Fritz Nies

Fritz Nies

 

„La France et l’Allemagne dans l’Europe": Zu ausgewählten französischen Büchern der Jahre 1942—1954 (Abstract)

 

Für die französischen Romanciers und Essayisten der Jahre 1942 bis 1954 war die Idee eines vereinten Europa mit Deutschland und Frankreich als Kern nicht von zentralem Interesse. Es waren hauptsächlich die westdeutschen Politiker, die eine Emanzipation Deutschlands auf dem Wege der europäischen Einigung anstrebten. In vielen französischen Romanen der Epoche, die sich mit der ‚deutschen Frage’ beschäftigen, wird der Begriff ‚Europa’ eher mit dem nationalsozialistischen ‚neuen Europa’ verknüpft – der Ideologie, Deutschland hätte die historische Mission, Europa zu führen und gegen den Bolschewismus zu verteidigen. Die Autoren heben den Kontrast zwischen dieser Ideologie und der Realität des von Deutschland beherrschten Europa hervor: Folterungen und Massenmorde, Hunger und Zerstörung. Gleichzeitig gibt es jedoch einige Romane und Essays, in denen das Europa-Konzept bereits als zukunftsweisend dargestellt wird. Diese sprechen zugleich Probleme an, die bis heute aktuell sind: die Rolle Russlands, die Zugehörigkeit Großbritanniens zum europäischen Raum und das gemeinsame kulturelle Erbe.

Einer der in dieser Hinsicht interessantesten Texte ist der Roman Siegfried (1946) von Jean-Louis Curtis. Er erzählt von der Begegnung zwischen einem jungen Deutschen, der ehemals überzeugter Hitlerjunge war, und einem französischen Soldaten, der diese Ideologie verabscheut. Langsam wird der Grundstein für Austausch und gegenseitiges Verständnis gelegt, und die Vision eines vereinten Europas der Regionen ohne Grenzen nimmt konkrete Züge an. Schließlich lernt der junge Deutsche, die Freiheit als Wert zu schätzen und sich vor allem anderen als Mensch und als Europäer und erst in zweiter Linie als Deutscher zu fühlen.

Abstracts