03.07.2019

Ringvorlesungen der Universität des Saarlandes in der 28. Kalenderwoche

Im Sommersemester bietet die Universität des Saarlandes öffentliche Vortragsreihen an, die allen Interessierten offen stehen. Der Eintritt ist frei.

1. Literaturwissenschaftliche Ringvorlesung „Narren, Clowns, Spaßmacher“

Montag, 8. Juli, 19 Uhr: Chaplin, Churchill und die ‚Methode des Clowns‘ in Michael Köhlmeiers „Zwei Herren am Strand“

(Dr. Katharina Meiser, Neuere deutsche Philologie und Literaturwissenschaft)

In seinem 2014 publizierten Roman „Zwei Herren am Strand“ lässt Michael Köhlmeier Charlie Chaplin und Winston Churchill einen Freundschaftspakt gegen ihre Depressionen schließen: Ein hervorragender Stoff für eine Fiktion – oder nicht? Der Erzähler jedenfalls, nach eigenen Angaben von Berufs wegen Clown, lässt früh berechtigte Zweifel an der Fiktionalität des Erzählten aufkommen, indem er (vermeintlich?) authentische Quellen zitiert und damit die Faktizität der Geschehnisse suggeriert. Und tatsächlich: Der Clown und der Staatsmann, diese beiden so unterschiedlichen ‚Geschichten-Schreiber‘ des 20. Jahrhunderts, trafen sich, das ist faktisch verbürgt, wirklich einige Male, so zum Beispiel am Filmset zu Chaplins triumphaler Tragikomödie „City Lights“.

Der Vortrag zeigt, wie Köhlmeier aus den Biografien zweier Legenden ein schillerndes fiktionsbiografisches Doppel macht. Chaplin und Churchill spielen miteinander und gegen sich selbst; ihre Legende spielt mit ihnen und gegen sie; Fakt und Fiktion gehen eine Allianz ein und werden gegeneinander ausgespielt. Der Erzähler impliziert hier einen Leser, der sich auf die Suche macht, das Verwirrspiel mit Fakt und Fiktion zu entknoten. Köhlmeiers Roman ist eine brillante Performanz des Clownesken im Erzählen selbst. Sein Erzähler ist ein Schelm, der seine Leser – und zuletzt auch sich selbst? – auf unterhaltsam-leichte Art zum Narren hält.

Detailliertes Programm: literaturarchiv.uni-saarland.de/ringvorlesung/

Veranstaltungsort: Festsaal des Rathauses St. Johann, Rathausplatz 1, 66111 Saarbrücken
Kontakt: Dr. Katharina Meiser, k.meiser@mx.uni-saarland.de, Tel.: 0681 302-4511
und Prof. Dr. Sikander Singh, s.singh@sulb.uni-saarland.de, Tel.: 0681 302-3327


2. Ringvorlesung „Bio-Logisch!“

Mittwoch, 10. Juli, 18.30 Uhr: Das Gedächtnis: Zwischen Erinnern und Vergessen

(Prof. Dr. Uli Müller, Zoologie / Physiologie-Neurobiologie, Saarbrücken)

Das Gedächtnis bildet die Grundlage für alle unsere Entscheidungen, unser Handeln und unsere individuelle Persönlichkeit. Im Laufe unseres Lebens verändern sich die Prozesse der Gedächtnisbildung und das Zusammenspiel zwischen Erinnern und Vergessen. Dabei können physiologische und anatomische Veränderungen in wichtigen Gehirnbereichen zu Veränderungen in unserer Gedächtnisbildung und zu neurokognitiven Störungen (Demenz) führen. Im Vortrag werden die derzeit aktuellen Vorstellungen über die Gedächtnisbildung und die Prozesse des Erinnerns und Vergessens anhand von allgemeinverständlichen Beispielen dargestellt.

Prof. Uli Müller ist seit 2003 Professor für Zoologie an der Universität des Saarlandes und leitet im Zentrum für Human- und Molekularbiologie die Abteilung Zoologie/Physiologie-Neurobiologie. Gemeinsam mit seinem Team erforscht er die molekularen und zellulären Grundlagen der Gedächtnisbildung und deren Abhängigkeit von Stress, Motivation und Metabolismus.

Detailliertes Vortragsprogramm: zhmb.uni-saarland.de/bio-logisch/

Veranstaltungsort: Filmhaus, Mainzer Straße 8, 66111 Saarbrücken
Kontakt: Zentrum für Human- und Molekularbiologie, Tel.: 06841 16-26184,
E-Mail: zhmb@zhmb.uni-saarland.de
und: Kulturamt der Landeshauptstadt Saarbrücken / Abt. Film und Wissenschaft, Christel Drawer, Tel.: 0681 93674-13, E-Mail: christel.drawer@saarbruecken.de


3. Europavortrag:

Mittwoch, 10. Juli, 18.15 Uhr: Die Europäisierung der Bundesrepublik Deutschland 1950-1992

(Prof. Dr. Guido Thiemeyer, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Europäisierung des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. Seit den 1950er Jahren hat die Bundesregierung große Teile der nationalen Souveränität an die supranationale Europäische Gemeinschaft übertragen. Dies führte allerdings dazu, dass die Länder, deren Mitwirkung über den Bundesrat gesichert wird, in den betroffenen Politikfeldern keine Einflussmöglichkeit mehr hatten. – Welche Instrumente haben die Landesregierungen genutzt, um den drohen Einflussverlust auszugleichen? Und wie entstand das seit den 1980er Jahren von den Politikwissenschaften beschriebene „Europäische Mehrebenensystem“? Diesen Fragen wird der Vortrag nachgehen.

Prof. Guido Thiemeyer ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Geschichte an Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seine Forschungsschwerpunkte sind die internationale Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert sowie die Geschichte der Europäischen Integration und der internationalen Währungsbeziehungen.

Veranstaltungsort: Campus Saarbrücken, Gebäude B3 2, Hörsaal 003
Kontakt: Carsten Geimer, M.A., Fachrichtung Geschichte,
Tel.: 0681 302-3373, E-Mail: c.geimer@mx.uni-saarland.de
www.uni-saarland.de/fachrichtung/geschichte/europa-vortraege.html