Ludwig M. Eichinger

Ludwig M. Eichinger

 

Kritik der deutschen Sprache, oder: nicht jeder ist seiner Sprache gewachsen (Abstract)

 

In vielen öffentlichen Äußerungen werden Merkmale und Entwicklungen der heutigen deutschen Sprache kritisch betrachtet. Demgegenüber betonen Linguisten gerne, dass die deutsche Sprache einen historisch einmaligen Grad an Differenzierung erreicht habe. Ohne Hintergrundwissen darüber, was im sprachlichen System möglich oder wahrscheinlich ist, und ohne Angabe, unter welchen Bedingungen sprachliche Erscheinungen als angemessen gelten können, lassen sich diese Feststellungen nicht recht bewerten. Dass dazu eine genaue Untersuchung des Gebrauchs und eine präzise Analyse der Systemdifferenzen nötig ist, wird in diesem Beitrag an einigen Erscheinungen gezeigt, die in der öffentlichen Diskussion durchgehend eine Rolle spielen: einerseits am Gebrauch von Entlehnungen aus dem Englischen und andererseits an einigen Erscheinungen der Morphologie und Syntax des Deutschen, wobei die Fragen nach dem Status des Genitivs und nach dem Schwanken zwischen schwachen und starken Formen bei bestimmten Verben ausführlicher behandelt werden.