11.04.2022

80. Geburtstag von Professor Jürgen Hüttermann

Am 19. April kann der Professor für Biophysik und physikalische Grundlagen der Medizin an der Universität des Saarlandes, Dr. Jürgen Hüttermann, seinen 80. Geburtstag begehen.

In Gelsenkirchen-Buer geboren, absolvierte Jürgen Hüttermann nach dem Abitur am Max-Planck-Gymnasium seiner Heimatstadt das Studium der Physik an der Universität Karlsruhe. Nach dem Diplom 1967 wurde er zwei Jahre später „mit Auszeichnung“ und einer von Prof. Dr. Karl Günther Zimmer betreuten Studie zur Strahlenbiophysik („Elektronenspin-Resonanz freier Radikale in bestrahlten Einkristallen von 5-Halo-Uracil-Desoxyribose und weiteren Nukleinsäurekomponenten“) zum Dr. rer. nat. promoviert. 1969/70 agierte er als Post-Doctoral Fellow an der University of California in Los Angeles. Danach wechselte er als wissenschaftlicher Assistent an die 1962 gegründete Universität Regensburg, wo er am Institut für Biophysik und Physikalische Biochemie unter anderem den Unterricht in Physik für Studierende der Medizin und in Biophysik für angehende Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler aufbaute. Aufgrund seiner Untersuchung über „Struktur und Bildung freier Radikale in bestrahlten Einkristallen von Nukleinsäure Komponenten“ erwarb er 1972 die Venia legendi für Biophysik und wirkte dann bis 1984 – unterbrochen durch mehrere Forschungsaufenthalte an englischen und amerikanischen Universitäten (unter anderem 1982 an der University of Rochester (New York) – als Professor in Regensburg. 

Zum 15. Oktober 1984 folgte er dem Ruf der Universität des Saarlandes und übernahm den nach der Emeritierung von Prof. Dr. Hermann Muth vakanten Lehrstuhl für Biophysik auf dem Homburger Campus. Hatte bei Hermann Muth die Strahlenbiophysik im Zentrum seiner Forschungen gestanden, so beleuchtete Jürgen Hüttermann in der am 19. April, seinem 43. Geburtstag, gehaltenen Antrittsvorlesung über „Struktur und Funktion: Biophysik zellulärer Mechanismen“ ein anderes biophysikalisches Arbeitsfeld: Er beschrieb „Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen dem Aufbau biologischer Makromoleküle (wie Nukleinsäuren und Proteinen) und ihren Aufgaben in der lebenden Zelle. ... Während die im Zellkern befindlichen Nukleinsäuren die Träger unserer Erbanlagen sind, sorgen die Proteine oder Eiweiße für den Stoffwechsel. Hüttermann erläuterte das Bauprinzip und die biologische Funktion exemplarisch an der DNA, die die genetische Information trägt, als Vertreterin der Nukleinsäuren, und am roten Blutfarbstoff Hämoglobin als dem für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlichen Protein- oder Eiweißstoff.“ 1

Die Strahlenbiophysik der Nukleinsäuren und der Struktur-Funktionszusammenhang in Metalloproteinen sowie die Grundlagen von Strahlenschutz und Strahlenrisiko bildeten demnach auch den Schwerpunkt der Forschungen und Projekte des Jubilars in seiner Homburger Zeit. Für seine Forschungsbeiträge wurde er 2002 mit dem Bruker-Prize der „Royal Society of Chemistry“ (London) ausgezeichnet. Für die „Deutsche Gesellschaft für Biophysik“, deren Vorsitz er von 1997 bis 1999 innehatte, organisierte er bereits 1991 die Jahrestagung der Gesellschaft in Homburg. Von 2001 bis 2003 leitete er das im Jahr 2000 gegründete und der Koordination der Medizinischen Fakultät und der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät III dienende „Zentrum für Human- und Molekularbiologie“. Außerdem engagierte er sich in der akademischen Selbstverwaltung, fungierte zwischen 1987 und 1990 sowie von 1994 bis 1998 als Prodekan des Fachbereichs „Theoretische Medizin“ und vertrat die Medizinische Fakultät mehrere Jahre im Senat. 

Sein wissenschaftliches Œuvreumfasst rund 135 Publikationen in Zeitschriften und über 20 Übersichtsartikel und Buchbeiträge. Zu erwähnen ist auch das mittlerweile in achter Auflage vorliegende, mit Alfred Xaver Trautwein und Uwe Kreibig bearbeitete Lehrbuch „Physik für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten“. Seit 2007 im Ruhestand, hat sich Prof. Hüttermann verstärkt der Regionalgeschichte zugewandt und nach umfangreichen Archivrecherchen in verschiedenen Beiträgen 2018 die Geschichte Homburgs im Dreißigjährigen Krieg beleuchtet.

1 Vgl. Junges Fach von großer Vielfalt. Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Jürgen Hüttermann, in: Saarbrücker Zeitung 22. April 1985.

Kontakt:
Dr. Wolfgang Müller
Archiv der Universität des Saarlandes
dr.wolfgang-mueller(at)t-online.de