Christoph Vatter

Christoph Vatter

 

„Allô Berlin? Ici Paris!“

Deutsch-französische Filmbeziehungen und deutsch-französische Beziehungen im Film

Seit der fast zeitgleichen Vorstellung des neuen Mediums Kino 1895 in Berlin und Paris sind die Filmgeschichten Deutschlands und Frankreichs eng miteinander verflochten. Der Beitrag widmet sich diesen interkulturellen Verflechtungen der Kinokulturen im 20. Jahrhundert: Zunächst werden vier Schlüsselmomente der deutsch-französischen Filmgeschichte vorgestellt und die damit zusammenhängenden Transferprozesse und Kontaktzonen in Filmproduktion und -ökonomie näher beleuchtet. In einem zweiten Schritt werden mediale Perzeptionsformen am Beispiel der Darstellung des Nachbarn und damit verbundener Fremdwahrnehmungsmuster sowie exemplarisch die filmische Imagination deutsch-französischer Beziehungen analysiert. Es entsteht das Bild einer in komplexer und vielschichtiger Art und Weise miteinander verwobenen histoire croisée, die die kulturellen und politischen Beziehungen zwischen beiden Ländern begleitet und sie in vielfacher Hinsicht auch mitgestaltet. Die Bilder vom Nachbarn, die auf Kinoleinwänden beidseits des Rheins zu sehen waren und sind, eröffnen weiterhin einen kinematografischen Imaginationsraum der deutsch-französischen Beziehungen, der nicht zuletzt durch die Möglichkeit des empathischen Zugangs über das fiktionale Medium Spielfilm Einstellungen und Perzeptionsmuster des Anderen zu prägen vermag.