Rene Lasserre

René Lasserre

 

Zwischen Globalisierung und Krise: die deutsch-französische Wirtschaftspartnerschaft auf dem Prüfstand


Die deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen sind in der industrialisierten Welt einmalig. Es gibt kein anderes Beispiel zweier großer Länder mit etwa vergleichbarer Größe, die so enge Handelsbeziehungen unterhalten wie die Bundesrepublik Deutschland und Frankreich, deren wirtschaftliche Verflechtung so weit vorangeschritten ist und die eine so starke Interdependenz bei der Steuerung ihrer Wirtschaft erreicht haben.
Der wirtschaftliche Austausch zwischen Deutschland und Frankreich hat in der Tat ein beachtliches Gewicht innerhalb der Europäischen Union. Mit der Entwicklung des europäischen Binnenmarktes hat sich dieser Austausch keineswegs abgeschwächt, sondern weiter an Vielfalt und Tiefe gewonnen. Er geht über die einfache Handelsbeziehung zwischen Kunden und Zulieferern hinaus und führt zu einer zunehmenden Integration beider Wirtschaftssysteme durch eine immer engere und vielgestaltigere Kooperation zwischen Unternehmen, Geldinstituten und Berufsverbänden aller Art. Auf Basis dieser wachsenden engen Zusammenarbeit hat sich seit den 1980er Jahren ein deutsch-französisches Wirtschaftstandem gebildet, das im Prozess der wirtschaftlichen und monetären europäischen Einigung eine Schlüsselrolle spielt.
Seit der Jahrtausendwende und unter dem doppelten Einfluss der Globalisierung und der Wirtschaftskrise wird diese privilegierte Wirtschaftszusammenarbeit jedoch einer harten Prüfung unterzogen: Einerseits zeigt sich ein wachsendes Ungleichgewicht der Handelsbeziehungen zu Lasten von Frankreich aufgrund seines fortschreitenden Verlusts an Wettbewerbsfähigkeit. Andererseits weisen beide Länder aufgrund ihrer unterschiedlichen Strukturen, Interessen und wirtschaftlichen Vorgehensweise immer deutlichere Divergenzen im Bereich der wirtschaftlichen und monetären europäischen Governance auf.