Karl Gabriel

Karl Gabriel

 

Pluralisierung und Individualisierung von Religion – Tendenzen und Reaktionen in Religionsgemeinschaften und Gesellschaft (Abstract)

 

Was kommt in den Blick, wenn man die deutsche religiöse Landschaft unter dem Gesichtspunkt der Pluralisierung und Individualisierung der Religion betrachtet? Danach fragt der vorliegende Beitrag. Er gibt zunächst einen Überblick über die Ausprägung des religiösen Pluralismus in Deutschland. Wenn die Kirchen auch kein Monopol mehr auf Religion besitzen, so weist der Pluralismus in Deutschland doch nach wie vor eine deutliche Asymmetrie zugunsten der beiden großen Kirchen, der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland, auf. Dabei machen die Menschen ohne Bindung an eine religiöse Gemeinschaft gegenwärtig ca. 28 % der Bevölkerung aus. Der religiöse Pluralismus kommt zunächst in einer gewachsenen Vielfalt und Heterogenität des religiösen Feldes in Deutschland zum Ausdruck. Aber auch der innerkirchliche Pluralismus hat erkennbar zugenommen. Dabei stehen Pluralisierung und Individualisierung des Religiösen in einem engen Zusammenhang. Nimmt man die Reaktionen der Religionsgemeinschaften in den Blick, so stößt man auf gegensätzliche Phänomene: einerseits ein hohes Krisenbewusstsein und strukturelle Anpassungsversuche der Kirchen an die neue Lage; andererseits eine neue Sichtbarkeit der Religionen und eine Bewegung der Kirchen hin zur Zivilgesellschaft. Innerhalb der Gesellschaft ist die Sensibilität für den religiösen Pluralismus und für religiöse Konflikte mit ambivalenten Bewertungen gewachsen. Sowohl der deutsche als auch der französische Pfad der Religionspolitik – so wird am Ende festgestellt – sind durch die neuen Entwicklungen herausgefordert und zeigen pfadabhängige Parallelen.

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