19.06.2023

Vortrag: "Schmelzpunkte. Zur Ästhetik des Anthropozäns bei Ólafur Elíasson und anderen Autoren"

Öffentlicher Vortrag von Juniorprofessor Dr. Jonas Nesselhauf (Europäische Medienkomparatistik) im Rahmen der literaturwissenschaftlichen Ringvorlesung „Wildes Wetter! – Wetterbeobachtung, Meteorologie, Klimawandel in der Literatur“ am Montag, 19. Juni, um 19 Uhr im Festsaal des Rathauses St. Johann.

"Schmelzpunkte. Zur Ästhetik des Anthropozäns bei Ólafur Elíasson, Steinunn Sigurðardóttir und Ilija Trojanow"
Juniorprofessor Dr. Jonas Nesselhauf (Europäische Medienkomparatistik) 

Das Abschmelzen der alpinen Gletscher oder des arktischen Eises kann als in dieser Form irreversibler Zerstörungsprozess mit dem rezenten Zeitalter des Anthropozän in Verbindung gebracht werden: Die Menschheit als geologische Macht verändert das Erdsystem auf planetarer Ebene, wodurch das Verhältnis von „Natur“ und „Kultur“ völlig neu gedacht werden muss. Über den naturwissenschaftlichen Diskurs hinaus geschieht dies auch in den europäischen Literaturen und Künsten, wenn in Installationen das schmelzende Eis synästhetisch erfahrbar, in Gedichten und Romanen die Erinnerung an die ‚sterbenden‘ Gletscher bewahrt wird. Dies stellt, wie die exemplarischen Beispiele von Ólafur Elíasson, Steinunn Sigurðardóttir und Ilija Trojanow zeigen, allerdings durchaus eine Herausforderung für das traditionelle Ästhetik-Verständnis dar, und die engagierte Auseinandersetzung mit der unwiederbringlichen Destruktion bewegt sich selbst am ‚Schmelzpunkt‘ zwischen ‚Erhabenheit‘ und ‚Hässlichkeit‘.

Die Vorlesung wird - wie alle Vorträge der Reihe - hier nachzuhören sein: https://podcasters.spotify.com/pod/show/literaturarchivsaarlorlux 

Die Saarbrücker literaturwissenschaftliche Ringvorlesung steht in diesem Sommersemester unter dem Titel „Wildes Wetter! – Wetterbeobachtung, Meteorologie, Klimawandel in der Literatur“. Sie ist eine Einladung, das Thema in seiner literaturgeschichtlichen Vielfalt als Topos wie als Motiv zu betrachten und die ästhetische beziehungsweise poetologische Relevanz meteorologischer Phänomene vom Mittelalter bis in die Gegenwart zu beleuchten. - Nicht erst die Folgen des Klimawandels haben Wetter und Klima zu einem Gegenstand literarischer Darstellung gemacht. Seit Homer erzählt die Literatur von Regen und Sonnenschein, von Stürmen und Gewittern, von Eis und Schnee; und wesentlich haben Darstellungen von meteorologischen Erscheinungen oder besonderen Wetterlagen eine metaphorische Dimension.

Die Vorträge finden immer montags um 19 Uhr im Festsaal des Rathauses St. Johann der Landeshauptstadt Saarbrücken statt. Sie dauern in der Regel eine Stunde. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit den Referentinnen und Referenten ins Gespräch zu kommen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei. Die Reihe wird von der Universität des Saarlandes und dem Kulturamt der Stadt Saarbrücken organisiert. 

Alle Terminewww.uni-saarland.de/forschen/literaturarchiv/veranstaltungen/ringvorlesungen.html 

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Sikander Singh
Fachrichtung Germanistik
Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass
Tel.: 0681 302-3327
E-Mail: s.singh(at)sulb.uni-saarland.de
https://www.uni-saarland.de/literaturarchiv