20.06.2022

Forschung trifft Industrie: Nachhaltige Werkstoffe mit Hilfe der Wasserstofftechnologie

Materialwissenschaftler Professor Frank Mücklich im Labor
© Oliver DietzeMaterialwissenschaftler Professor Frank Mücklich

Wie kann es der saarländischen Stahlindustrie gelingen, ihre Produktion klimaneutral umzubauen? Wie wird die Wasserstofftechnologie dabei helfen? Und welche Chancen bieten nachhaltige Produktionsprozesse auch anderen Industriebranchen? Diesen Fragen gehen der Materialwissenschaftler Frank Mücklich von der Universität des Saarlandes und Innovationsmanager Christian Weber vom Stahlkonzern Dillinger in einer öffentlichen Vortragsveranstaltung am 28. Juni um 17 Uhr in der Aula der Universität nach.

Die saarländischen Stahlproduzenten Dillinger und Saarstahl haben sich das Ziel gesetzt, bis spätestens 2045 CO2-neutralen Stahl an der Saar zu produzieren. „Wir setzen dafür auf eine dreiphasige Dekarbonisierungsstrategie, in der langfristig die bestehenden Produktionsaggregate des Hochofens und der Konverter im Stahlwerk auf eine klimafreundliche Technologie umgestellt werden“, sagt Christian Weber, Innovationsmanager beim Stahlkonzern Dillinger. Zusätzlich werde es ergänzende Projekte geben, mit denen der Kohlendioxidausstoß schon während des Transformationsprozesses gesenkt werden könne. „Wasserstoff wird im zukünftigen Stahlherstellungsprozess den Kohlenstoff, der heute zur Reduktion der Eisenerze und als Energieträger dient, nach und nach ersetzen“, erläutert Weber. Welche Fragestellungen dabei noch offen sind, wird der Materialwissenschaftler, der an der Universität des Saarlandes studiert hat, in seinem Vortrag am 28. Juni erörtern.

Wie der Umstieg auf nachhaltige Werkstoffe auch über die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands entscheiden wird, beleuchtet Frank Mücklich, Professor für Funktionswerkstoffe der Saar-Universität, direkt im Anschluss. „Ein modernes Smartphone setzt sich aus ganz unterschiedlichen Werkstoffen mit 70 verschiedenen chemischen Elementen zusammen, es ist ein höchst wertvolles Miniatursystem. Auch die chemische Vielfalt im deutschen Hochleistungsstahl steigt durch unterschiedliche Legierungselemente immer weiter an“, sagt der Materialforscher. Diese Beispiele machten deutlich, vor welchen großen Herausforderungen die Industrie stehe, wenn sie die Vision eines vollständig durchdachten Stoffkreislaufs, die so genannte “Circular Economy“, umsetzen wolle. „Diese Vision umfasst mehr als der bisherige Begriff Kreislaufwirtschaft umschreibt. Nachhaltige Produkte sollen nicht nur wiederverwendet werden und einfach recycelbar sein. Sie sollten auch leicht zu reparieren sein und der Ressourcenverbrauch sollte während des gesamten Lebenszyklus extrem reduziert werden“, nennt Frank Mücklich als Ziel.

Die öffentliche Vortragsveranstaltungfindetam 28. Juni um 17 Uhr im Rahmen des Regionalforum Saar statt, das von der Fachrichtung Materialwissenschaft und Werkstofftechnik der Universität des Saarlandes und der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde jedes Jahr organisiert wird. Interessierte sind in der Aula der Universität auf dem Saarbrücker Campus (Gebäude A3 3) herzlich willkommen. Um Anmeldung wird gebeten.

Weitere Informationen:

www.uni-saarland.de/fakultaet-nt/regionalforum