14.04.2020

Universität der Großregion: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Zeiten der Corona-Pandemie

Während die Grenzen in der Großregion geschlossen werden, bekommt die Kooperation zwischen den sechs Mitgliedsuniversitäten der Universität der Großregion (UniGR) eine neue Dimension – sowohl in praktischer als auch in wissenschaftlicher Hinsicht.

Im Zuge der Corona-Pandemie werden auch in der Großregion wieder Grenzen geschlossen. Die Universität der Großregion, die sich einem gemeinsamen europäischen Hochschul- und Forschungsraum in der Grenzregion verschrieben hat, beobachtet die aktuellen Entwicklungen mit einer gewissen Besorgnis. Die Zusammenarbeit und die Solidarität ihrer Mitglieder leiden darunter erfreulicherweise jedoch nicht – vielmehr lässt sich gerade in diesen Krisenzeiten feststellen, dass sich mithilfe kreativer Lösungen neue Dimensionen der Kooperation entwickeln.

Von einem Tag auf den anderen sind alle sechs UniGR-Universitäten damit konfrontiert, ihre Lehrveranstaltungen flächendeckend in neuen, digitalisierten Formaten anbieten zu müssen. Nun werden nicht nur gute Praktiken ausgetauscht – auch die bereits seit langem bestehende gegenseitige Öffnung des Studienangebots könnte unter diesen Umständen eine neue Bedeutung erlangen. Der sogenannte UniGR-Studierendenstatus erlaubt es den Studierenden aller UniGR-Mitglieder, sich kostenfrei an den fünf Partneruniversitäten einzuschreiben und dort Lehrveranstaltungen zu belegen. Aufgrund der verstärkten Online-Lehrangebote könnte nun sogar eine steigende Zahl von Studierenden von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.
Auch wenn physische Treffen aufgrund der Corona-Krise momentan ausgeschlossen sind, wird die Zusammenarbeit auf allen Ebenen des Verbunds in virtueller Form weitergeführt. Die Universitätsleitungen stehen ebenfalls in engem Austausch über die aktuellen Herausforderungen, von der Digitalisierung des Lehrangebots über die Anpassung der Vorlesungszeiten und Prüfungsmodalitäten bis zu Hilfsmaßnahmen für Studierende in prekärer finanzieller Lage.

Die außergewöhnlichen Umstände der Coronakrise unterstreichen indes die Notwendigkeit von „mehr Europa“. Auch innerhalb der Universitäten wird der Vermittlung von Wissen über Europa, von Sprach- und interkulturellen Kompetenzen eine stetig wachsende Bedeutung zugeschrieben. Die UniGR-Partner haben daher – trotz oder gerade angesichts der aktuellen Einschränkungen – im Rahmen eines Erasmus-Antrags ein gemeinsames Zertifikat zu europäischer Identität konzipiert.

Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtungen sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unsere Grenzregion am Zentrum für Grenzraumstudien der UniGR. Unter dem Dach des seit 2014 bestehenden UniGR-Center for Border Studies (UniGR-CBS) arbeiten heute um die 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 16 verschiedenen Disziplinen der sechs Universitäten. Kurze wissenschaftliche Beiträge zur aktuellen Situation werden seit Anfang April in dem Blog BorderObs in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch) veröffentlicht.

Eine für Anfang Juni an der Universität Lüttich geplante zweitägige wissenschaftliche Veranstaltung zum Thema grenzüberschreitende Mobilität wird kurzerhand in Form einer Webkonferenz angeboten – in der Hoffnung, dass die Tagung in diesem digitalen Format ein noch größeres Publikum erreichen kann.

Alle Studierenden stellt die aktuelle Situation vor ungeahnte Herausforderungen – in besonderem Maße gilt dies für die Studierenden des UniGR - Master in Border Studies. Ihr Studium findet an vier Universitäten in drei Ländern gleichzeitig statt. Glücklicherweise sind jedoch auch sie nicht mehr auf das Pendeln zwischen den Standorten in Kaiserslautern, Luxemburg, Metz und Saarbrücken angewiesen: Eine gemeinsame Online-Plattform der Universitäten ermöglicht es ihnen neuerdings, einen Großteil der Master-Angebote auch von einem Standort aus zu belegen.

Mehr Informationen zur Universität der Großregion:

Die Universität der Großregion ist ein innovativer universitärer Verbund der Universitäten Kaiserslautern (D), Lüttich (B), Lothringen (F), Luxemburg (LU), des Saarlandes (D) und Trier (D). Die Zusammenarbeit der sechs Hochschul- und Forschungseinrichtungen der Großregion, 2008 im Rahmen eines EU-Projekts gestartet, wurde nach der Projektlaufzeit verstetigt. Seit 2015 besitzt der Verbund eine eigene Rechtsform, die es ihm ermöglicht, Projekte im Dienste seiner Mitglieder zu tragen und die Koordination der Zusammenarbeit sicherzustellen.

Aus geographischer Sicht sind die Entfernungen zwischen den Universitäten Kaiserslautern, Lüttich, Lothringen, Luxemburg, Trier und des Saarlandes nicht sehr groß. Es ist möglich, innerhalb kurzer Zeit von einer Universität zur anderen zu fahren. Dennoch gab es bis vor einigen Jahren große administrative Barrieren zwischen den Universitäten. Diese gelang es nach und nach zu verkleinern. Sobald Studierende sich heute in einer der Partneruniversitäten der „Universität der Großregion“ (UniGR) einschreiben, profitieren sie kostenlos vom Angebot der anderen fünf Universitäten. Dank des UniGR-Studierendenstatus ist es möglich, an Kursen und Prüfungen teilzunehmen, kostenlos die Bibliotheken zu nutzen, sowie die fünf anderen Universitätsmensen zum Studierendentarif zu nutzen. Die Studierenden bereichern ihren Universitätsalltag mit interkulturellen Erfahrungen und entdecken die unterschiedlichen Lehrmethoden der Nachbarländer.

Die Vernetzung der Forscher in der Großregion ist ebenfalls ein zentrales Anliegen der UniGR, insbesondere innerhalb ihrer Leuchtturmbereiche: Grenzraumstudien („Border Studies“), Materialwissenschaft und Ressourceneffizienz sowie Biomedizin. Zahlreiche grenzüberschreitende Projekte wurden entwickelt oder sind derzeit in Vorbereitung dank der Seminare, wissenschaftlichen Workshops oder Konferenzen, bei denen die Wissenschaftler der Großregion die Gelegenheit haben, sich kennenzulernen.

Weitere Informationen:     Internetseite UniGR: www.uni-gr.eu

Internetseite UniGR-CBS: cbs.uni-gr.eu

Facebook: Université de la Grande Région – Universität der Großregion
Twitter: @UniGR_official ; @UniGR_CBS

Kontakt: Frédérique Seidel
Generalsekretärin der UniGR a.s.b.l.
Mail: Frederique.seidel(at)uni-gr.eu
 

0049 681 30140 802