06.12.2022

EU fördert Graduiertenschule für Arzneimittelforschung an Saar-Universität und HIPS

Drei junge Forscher in Laborkitteln begutachten eine Petrischale mit Bakterienkultur.
© HIPS/DietzeAuf der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen gefährliche Krankheitserreger konzentrieren sich Forscherinnen und Forscher im HIPS unter anderem auf mikrobielle Naturstoffe.

Die Universität des Saarlandes hat im Rahmen eines EU-Förderprogramms ein 3,4 Millionen Euro starkes Projekt eingeworben, bei dem sie mit dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) zusammenarbeitet: „TALENTS“ fördert den Aufbau einer Graduiertenschule im Bereich Arzneimittelforschung. Hier können in den kommenden fünf Jahren 15 internationale Promovierende an der Schnittstelle von klinischer Medizin, Mikrobiologie und pharmazeutischer Wissenschaft ausgebildet werden.

Aus dem Projekt, das im Rahmen des COFUND-2021 Programms eingeworben wurde, fließen 1,5 Millionen Euro an die Universität. Der Rest wird aus Eigenmitteln der Forschungsallianz zwischen Saar-Universität und HIPS getragen. Das HIPS ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes.

An der Universität des Saarlandes entsteht ab Januar 2023 eine Graduiertenschule für die interdisziplinäre und sektorübergreifende Ausbildung von 15 internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Arzneimittelforschung, speziell der Infektionsforschung. „Die fächer- und institutionsübergreifende Ausbildung und Betreuung macht die neue Graduiertenschule zu einem ganz besonderen Programm: Sie vernetzt die pharmazeutisch-naturwissenschaftliche Forschung mit der medizinischen Forschung sowie mit der Bioinformatik“, erklärt Claus-Michael Lehr, Universitätsprofessor für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie und Abteilungsleiter am HIPS. So werde nicht nur die Kooperation zwischen der Universität und dem HIPS gestärkt, sondern auch zwischen den beiden Universitätsstandorten Saarbrücken und Homburg – eine Zusammenarbeit, die für die Entwicklung von Medikamenten unerlässlich sei, betont Lehr, der die Doktorandenschule leiten wird.

Im Fokus von TALENTS steht das menschliche Mikrobiom, also die Gesamtheit der Bakterien, die den Menschen besiedeln. „Gemeinsames Forschungsziel der Graduiertenschule ist die Entwicklung von Therapien, die gesunderhaltende Bakterien fördern und unerwünschten Bakterien das Leben schwer machen“, sagt Brigitta Loretz. Die Wissenschaftlerin aus der Abteilung von Professor Lehr ist eng in die Koordination des Antrages involviert. „Unter anderem wird untersucht, wie die Bakteriengemeinschaften in unterschiedlichen Organen und bei unterschiedlichen Krankheiten zusammengesetzt sind und welche Interaktionen auf chemischer Ebene stattfinden“, erläutert sie. Nützliche Substanzen in der schützenden Flora gesunder Menschen könnten so ermittelt und zur Behandlung von Patienten genutzt werden, deren bakterielle Besiedlung aus der Balance geraten ist.

„Mit dem Projekt holen wir 15 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ins Saarland. Zudem sind etliche einschlägige Unternehmen als Partner in die Graduiertenschule eingebunden“, so Claus-Michael Lehr. Neben kleineren und größeren pharmazeutischen Unternehmen aus Deutschland und der Region gehören dazu auch Kliniken, Behörden sowie internationale Partner aus Europa. Zum gegenseitigen Vorteil: Praktika in diesen Unternehmen ermöglichen den Doktoranden Praxiseinblicke – und den Unternehmen Kontakt zum regionalen Forschungsumfeld. Der Biopharmazie-Professor ist überzeugt, dass sich die Universität mit dem Aufbau des Doktorandenprogramms als Standort und moderne Ausbildungsstätte für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fortentwickeln kann, da künftige Doktoranden von den entstehenden Strukturen und Vernetzungen profitieren. „Jeder Doktorand und jede Doktorandin wird mindestens zwei Betreuer aus jeweils zwei Institutionen haben, was bedeutet: Mit dem neuen Projekt entsteht ein Netzwerk aus etwa 30 betreuenden Professorinnen und Professoren mit sich ergänzenden Kompetenzen“, erläutert Lehr.

Die Förderung der TALENTS-Graduiertenschule ist der jüngste Erfolg in der höchst erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen der Saar-Universität und dem HIPS, welche seit November 2019 durch die Gründung der Pharmazeutischen Forschungsallianz Saarland einen formellen Rahmen erhalten hat. „Ziel der Forschungsallianz ist es, die ausgezeichneten Wirkstoff-Forscherinnen und -Forscher an den Standorten Saarbrücken und Homburg näher zusammenzubringen und damit einen Beitrag zur Schwerpunktbildung im Bereich NanoBioMed zu leisten“, sagt Manfred Schmitt, Präsident der Universität des Saarlandes. „Alle Beteiligten von HIPS und Universität haben vom ersten Tag an höchstes Engagement gezeigt und waren gleichermaßen von der Relevanz dieses innovativen Forschungsverbunds überzeugt. Die Förderung der gemeinsamen Graduiertenschule durch die EU zeigt uns, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben und ermutigt uns dazu, die gemeinsamen Aktivitäten auch in Zukunft konsequent und zielgerichtet weiter auszubauen.“

„TALENTS” steht für “Training ALliancE for Novel Microbiome-Modulating TherapieS”. Insgesamt stehen 3,4 Millionen Euro zur Verfügung, davon kommen 1,5 Millionen aus dem EU-Programm, der Rest stammt aus Eigenmitteln der Forschungsallianz zwischen der Universität des Saarlandes und dem HIPS. Das Projekt startet am 1. Januar 2023 und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. 
Eingeworben wurde TALENTS im EU-Förderprogramm MSCA (Marie Skłodowska-Curie Actions) COFUND-2021, welches Promotionsprogramme zur Stärkung des internationalen Austausches kofinanziert. Dabei zielt es auf die Verbreitung der besten Praktiken bezüglich Rekrutierung und Auswahl von Doktorandinnen und Doktoranden. Zudem fordert das Förderprogramm eine exzellente Ausbildung und Betreuung sowie die Stärkung der Karriereperspektiven durch Vermittlung von Soft Skills. Prof. Claus-Michael Lehr leitet gemeinsam mit Prof. Markus Meyer die bereits etablierte Graduiertenschule „TANDEM“, eine Kooperation zwischen HIPS und Saar-Universität zur Förderung der transdisziplinären Doktorandenausbildung zwischen verschiedenen Fakultäten und Einrichtungen (https://www.uni-saarland.de/fakultaet-m/uds-hips-tandem.html). Die neue internationale Doktorandenschule ist somit eine Erweiterung bereits bestehender Strukturen – neben „TANDEM“ ist das auch das Graduiertenprogramm „GradUS“ der Universität (https://www.uni-saarland.de/forschen/gradus).
 
Fragen beantwortet:
Univ.-Prof. Dr. Claus-Michael Lehr
Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS),
Leiter der Abteilung Wirkstofftransport über Biologische Barrieren und 
Universitätsprofessor für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie (Universität des Saarlandes)  
Tel.: 0681 98806-1000
E-Mail: claus-michael.lehr@helmholtz-hips.de
https://www.helmholtz-hzi.de/hips