Laurence Guillon

Laurence Guillon

 

Louis de Funès als Botschafter der französischen Populärkultur in Deutschland und als Akteur einer Versöhnung ‚à piti piti pas‘?

Dieser Artikel analysiert die Rezeption von Louis de Funès und seiner Filme in Deutschland, die von einem bis heute nicht abreißenden Erfolg geprägt ist – ein Erfolg, der manchmal erstaunliche Formen annimmt. Gesprächsthema auf dem Schulhof, TV-Ereignis, das abends die ganze Familie um den Fernseher schart, Grundstoff für Techno-Remixversionen, aber auch Inspiration für einen Humoristen, der Vergleiche zwischen ‚Sarko‘ und de Funès zieht. Zusätzlich zu den zahlreichen Charakteristika des de funèsschen Humors, die man wahrscheinlich als universell ansehen kann, tragen bestimmte spezifische Züge zu der besonderen Beliebtheit beim deutschen Publikum bei. Als nichtintentionaler Mittler bringt Louis de Funès kaum 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Deutsche wie Franzosen zum Lachen über so ernste Themen wie die deutsch-französischen Beziehungen, den Krieg und sogar das Thema des Antisemitismus. Einerseits vermitteln diese Filme ein Frankreichbild, das das deutsche Publikum sehr anspricht, ein Publikum, das ‚seinen‘ de Funès noch stärker als ‚typisch französisch‘ rezipiert, als es das Original ohnehin schon ist, und bald nicht mehr zwischen dem Schauspieler und den vom ihm verkörperten Figuren unterscheidet; andererseits entdecken die Deutschen auch ein selbstironisches Frankreich, das sie noch nicht kannten. Auch wenn es sich nur um ‚ganz kleine Schritte‘ (‚piti piti pas‘) handelt, wie es in de Funès’ Ballettkomödie L’Homme orchestre heißt, trug de Funès doch dazu bei, Frankreich und die Franzosen den Deutschen zugänglich zu machen, und wurde so ein Teil des kulturellen Gedächtnisses sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland, was alles andere als unbedeutend ist.