Informationskämpfe

Globale Zirkulation und politische Bedeutung falscher Nachrichten, 1880 bis 1930

Die Dekaden um 1900 zeichneten sich durch eine zunehmende Professionalisierung des Journalismus und neue Formen der medialen Selbstbeobachtung aus. Im Zuge dieser Entwicklung konsolidierten sich formelle Qualitätsmerkmale der Prägnanzbildung und Strukturierung von Nachrichten, Standards empirisch-faktischer Beglaubigung und ethische Richtlinien der Produktion verlässlicher Meldungen.

Falschmeldungen und Fakes stellten diese Regelsysteme nachhaltig in Frage und untergruben die Glaubwürdigkeit von Nachrichten. Dabei fungierten sie erstens als Korrektive des Medienbetriebs; sie waren zweitens Ausdruck einer neuartigen Aufmerksamkeitsökonomie, die mit dem sich intensivierenden kommerziellen Wettbewerb einherging, und entfalteten drittens im Spannungsfeld zwischen globaler Verbreitung und nationaler Aneignung eine eminent politische Wirkung.

Von diesem Befund ausgehend untersucht das Forschungsprojekt die politischen, sozialen und kulturellen Bedeutungen moderner Informationsstandards in einer globalisierten Medienwelt.