Stefanie Hennrich, M.A.
Stefanie Hennrich, M.A.
„Das ist kein guter Menschenschlag hier“ – Locus terribilis rusticus: der Provinz-Topos in der österreichischen Anti-Heimatliteratur
In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der österreichischen Anti-Heimatliteratur (1960-1980). Ich versuche zu zeigen, dass sich die negative Darstellung der Provinz, die in dieser Literatur als Schauplatz dient, als allgemein literarischer Topos (locus terribilis rusticus) auffassen lässt. Grundlage des locus terribilis-Topos ist Klaus Garbers Dissertation zur Natur in der deutschen Schäfer-und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts. Die grundlegende Frage stellt sich nach der Definition und der Funktion dieses Topos. Der Provinz-Topos soll hierbei nicht nur auf topographische Merkmale reduziert werden. In dieser Tradition unterscheidet er sich von Topoi der Naturschilderung, wie beispielsweise des locus amoenus. Richtig ist, dass ein Teilaspekt des locus terribilis rusticus aus einem tradierten Gegenbild des eben Genannten, nämlich dem locus terribilis entspringt. Der locus terribilis kann als ein Ort aufgefasst werden, der ein Maximum an Unannehmlichkeiten, Gefahren und Schrecken (Garber, 1974, S. 230) bereit hält für denjenigen, der ihn betritt. Der locus terribilis rusticus geht weit darüber hinaus und beinhaltet umfangreichere Merkmale auf verschiedenen Ebenen der Texte. Eine Zusammenschau dieser Merkmale ist in der Forschung noch nicht zu finden.
Neben der genauen Definition des locus terribilis rusticus versuche ich auch die jeweilige Funktion des Topos in der zugrundeliegenden Primärliteratur genauer zu beleuchten. Eine anschließende Untersuchung einiger ausgewählter österreichischer Texte, die nach 1980 entstanden sind, soll zeigen, dass sich auch nachfolgende Autorengenerationen des Topos bedienen.