Auf der Spur der Detektive

Auf der Spur der Detektive

 


Christina Holzer promoviert über Ermittler in der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts

 

Detektive hatten im England des frühen 19. Jahrhunderts kein hohes Ansehen. Das hat sich erst mit der Zeit eingestellt, weiß Christina Holzer. Sie untersucht die Literatur über die Ermittler in England in ihrer Doktorarbeit.

 

Von Thorsten Mohr

 

Um es vorweg zu sagen: Mit wissenschaftlichen Methoden haben die Untersuchungen des gefeierten Meisterdetektives Sherlock Holmes nichts zu tun. „Diese Untersuchungen sind schon so eine Sache“, sagt Christina Holzer. Was sich so locker dahergesagt anhört, hat allerdings Hand und Fuß. Denn Holzer ist eine Kennerin kriminalistischer Kreise, schreibt sie doch gerade an ihrer Doktorarbeit über „Detektive in der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts“ im Fachbereich Anglistik der Saar-Uni. Dabei waren Detektive, als sie erstmals in Erscheinung traten, alles andere als hoch angesehen. 1842 wurde bei der Londoner Polizei die erste Detektivabteilung eingerichtet. Diese Truppe Kriminalbeamter war ineffizient und korrupt, wie Holzer weiß. „In der Bevölkerung herrschte starkes Misstrauen gegenüber den Detektiven. Sie standen im Ruf, Behördenspitzel in Zivilkleidung zu sein“, umschreibt sie die Kriminalpolizisten des vorvergangenen Jahrhunderts.

 

Bild wandelt sich

 

Erst mit der Zeit wandelt sich das Ansehen der Ermittler. „Aber sie hatten nicht nur gute Seiten“, beschreibt Holzer, die englische Literatur, Geschichte und Theologie in Saarbrücken studiert hat, die Polizisten. Als Beispiel nennt sie Sergeant Cuff aus Wilkie Collins' Roman „The Moonstone“ aus dem Jahr 1868. „Er ist der berühmteste Detektiv der Polizei und hoch respektiert. Allerdings sind seine Methoden zweifelhaft. Er legt die Karten nicht auf den Tisch. Er verhört die Verdächtigen beispielsweise heimlich und widerspricht somit dem Sittenbild des 19. Jahrhunderts“, erklärt Christina Holzer den allmählichen Wandel. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts sehen die Zeitgenossen Königin Viktorias die Polizisten nicht mehr in dem düsteren Licht, in welchem sie noch 50 Jahre zuvor gestanden hatten. Mit Arthur Conan Doyles Privatdetektiv Sherlock Holmes betritt ein populärer Ermittler die Bühne der Literatur. „Am Ende des 19. Jahrhunderts ist die kritische Haltung gegenüber den Detektiven nicht mehr da“, stellt Christina Holzer fest. Holmes trifft, anders als beispielsweise Sergeant Cuff, die Geisteshaltung seiner Leser, er ist eine Identifikationsfigur, die zwar exzentrisch, aber nicht bedrohlich erscheint und auch aus moralischem Antrieb handelt.

 

Historischer Reiz

 

Auch auf die Frage, warum Kriminal- und Detektivgeschichten auch heute noch so beliebt sind, hat Doktorandin Holzer eine Antwort: „Die Leser wollen wissen, wer der Täter war. Daher bleiben sie bis zum Schluss an der Geschichte dran. Zusätzlich kommt heute hinzu, dass die Geschichten mittlerweile auch historische Geschichten sind“, erklärt sie den doppelten Reiz der viktorianischen Krimis.  

 

Kontakt

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Campus Saarbrücken
Gebäude A2 3, Raum 2.01
66123 Saarbrücken
Tel.: 0681 302-2601
presse(at)uni-saarland.de

Web-Magazin "campus"

Reportagen, Interviews und Servicethemen rund um die Universität