Camille de Toledo

Camille de Toledo

 

Une écriture du vertige Fragments sur l’u-topos européen, de Robert Musil à Bruce Lee [Das Schreiben des Schwindels. Fragmente über den europäischen u-topos von Robert Musil bis Bruce Lee] (Abstract)

 

Une écriture du vertige (Das Schreiben des Schwindels) ist eine Serie von Fragmenten, die mit dem geokritischen Paradigma von Bertrand Westphal in Dialog treten möchten. Die Geokritik, wie ich sie verstehe, ist Aufmerksamkeit gegenüber der Instabilität des Zeichens, gegenüber der Loslösung der Sprache von der Erde, gegenüber der gegenseitigen Durchdringung von Fiktion und Realität. Wie dieser Text darstellt, integriert der zeitgenössische Schriftsteller die Erkenntnisse der Geokritik in erster Linie im Material des Textes, in der Erfindung einer neuen literarischen Sprache für das 21. Jahrhundert und in einer Neulektüre der Geschichte des Romans und der Tradition als ‚Geschichte des Schwindels‘. In dieser dreifachen Bewegung – Instabilität des Zeichens, Loslösung der Sprache von der Erde, Durchdringung von Realität und Fiktion – entsteht die Figur des zeitgenössischen Dichters als Produzent einer sedimentierten Realität. Ein Porträt des Schriftstellers als Sedimentierer und Ausgräber. Dieser Text ist darum genauso sehr eine Reflexion über meine Praxis – über das, was ich mit meinem Schreiben erreichen möchte und was ich inzwischen als ‚Schreibweise des Schwindels‘ bezeichne – wie ein Umherwandern im Innern meiner verschiedenen Bücher, das dazu dient, zu definieren, worin der gegenwärtige Ort Europas besteht und wie ich ihn wahrnehme, an der Kreuzung zwischen globalisierten Pop-Fiktionen und Erinnerungsnarrativen: der Ort einer Besessenheit, die erodiert wird durch den Zusammenprall zwischen der Realität und einem Text, die beide in Richtung Spiel gedrängt werden: a haunted play-ground, eine fiktionale Spielwiese, auf der es spukt, wo der Sockel des Beweises umschlägt in die Ära einer vollständigen Mythologie.