Georg Thym: Thedel von Wallmoden

Edition

PD Dr. Andrea Schindler 

Die Verserzählung von Thedel von Wallmoden, einem sagenhaften Ahn der Familie von Wallmoden, wurde Mitte des 16. Jahrhundert von Georg Thym, seinerzeit Hauslehrer im Hause Wallmoden, verfasst. Thym verbindet hier Sagenstoffe, die zum Teil aus dem Umkreis Heinrichs des Löwen bekannt sind, mit einer Didaxe (nicht nur) für die Nachkommen besagten Thedels. Der ‚Unvorferte‘, niederdeutsch für ‚Unerschrockene‘, wird der Protagonist genannt, weil sein einmal gefundenes Gottvertrauen grenzenlos ist, sodass er alle (manchmal auch recht komischen) Gefahren und Anfechtungen tadellos bestehen kann.

Thyms Erzählung ist in drei Drucken überliefert (Magdeburg 1558, Straßburg um 1559/60, Wolfenbüttel 1563), die im Wesentlichen den gleichen Text bieten, allerdings enthält der Straßburger Druck vor jedem der 20 Verskapitel ein ausführliches Prosa-Summarium. Daher wurde der Text parallel ediert, sodass die Drucke Magdeburg/Wolfenbüttel dem Straßburger Druck gegenübergestellt werden, der damit auch erstmals verfügbar ist, denn in der bisher einzigen Edition von Paul Zimmermann (1887) werden zwar alle drei Drucke (mehr oder weniger stark) berücksichtigt, die grundsätzlich andere Textgestalt des Straßburger Druckes jedoch nicht.

 

Literatur:
Andrea Schindler: Wege in die Geschichte durch Erzählen von Vergangen­heit in der Frühen Neuzeit. Wiesbaden 2020 (= Imagines Medii Aevi; 51). [Edition S. 148-315]