80. Geburtstag von Prof. Heike Jung

In Neunkirchen/Saar geboren, begann er nach dem Abitur 1961 das Jurastudium in Heidelberg, das er in Tübingen und seit 1963 an der Universität des Saarlandes fortsetzte, wo seinerzeit unter anderem die herausragenden Wissenschaftler Werner Maihofer, Arthur Kaufmann, Gerhard Kielwein, Günther Jahr, Hans Zacher oder Gerhard Lüke die Fakultät prägten. So war Heike Jung als Assistent bei seinem Doktorvater Gerhard Kielwein am Kriminologischen Institut tätig und widmete sich – nicht zuletzt dank eines Forschungsaufenthaltes in Südafrika – in seiner 1972 abgeschlossenen Dissertation dem „Einfluss des englischen Rechts im südafrikanischen Strafrecht“. Im Rahmen seiner Assistenzprofessur folgten 1976 die kumulative Habilitation und die Berufung auf die Strafrechtsprofessur an der Universität Hamburg. 

Bereits 1977 kehrte der Jubilar auf eine Strafrechtsprofessur an die Universität des Saarlandes zurück, übernahm schließlich bis zum Eintritt in den Ruhestand 2007 den Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie und Strafrechtsvergleichung und lehnte ehrenvolle Rufe an die Universitäten Zürich (1980) und Köln (1986) ab. Ohnehin interdisziplinär orientiert, arbeitete er eng mit dem damals von Christian Autexier und Claude Witz geleiteten „Centre juridique franco-allemand“ zusammen. Mit Heinz Müller-Dietz setzte er sich in einem Fachausschuss für die Reform des Strafvollzuges und des Sanktionensystems ein. Er war Mitglied im „Criminological Scientific Council" des Europarates (1990-1995) und des Fachbeirats des Freiburger Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht (1995-2006). Außerdem gehört er seit 1987 dem „Arbeitskreis Alternativ-Entwürfe" an. Aufenthalte als Gastprofessor führten ihn an die Universitäten in Bergen, Edinburgh, Paris I und Uppsala, das All Souls College in Oxford (Visiting Fellow) oder das International Institute for the Sociology of Law in Oñati. 

In der akademischen Selbstverwaltung fungierte Heike Jung Anfang der 80er Jahre als Prodekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft und im akademischen Jahr 1988/89 als Dekan der damaligen Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Von 1978 bis 1993 gehörte er dem Vorstand des Studentenwerks im Saarland e.V. an und war von 1991 bis 1993 dessen Vorstandsvorsitzender. Außerdem hatte er mehrere Jahre den Vorsitz der 1986 gegründeten Hedwig-Stalter-Stiftung inne und engagierte sich nicht zuletzt seit 1980 als Richter am Landgericht Saarbrücken und dann von 1987 bis 1994 am Strafsenat des Oberlandesgerichts sowie von 1989 bis 2008 als stellvertretendes Mitglied des Verfassungsgerichtshofes des Saarlandes. 

Prof. Jungs Œuvre widmet sich dem gesamten Bereich der Strafrechtswissenschaft, wobei Aspekte des Strafprozessrechts, der Rechtsvergleichung, des europäischen Strafrechts, der Menschenrechte, des Medizinrechts sowie von Literatur und Recht Schwerpunkte bilden. Hervorzuheben ist auch seine langjährige Mitarbeit in Fachzeitschriften wie der „Juristischen Schulung“ oder in „Goltdammer´s Archiv für Strafrecht“. 

Der nach eigenem Bekunden „frankophile Saarländer“ Heike Jung ist Träger des Ehrenzeichens der deutschen Ärzteschaft (1989), Ehrendoktor der Juristischen Fakultät der Universität Uppsala (2000) und Saarlandbotschafter (2006). Unter dem Titel „Das Saarland und die Welt“ hat der Jubilar im Oktober 2021 den „Versuch einer Bestandsaufnahme in eigener Sache“ in dem von Eric Hilgendorf herausgegebenen Sammelband „Die deutschsprachige Strafrechtswissenschaft in Selbstdarstellungen II“ veröffentlicht. 

Sein aktuelles Schriftenverzeichnis findet sich im Internet unter https://www.uni-saarland.de/fileadmin/upload/lehrstuhl/brodowski/schriften-jung.pdf 

Kontakt:
Dr. Wolfgang Müller Universitätsarchiv
E-Mail: dr.wolfgang-mueller@t-online.de