29.04.2021

200. Todestag Napoleons: Landeshistorikerin Gabriele Clemens spricht über sein Erbe an der Saar

© Fotostudio Yaph, TrierGabriele Clemens, Professorin für neuere Geschichte und Landesgeschichte der Universität des Saarlandes

Am 5. Mai 1821 starb Napoleon Bonaparte. Aus Anlass seines 200. Todestages analysiert Gabriele Clemens, Professorin für neuere Geschichte und Landesgeschichte der Universität des Saarlandes, welche Spuren diese Epoche im südwestdeutschen Raum hinterlassen hat. Allein aus dem Saargebiet kämpften mehr als 13.000 junge Männer in der Grande Armée Napoleons, 4.000 bezahlten mit ihrem Leben. Neben diesen Schrecken der napoleonischen Kriege wirkten vor allem die liberalen Reformen dieser Ära nach.

Über dieses Erbe spricht Gabriele Clemens in einem Online-Vortrag der Union-Stiftung und steht am 3. und 4. Mai für Medieninterviews zum 200. Todestag Napoleons zur Verfügung.

Bereits im Jahr 1793 eroberten die revolutionären Truppen Frankreichs die linksrheinischen Gebiete, Napoleon annektierte diese dann im Jahr 1801. Dazu zählte auch das Saargebiet, das über das heutige Saarland hinausreichte und von Trier aus verwaltet wurde. „Napoleon organisierte in den besetzten Gebieten nicht nur die Verwaltung nach französischem Vorbild, sondern führte auch die liberalen Gesetze aus der ersten Phase der Französischen Revolution ein“, sagt Historikerin Gabriele Clemens. Er hob damit alle ständischen Privilegien auf, stellte die bürgerlichen Gleichheit her und führte das französische Zivilrecht, den Code civil, ein.

„Damit katapultierte Napoleon das Rheinland in die Moderne, denn diese liberalen Reformen hatten auch weitreichende Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben“, erläutert Clemens. So wurde unter Napoleon der geistliche Besitz säkularisiert und in größeren Einheiten versteigert. Auf diesem Weg kam beispielsweise 1809 die Familie Villeroy in den Besitz der Abtei Mettlach. Das ehemalige Kloster wurde anschließend teilweise in eine Fabrik umgebaut und dient noch heute als Firmensitz des Keramikherstellers Villeroy und Boch. In vielen saarländischen Städten und Gemeinde erinnert die „Kaiserstraße“ zudem an Napoleon. Er ließ die Straße zwischen der Hauptstadt Paris und dem Verwaltungssitz in Mainz ab 1806 zur Grande Route Imperiale ausbauen. „Diese Umwälzungen in der napoleonischen Ära wurden später von den preußischen und bayrischen Königen und Fürsten nicht mehr grundsätzlich rückgängig gemacht. Sie haben daher in der gesamten linksrheinischen Region tiefgreifende Spuren hinterlassen“, erklärt die Landeshistorikerin.

Gabriel Clemens hat seit 2007 den Lehrstuhl an der Universität des Saarlandes inne. Im Februar und März 2019 war sie zudem Gastdozentin an der Université Paris-Sorbonne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Sozial- und Kulturgeschichte westeuropäischer Gesellschaften im langen 19. Jahrhundert, die Wirtschafts-, Agrargeschichte und Geschichte der ländlichen Gesellschaft, Adel und Mäzenatentum sowie Geschichte der Geschichtswissenschaft. Sie hat unter anderem 2009 das Beck-Wissen Buch „Geschichte des Saarlandes“ in Zusammenarbeit mit Wolfgang Behringer veröffentlicht.

Online-Vortrag zu Napoleons Erbe an der Saar

Am Montag, 3. Mai um 18.30 Uhr wird Professorin Gabriele Clemens einen Online- Vortrag zum Thema „Napoleons Erbe an der Saar“ bei der Union-Stiftung halten. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Kommission für Saarländische Landesgeschichte e. V. statt. Der Stream wird über Zoom ausgestrahlt:
https://zoom.us/j/94838060223 (Webinar ID: 948 3806 0223)

Zusätzlich bietet die Union Stiftung den Stream auch auf Facebook an.

Weitere Informationen und Anmeldung unter: https://www.unionstiftung.de/veranstaltungen/napoleons-erbe-an-der-saar/

Fragen beantwortet:

Prof. Dr. Gabriele Clemens
Tel. 0681/302-4731
Mail: clemens(at)mx.uni-saarland.de