Besser haften als Spiderman

 

Der Gecko ist der neue Superheld in der Materialforschung – Saarbrücker Forscher untersuchen seine Haftfüße

 

Der Mensch ist definitiv intelligenter als ein Gecko – trotzdem hat ihm die kleine Echse etwas voraus. Denn an der Decke haften kann der Kletterkünstler besser als Spiderman. Das könnte sich bald ändern. Forscher des Leibniz-Instituts für Neue Materialien auf dem Saarbrücker Uni-Campus sind dem Gecko-Geheimnis auf den Fersen. Genauer gesagt: den Lamellenfüßen. Sie könnten zum Geheimtipp für Industrie und Alltag werden.


Von Karin Stenftenagel

 

Der Comic-Held Spiderman gelangte durch den Biss einer Spinne zu Superkräften – vom Gecko hätte er aber auch noch einiges lernen können. „Das Besondere am Haftsystem des Geckos ist, dass er im Vergleich zu anderen Tieren wie Fliegen oder Spinnen ein ungleich höheres Körpergewicht hat“, sagt Elmar Kroner vom Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM) auf dem Campus der Saar-Universität. Bis zu 150 Kilogramm Gewicht können Gecko-Füße theoretisch halten – sein gesamtes Körpergewicht hängt an ein bis zwei Zehen. Elmar Kroner und sein Team erforschen derzeit, wie die raffinierten Strukturen der Geckofüße eingesetzt werden können, um neue, saubere und wiederverwendbare Haftsysteme für verschiedene Lebensbereiche zu entwickeln.

 

Das Geheimnis des Gecko-Haftsystems ist die lamellenartige Struktur der Füße, die sich bis in den Nano-Bereich verästelt. Durch rein physikalische Gesetze – die so genannten Van-der-Waals-Kräfte – können die Geckos auf jeder beliebigen Oberfläche haften. Nicht nur das Haften, auch das Ablösen beherrscht der Gecko vorbildlich: Innerhalb von Millisekunden rollt er seine Zehen Stück für Stück nach oben ab. Wie beim Abziehen eines Klebestreifens ist der erste Schritt der schwierigste, danach löst sich der Rest ganz leicht ab.

 

Das Prinzip der Geckofüße in moderne Technik umzusetzen, könnte laut Elmar Kroner ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Bisher existieren ungefähr 250 000 Klebstoffe. Sie werden vor allem in Flugzeugen und Autos eingesetzt, aber auch die Flügel von Windkrafträdern werden zum Beispiel angeklebt. Mit dem Gecko-Prinzip wäre es möglich, alle diese Stellen ohne umweltschädliche Klebstoffe zu verbinden – das spart außerdem Schrauben und damit Rohstoffe. Die Einzelteile könnten zudem durch Abschalten des Mechanismus leicht wieder getrennt und wiederverwertet werden. Das System soll außerdem in solchen Bereichen eingesetzt werden, in denen absolute Sauberkeit gefragt ist. In der Medizintechnik zum Beispiel, wo Pflaster besser kleben und sich leichter ablösen lassen – ohne Schmerzen. In der Halbleiterindustrie könnten Robotergreifarme mit Gecko-Technik die empfindlichen Computerchips zuverlässiger und sauberer produzieren. In der Zukunft hält Elmar Kroner auch einen Spiderman-Anzug zum Klettern für möglich. Das ist allerdings noch ein weiter Weg. Denn dafür müssen Kroner und seine Kollegen noch eifrig forschen.

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