster

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Krug-Richter
E-Mail: krugrichter@mx.uni-saarland.de