Warum darf James Bond nie sterben?

Warum darf James Bond nie sterben?

Kultur- und Literaturwissenschaftler beschäftigen sich mit dem Agent Ihrer Majestät im Wandel der Zeit

„Geschüttelt, nicht gerührt“. Jeder weiß, wie James Bond seinen Wodka-Martini bestellt. Jetzt befassen sich Kultur- und Literaturwissenschaftler aus ganz verschiedenen Perspektiven mit der Kultfigur James Bond – bei einer internationalen Konferenz vom 5. bis 7. Juni an der Universität des Saarlandes.

Keiner kann James Bond etwas anhaben. Er bewältigt gefährliche Abenteuer, bringt jeden Schurken zur Strecke, der die Welt bedroht – und wird dafür von vielen bewundert oder zumindest als gute Unterhaltung geschätzt. „Um James Bond hat sich eine mächtige Industrie entwickelt, die heute nicht nur die Filme, sondern alle möglichen weiteren Produkte wie Videospiele, Armbanduhren oder auch Autozubehör vermarktet“, sagt Joachim Frenk, Professor für britische Literatur und Kultur an der Universität des Saarlandes. Diese wirtschaftlichen Interessen werden dazu führen, dass James Bond wohl niemals sterben wird, solange er sich kommerziell lohnt, meint Frenk.

Seit 1962 entstanden 22 Kinofilme, nicht gezählt die Fernsehproduktionen und Parodien, mit sieben verschiedenen Bond-Darstellern – immer Männer im besten Alter, mit muskulöser Figur, smartem Auftreten und von Frauen umschwärmt. Der Filmheld, der nie wirklich altert, hat über die Jahrzehnte viele kulturelle Veränderungen mitgemacht, was sich etwa am Wandel des Frauenbildes und der Männlichkeit der verschiedenen Schauspieler ablesen lässt, die James Bond verkörpert haben. „Auch die sogenannten Gadgets, die raffinierten technischen Spielereien, die exotischen Drehorte und die Feindbilder wurden immer wieder revidiert und dem Zeitgeist angepasst“, sagt Literaturwissenschaftler Frenk.

Die vielen Facetten der Kultfigur fand der Saarbrücker Professor so spannend, dass er zusammen mit Christian Krug von der Universität Erlangen-Nürnberg auf die Idee kam, internationale Wissenschaftler, die über James Bond forschen, zu einer Konferenz nach Saarbrücken einzuladen. Seit einigen Jahrzehnten beschäftigen sich Forscher in der ganzen Welt mit der Kultfigur James Bond. Sie nehmen dabei nicht nur die Kinofilme unter die Lupe, sondern auch deren literarische Vorlagen.

Der britische Autor Ian Fleming, der die Figur James Bond erfand, lieferte mit seinen damals populären Romanen und Kurzgeschichten die immer freier interpretierten Vorlagen für die Filme – und das bis heute, obwohl Fleming bereits 1964 starb. Joachim Frenk fasziniert bei seinen Forschungen vor allem: „Die Filme spiegeln als Leinwandfantasien die gesamte westliche und zunehmend dann auch die globale Zeitgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg wider, angefangen vom Untergang des britischen Empire über den Kalten Krieg bis hin zu Umweltbedrohungen und dem weltweiten Kampf um Rohstoffe wie Öl und Wasser in ,Ein Quantum Trost', dem jüngsten James-Bond-Film“.

Auf der Konferenz im Juni wird das Bond-Phänomen detailliert betrachtet und diskutiert, zum Beispiel von Christoph Lindner, Professor in Amsterdam, der sich mit der Frage beschäftigen wird, warum James Bond alle Filme überlebt hat und als gewinnträchtiges kulturelles Massenprodukt gleichsam unsterblich erscheint. Am Beispiel der neueren Filme werden die Wissenschaftler zeigen, wie sich die veränderte Weltlage nach den Terroranschlägen vom 11. September in New York auf das Bond-Phänomen ausgewirkt hat. Lena Steveker, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin an der Saar-Uni, wird sich mit der Frage auseinandersetzen, inwiefern James Bond zum Vorbild für andere Heldenfiguren in der Populärkultur geworden ist und somit auch die Tradition des Horrorkinos beeinflusst hat.

Die internationale Konferenz „The Cultures of James Bond“ vom 5. bis 7. Juni wendet sich an ein Fachpublikum, ist aber für Anglistik-Studierende der Universität des Saarlandes frei zugänglich. Sie werden nach dem Kongress vermutlich einen anderen Kino-Blick auf den Agenten Ihrer Majestät werfen, wenn es wieder heißt: „Meine Name ist Bond. James Bond“.

Von Friederike Meyer zu Tittingdorf

Info: http://www.uni-saarland.de/bond

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