Mireille Estivalèzes

Mireille Estivalèzes

 

L’enseignement sur les religions à l’école en France [Religionskundlicher Unterricht in Frankreichs Schulen] (Abstract)

 

Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern wird in Frankreichs Schulen kein spezifischer Religionsunterricht angeboten. Diese Besonderheit ist insbesondere auf die Bedeutung des Laizismusprinzips im französischen Unterrichtssystem zurückzuführen. In der Tat müssen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sowohl die Unterrichtsinhalte als auch die Schulräume, wo der Unterricht stattfindet, religiös neutral sein. Die Lehrkräfte sind, was ihre persönlichen religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen angeht, zur Zurückhaltung angewiesen.

Seit Beginn der 1980er Jahre gibt es jedoch in Frankreich – angesichts des zunehmenden Mangels an religiöser Allgemeinbildung bei Jugendlichen – eine Diskussion darüber, ob es sinnvoll ist, der Religionsgeschichte im Unterricht mehr Bedeutung einzuräumen. Wie die Lehrpläne zeigen, haben religionskundliche Unterrichtsinhalte in verschiedenen geisteswissenschaftlichen Fächern, vor allem im Geschichtsunterricht, an Bedeutung gewonnen. Dieser religionskundliche Unterricht hat drei Ziele: Kenntnis und Verständnis des französischen kulturellen Erbes in seinen religiösen Aspekten zu fördern, durch die Berücksichtigung verschiedener religiöser Gruppen in der Gesellschaft zur Toleranz zu erziehen und das Verstehen der zeitgenössischen Welt zu erleichtern.

Zentral für den Erfolg dieses Unterrichts ist die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte, die jedoch offensichtlich noch weiter ausgebaut werden muss. Darüber hinaus ist der fächerübergreifende Ansatz, der in Frankreich verfolgt wird, nicht unproblematisch, da er ein zerstückeltes, inkohärentes Bild der Religionen liefert, sie eher als vergangenheitsbezogen und weit weg von der Gegenwart darstellt und sichtbare und rituelle Aspekte von Religion allzusehr auf Kosten der spirituellen und symbolischen Dimension betont.

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