Dr. Gunter Mahlerwein

Dr. Gunter Mahlerwein
Gebäude B3.1, Raum 3.25
Tel. +49 681 302 6573
Fax +49 681 302 6576
Guntermahlerwein(at)aol.com
Sprechstunden
Während des Semesters findet die Sprechstunde donnerstags zwischen 16 und 17 Uhr statt.
In der vorlesungsfreien Zeit bietet Dr. Mahlerwein Sprechstundentermine nach Absprache per Mail an.
Tagungsankündigung
Das Dorf in Fernsehserien (Gesellschaft für Agrargeschichte)
24.06.2022 Frankfurt am Main
- Studium der Privatmusikerziehung am Konservatorium Wiesbaden
- Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- 1996-1999: Stipendiat am Institut für Europäische Geschichte Mainz im Projekt "Eliten um 1800" unter Leitung von Prof. Dr. Heinz Duchhardt
- Promotion 2000: zum Dr. phil. (Betreuer: Prof. Dr. Albrecht Luttenberger, Universität Regensburg)
- langjährige freiberufliche Tätigkeit als Musiklehrer und selbstständiger Historiker
- Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der Universität Mainz
- seit 2011: wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte der Universität des Saarlandes.
Sommersemester 2020
Kultur- und Mediengeschichte der Folkmusikbewegung (1950-1980)
Forschungsprojekt: Von der Stadt aufs Land? Aneignungsstrategien und Wahrnehmungsprozesse im sozialen und kulturellen Wandel der ländlichen Gesellschaft zwischen 1950 und 1980
Ziel des Projektes ist die Darstellung der sozialen und kulturellen Transformationen der ländlichen Gesellschaft zwischen 1950 und 1980 unter dem Einfluss von Urbanisierung und Suburbanisierung und der Wahrnehmung dieses Prozesses aus ländlicher Perspektive. Dabei gilt als Hauptthese, dass die Aneignung des "Städtischen" in Formen geschah, die der ländlichen Erfahrung entsprachen. Der neue Ansatz der Studie ergibt sich durch zwei Gesichtspunkte: Erstens werden wichtige Teilprozesse des grundlegenden Wandels der ländlichen Gesellschaft zwischen 1950 und 1980, die Diffusion von kulturellen Innovationen nicht wie meist üblich im Ergebnis dargestellt. Sondern der Akzent wird auf ihre Prozesshaftigkeit gelegt, auf ihre z. T. urbanen Ursprünge, ihre Vermittlung und die Aneignungsprozesse. Zweitens wird erstmals die Wahrnehmung des gesamten Prozesses der Nivellierung von Stadt-Land-Unterschieden beschrieben, auch in seiner Bedeutung für die Selbstdefinition der ländlichen Gesellschaft. Vor dem Hintergrund grundlegender Wandlungsvorgänge (Deagrarisierung, Suburbanisierung, sozialer Wandel) lässt sich mit dem gewählten akteursorientierten Ansatz der Transferprozess des Städtischen als Vermittlungs- und Aneignungsprozess beschreiben. Empirisch werden Kommunikation und Medien, Konsum, Freizeitverhalten und Jugendkulturen in einer Regionalstudie im Untersuchungsraum Rheinhessen untersucht. Dem Gewicht des subjektiven Faktors in der Fragestellung entsprechend, wird für Teile der Untersuchung ein mikrohistorischer, generationsspezifischer und biografiegeschichtlicher Zugang gewählt.
Von der Märchenstunde zur Lebenswelt - Europäische Kinderserien in den langen 1960er Jahren: Projekt in Rahmen der Forschungsgruppe der Universität des Saarlandes und der Université du Luxembourg „Populärkultur transnational“ (2018-2021)
Im Genre der Kinderfernsehserien als wichtiger Bestandteil der Populärkultur der „langen“ 60er Jahre entwickelten sich in Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Modell und teilweise eng mit diesem verknüpft zunehmend erkennbar europäische Varianten, die an die Seite des weiterhin dominanten amerikanischen Angebots treten. Dabei lässt sich eine Steigerung binneneuropäischer Austauschprozesse erkennen, die aber doch ziemlich einseitig in West-Ost- und in Nord-Süd-Richtung verliefen.
Die Serien lösten öffentliche Reaktionen aus, sie transportierten bewusst politische Botschaften, angesichts der politischen Haltung vieler Akteure wesentlich prononcierter als erwartet, und sie „öffneten neue Horizonte, stellten pluralisierte Lebenswelten und individualisierte Lebensstile vor“, all das in zunehmender Intensität, aber doch weitgehend in der amerikanisch-nordwesteuropäischen Variante. Kinder in Italien, Spanien oder Ungarn erfuhren einiges über die Lebenswelten von Kindern in Schweden, England oder Frankreich, umgekehrt war das kaum der Fall.
Diese allgemein zu Kinderserien entwickelten Thesen wurden im Forschungsprojekt am Beispiel der britischen Serie „The Adventures of Robin Hood“ (1956-1959) und einiger von ihr inspirierter Serien aus Frankreich, den Niederlanden und Deutschland, an skandinavischen Serien der 60er und 70er Jahre und mithilfe einer Datenbank, in der alle westeuropäische Fernsehsender und deren Kinderserienangebot erfasst wurden, überprüft und vertieft. Die Publikation der Forschungsergebnisse steht unmittelbar bevor.
Von popular zu populär und zurück - Das europäische Folkrevival der 1950er bis 1970er Jahre aus transnationaler und transregionaler Perspektive: Projekt in Rahmen der Forschungsgruppe der Universität des Saarlandes und der Université Luxembourg „Populärkultur transnational“ (2022-2025)
Im Projekt sollen die Transfer- und Verflechtungsprozesse der (west)europäischen Folkbewegung zwischen der Mitte der 1950er und dem Ende der 1970er Jahre untersucht werden. Dabei geht es sowohl um die vom US-Folkrevival angestoßenen Entwicklungen als auch um die innereuropäischen Austausch- und Aneignungsprozesse mit besonderer Berücksichtigung der regionalen Ebene. Die mehr als bei allen anderen populärmusikalischen Richtungen im Bereich der Folkmusik auf nationaler und regionaler Ebene ausgesprochen differenzierten Aneignungsprozesse führten nach einer Phase des Imitierens des amerikanischen Vorbildes zu teilweise sehr verschiedenen Ergebnissen. Das lässt sich zurückführen auf einen in den verschiedenen europäischen Ländern und Regionen sehr diversen Umgang mit der eigenen popularen Musikkultur, aber auch auf je eigene sozial-, kultur- und medienhistorische Voraussetzungen dieser Aneignungsprozesse. Die Untersuchung der musikalischen Praktiken, der medialen Aspekte, der interpersonellen Beziehungen aller beteiligten Akteure, der räumlichen Verortungen und der ökonomischen Bedeutung des Revivals inklusive der aus der kommerzialisierungs- und konsumkritischen Haltung entstehenden alternativökonomischen Strukturen und der sozialen Positionierung der Folkbewegungen bietet so über die spezielle populärmusikalische Thematik hinaus Einblicke in nationale und regionale Besonderheiten in der Aneignungsgeschichte eines globalen kulturhistorischen Prozesses und in Formen europäischer kultureller Kooperationen und Annäherungen bei gleichzeitig bis auf die regionale Ebene zu verfolgenden Differenzierungen. Wie alle sich auf populare Musikpraktiken beziehende Revivals der Vergangenheit war auch das Folkmusikrevival der fünfziger bis sechziger Jahre mit sozialen und politischen Bewegungen verbunden, von der Bürgerrechts- und Antikriegsbewegung der 50er/60er Jahre bis zu den Regionalismus- und Umweltbewegungen der 70er. Das impliziert nicht nur die Frage, wie die politischen Ansprüche sich in der musikalischen und sozialen Praxis der Folkbewegung widerspiegeln, sondern lässt auch nach den Differenzierungen in der Folkszene fragen, die sich aus politischen Debatten und aus Auseinandersetzungen um die Positionierung der Folkmusik gegenüber Mainstream-Pop ergaben
- Vorstandsmitglied Gesellschaft für Agrargeschichte
- Redaktionsmitglied Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie (ZAA)
- Die Kirchenruine Hangen-Wahlheim. Eine Initiative, Alzey 2003.
- gemeinsam mit Volker Gallé: Aufbruch in Rheinhessen. Kultureller und gesellschaftlicher Wandel nach 1945, Worms 2017.
- gemeinsam mit Aline Maldener/Clemens Zimmermann (Hrsg.), Landmedien. Kulturhistorische Perspektiven auf das Verhältnis von Medialität und Ruralität im 20. Jahrhundert, Innsbruck 2018.
Monographien
- Alsheim-HALASEMIA. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes. Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Alsheim 1996.
- Die Herren im Dorf. Bäuerliche Oberschicht und ländliche Elitenbildung in Rheinhessen zwischen 1700 und 1850. Mainz 2001 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Abteilung für Universalgeschichte 189, Historische Beiträge zur Elitenforschung 2), Mainz 2001.
- Weizen, Wein und Weihnachtsball. 100 Jahre Landwirtschaftliches Kränzchen Alzey-Worms, Alzey 2001.
- Alsheim-HALASEMIA. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes. Band 2: Von der französischen Revolution bis heute, Alsheim 2004.
- Aufbruch im Dorf. Strukturwandel im ländlichen Raum Baden-Württembergs nach 1950, Stuttgart 2008.
- Johann Philipp Bandel (1785-1866). Ein Wormser Demokrat und Kunstsammler, Worms 2011.
- Rheinhessen 1816-2016. Die Landschaft – Die Menschen und die Vorgeschichte der Region seit dem 17. Jahrhundert, Mainz 2015.
- Die Moderne (1880-2010), Grundzüge der Agrargeschichte Band 3, Köln/Wien 2016.
- Alsheim-HALASEMIA. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes. Band 3: Vom frühen Mittelalter ins 21. Jahrhundert, Alsheim 2018.
Buchbeiträge und Aufsätze
- Die Reichsstadt Worms im 17. und 18. Jahrhundert, in: Gerold Bönnen, Hg., Geschichte der Stadt Worms, Stuttgart 2005, S. 291-352.
- Le rôle du travail dans la révolution agricole. L'exemple de la Hesse-Rhénanie aux XVIIIe et XIXe siècles, in : Histoire et Sociétés Rurales 18 (2002), S. 41-63.
- The consequences of the potato blight in South Germany, in: Cormac Ó Gráda/Richard Paping/Eric Vanhaute, Hg., When the Potato failed. Causes and Effects of the Last European Subsistence Crisis, 1845-1850, Turnhout 2007, S. 213-223.
- Die Entwicklung der Gesellschaft von 1783 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, in: Ulrich Oelschläger/Gerold Bönnen, Hg., 1783-2008 Vereinigte Kasino- und Musikgesellschaft Worms, Worms 2008, S. 16-116.
- Jakobiner und ländliche Gesellschaft in linksrheinischen Dörfern im Umfeld der Mainzer Republik, in: Der Wormsgau 26 (2008), S. 39-52.
- Akteure im Strukturwandel. Zur Agrargeschichte des 20. Jahrhunderts, in: GWU 61 (2010), S. 43-55.
- Zwischen ländlicher Tradition und städtischer Jugendkultur? Musikalische Praxis in Dörfern 1950-1980, in: Franz-Werner Kersting/Clemens Zimmermann, Hg., Stadt-Land-Beziehungen im 20. Jahrhundert. Geschichts- und kulturwissenschaftliche Perspektiven, Paderborn 2015, S. 113-136.
- Alternative cinema in the youth centre movement, in: Judith Thissen/Clemens Zimmermann (Hrsg.), Cinema beyond the City. Small-Town and Rural Film Culture in Europe, London 2016, S. 181-193.
- Revolte im Dorf? Innovationspotenziale und Traditionsbezüge ländlicher Jugendzentren in Rheinhessen, in: Julia Paulus (Hrsg.), „Bewegte Dörfer“. Neue soziale Bewegungen in der Provinz 1970-1990, Paderborn 2018, S. 177-186.
- Wie Woodstock aufs Land kam. Medienpraktiken einer ländlichen Jugendkultur der siebziger Jahre, in: Gunter Mahlerwein/Aline Maldener/Clemens Zimmermann (Hrsg.), Landmedien. Kulturhistorische Perspektiven auf das Verhältnis von Medialität und Ruralität im 20. Jahrhundert, Innbruck 2018.
- Vom Zupfgeigenhansl zu Zupfgeigenhansel. Brüche und Kontinuitäten zwischen Wandervogel und Deutschfolkbewegung der 1970er Jahre, in: Detlef Siegfried / David Templin (Hrsg.), Lebensreform um 1900 und Alternativmilieu um 1980. Kontinuitäten und Brüche in Milieus der gesellschaftlichen Selbstreflektion im frühen und späten 20. Jahrhundert, Göttingen 2019, S. 255-269.
- Geschichte des Dorfes. Wandel im westlichen Europa, in: Werner Nell/Marc Weiland (Hrsg.), Dorf. Ein interdisziplinäres Handbuch, Berlin 2019, S. 87-92.
- “Aufgewachsen auf dem Lande”. Gesellschaftlicher und kultureller Wandel in den ländlichen Räumen Norddeutschlands in den 1950er und 1960er Jahren, in: Lu Seegers (Hrsg.), 1968 - Gesellschaftliche Nachwirkungen auf dem Lande, Göttingen 2020, S. 43-57.
- (Mit Clemens Zimmermann): Von den Kindern von Bullerbü bis zu Netflix. Fernsehserienforschung in Sicht der Geschichtswissenschaft, in: Marco Agnetta/Markus Schleich (Hrsg.), Folge um Folge. Multiple Perspektiven auf die Fernsehserie, Hildeseheim 2020, S. 45-62.
- Grundlagen der Nahrungsmittelversorgung. Landwirtschaft im langen 19. Jahrhundert, in: Christian Kleinschmidt/Jan Logemann (Hrsg.), Konsum im 19. und 20. Jahrhundert, Berlin/Boston 2021 (Handbücher zur Wirtschaftsgeschichte), S. 137-163.