Da die Daten allerdings anonymisiert vorliegen und die Adressen der in universitären Studien involvierten Personen nicht mehr rekonstruiert werden können, möchte die Universität mutmaßlich Betroffenen die Möglichkeit zur Information und Aufklärung geben.
Nach dem Bekanntwerden der Verdachtsfälle von Kindesmissbrauch an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum des Saarlandes im Sommer des Jahres hat die Universität des Saarlandes umgehend eine eigene Task Force eingerichtet, um zu untersuchen, inwieweit der Tatverdächtige S. auch im Rahmen seines Studiums und seiner universitären Laufbahn mit Kindern in Kontakt gekommen war. Die Task Force tagte erstmals am 7. August und hat sich seitdem noch mehrere Male getroffen, um sich über den Stand der Recherchen auszutauschen. Mitglieder der Task Force sind unter anderem Vertreter der Medizinischen Fakultät, des Dezernats Forschungsmanagement und Transfer, des Justiziariats sowie die Gleichstellungsbeauftragte und die Datenschutzbeauftragte. Den Vorsitz hat Vizepräsident Roland Rolles.
Kern der Untersuchungen ist die Auswertung von insgesamt 24 Aktenordnern mit Unterlagen, die die Mitarbeit von S. an universitären Studien dokumentieren. S. studierte von 2003 bis Ende 2009 Medizin an der Universität des Saarlandes und begann im Anschluss (2010-2014) seine Promotion zum Dr. med., die er allerdings nicht abschloss.
Während seiner Studienzeit arbeitete S. als studentische Hilfskraft zwischen ca. 2006 und 2010 an einer Forschungsstudie der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit, an der insgesamt 100 Kinder und Jugendliche teilgenommen haben. Die Unterlagen dieser Zeit umfassen neun Aktenordner.
An seiner Dissertationsstudie haben 104 Minderjährige teilgenommen, darunter 19 Kinder und Jugendliche, die bereits an den vorgenannten Untersuchungen aus S. Studienzeit teilgenommen hatten. Die Unterlagen der Dissertationsstudie sind in 15 Aktenordnern enthalten.
Somit ergibt sich ein Personenkreis von 185 Kindern und Jugendlichen – heute aufgrund der lange zurückliegenden Studien bereits ganz überwiegend im Erwachsenenalter -, die entweder als Patienten oder Probanden an den Studien teilgenommen haben. Zu dem Studiendesign gehörten auch medizinische Untersuchungen, wie etwa eine körperliche Untersuchung, Ultraschall oder Uroflow, die bei einigen der Studienteilnehmer durchgeführt wurden. Genaue Rückschlüsse darauf, welche Untersuchungen an welchen Personen S. selbst durchgeführt hat, lässt die Aktenlage nicht zu.
Die Universität bedauert sehr, dass über die bereits bekannt gewordene Thematik am UKS hinaus auch in den Jahren zuvor ein Missbrauch nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Sie wird alles in ihren Möglichkeiten Stehende unternehmen, um die Faktenlage weiter aufzuklären und steht dazu auch in engem Austausch mit der Staatskanzlei als Aufsichtsbehörde. Darüber hinaus hat Vizepräsident Rolles dem vom Landtag eingerichteten Untersuchungsausschuss bereits die uneingeschränkte Auskunftsbereitschaft signalisiert, sofern dies gewünscht ist.
Die Universität des Saarlandes bietet allen potenziell Betroffenen ihre Unterstützung an. Da der Universität keine aktuellen Adressdaten vorliegen, können sich Personen, die möglicherweise an den Studien teilgenommen haben, an die Universität wenden, um weitere Informationen und Hilfsangebote zu erhalten sowie Akteneinsicht zu erlangen.
Ansprechpartner für potenziell betroffene Personen ist das Sekretariat des Dekans der Medizinischen Fakultät unter der Telefonnummer 06841/16-26071, vormittags von 9 bis 13 Uhr.