Werner Besch

Werner Besch

 

Die deutsche Orthographiereform von 1996 f. und ihr Scheitern an der Widerständigkeit des Sprachvolkes (Abstract)

 

Die Erste Orthographische Konferenz 1876 in Berlin zielte auf einen Angleichungskompromiss der unterschiedlichen deutschen Länderorthographien. Die Ergebnisse wurden z. T. durch Abstimmungen gewonnen, nicht durch prinzipientreue Regeln. Dabei blieb es über ein Jahrhundert. Die Reformbegehren nach mehr Systematisierung verstärkten sich immer mehr und führten schließlich zur staatlich verordneten Reform von 1996 f. Diese setzte sich nicht durch. Sie scheiterte im Volk wohl aus zwei Gründen: (1.) Schriftlichkeit ist keine bloße Phonographie, sondern ein eigenständiges, optimierungsfähiges Kulturmedium für unsere Zeit. (2.) Sie ist auf den Leser ausgerichtet, nicht auf die Schwierigkeiten etwa des Schreibanfängers. In der Schriftkultur gilt der ‚Usus‘ (Gebrauch), nicht systematische Neuregelung. Das ‚Volk‘ wollte sich seine erlernte Schriftkultur nicht nehmen lassen.