Hier die weitere Stellungnahme der Universität der Großregion zum Thema Grenzschließung:
Die Zusammenarbeit und die Solidarität ihrer Mitglieder leiden darunter erfreulicherweise jedoch nicht – vielmehr lässt sich gerade in diesen Krisenzeiten feststellen, dass kreative Lösungen neue Dimensionen der Kooperation hervorbringen. Auch die Kooperation zwischen den sechs Mitgliedsuniversitäten der Universität der Großregion (UniGR) bekommt eine neue Dimension – sowohl in praktischer als auch in wissenschaftlicher Hinsicht.
Zum einen stehen die Universitätsleitungen in engem Austausch über die aktuellen Herausforderungen, von der Digitalisierung des Lehrangebots über die Anpassung der Vorlesungszeiten und Prüfungsmodalitäten bis hin zu Hilfsmaßnahmen für Studierende in prekärer finanzieller Lage. Zum anderen hat die Beobachtung und Analyse der aktuellen Krise die wissenschaftliche Zusammenarbeit innerhalb des UniGR-Center for Border Studies mit über 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 16 Disziplinen in den vergangenen Wochen enorm intensiviert.
Die UniGR ist jedoch auch ein grenzüberschreitender Akteur und daher angesichts der Auswirkungen der Grenzschließungen auf das tägliche Leben des grenzüberschreitenden akademischen Publikums äußerst besorgt. Mit rund 1.000 grenzüberschreitenden Studierenden (500 UniGR und 500 ISFATES/DFHI) aus 31 grenzüberschreitenden Studiengängen ist die Großregion eine einzigartige Region im europäischen Hochschulraum. Viele von ihnen kamen in die Großregion, um interkulturelle, mehrsprachige Kurse zu besuchen und "ohne Grenzen" zu studieren.
Nun können sie gerade in dieser Zeit der unterschiedlichen Lockerungen der Sicherheitsmaßnahmen jenseits der Grenzen ihr Studium nicht wie geplant absolvieren. Denn das Verbot des Grenzübertritts hindert die Studierenden daran, Einrichtungen der Partnerhochschulen vor Ort besuchen zu können. Ein Teil von ihnen muss darüber hinaus im Rahmen ihres Studiums ein Pflichtpraktikum absolvieren. Die meisten dieser Praktika erfordern eine Präsenz vor Ort, um in den grenzüberschreitenden Geist der gastgebenden Organisationen einzutauchen. Auch viele Lehrende, die in Frankreich, Belgien oder Luxemburg wohnen, können aktuell nicht an den Partnerhochschulen unterrichten.
Aus all diesen Gründen halten wir es für unentbehrlich, dass die grenzüberschreitenden Studierenden, Lehrenden und Praktikanten den Status der Grenzgänger, der den Grenzübertritt unter entsprechenden Voraussetzungen erlaubt, erhalten.
Es ist wichtig, zur Eindämmung der Corona-Pandemie einschneidende Maßnahmen vorzunehmen, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und möglichst viele Leben zu retten. Es ist jedoch ebenso unerlässlich, den Wirkungsgrad dieser Maßnahmen zu messen und dabei auch den europäischen Geist, der die Teilregionen der Großregion in einem gemeinsamen grenzüberschreitenden Lebensraum vereint, im Blick zu behalten und in angemessener Weise zu berücksichtigen.
Weitere Informationen zur Universität der Großregion: www.uni-gr.eu