Eine Studentin gewinnt neue Ansichten in Übersee

Eine Studentin gewinnt neue Ansichten in Übersee


Karin Stenftenagel war als Erasmus-Studentin im Inselparadies La Réunion

 

Sieben Monate lang auf einer grünen Insel mitten im Indischen Ozean studieren: Karin Stenftenagel hat das als Erasmus-Studentin wahr gemacht und dabei viel gelernt, auch über sich selbst.

 

Von Gerhild Sieber

 

Sie ist gerade einmal so groß wie das Saarland: die tropische Insel La Réunion, die zwischen Madagaskar und Mauritius im Indischen Ozean liegt. Das Übersee-Departement von Frankreich ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Touristen, sondern auch für Studenten aus aller Welt: Die Universität von La Réunion ist eine von 222 Hochschulen im Ausland, an denen Saarbrücker Studenten im Rahmen des Erasmus-Austauschprogramms studieren können.

 

Das erfuhr Karin Stenftenagel auf einer Infoveranstaltung zu Beginn ihres Studiums „Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation mit Schwerpunkt Frankreich“. Danach stand das Traumziel der 24-Jährigen für ihr Pflichtsemester im französischsprachigen Ausland fest.

 

Die Verwirklichung ihres Wunsches erwies sich als unkompliziert: Die Studentin führte ein Auswahlgespräch mit dem zuständigen Saarbrücker Professor, das International Office stellte den Kontakt zur Université da la Réunion her, und die Anmeldung ließ sich über ein Formular im Internet erledigen. Gemeinsam mit einer Kommilitonin aus Saarbrücken startete sie Ende August 2007 in die Tropen.

 

Die Universität von La Réunion liegt in einem Vorort der Hauptstadt Saint-Denis, in der 160 000 Menschen wohnen. „Der Campus sieht aus wie ein großes Hotel“, berichtet Karin Stenftenagel, „überall zwischen den Häusern wachsen tropische Pflanzen, und man kann von dort das Meer sehen.“ Hier zogen die saarländischen Studentinnen in ein Wohnheim – zusammen mit Studenten aus anderen europäischen Ländern, aber auch aus Madagaskar und Mauritius.

 

Nach einer Einführungswoche für die rund 100 Erasmus-Studenten stellte sich Karin Stenftenagel ihren Stundenplan zusammen, darunter ein Journalismus-Seminar und den Kurs „Interkulturelle Kommunikation“. „Den fand ich besonders interessant, weil er aus einer ganz anderen Perspektive als bei uns gehalten wurde, nämlich aus der Sicht von Afrika, Indien, Madagaskar und Mauritius.“ Obwohl sie sich an den etwas verschulten Unterricht erst gewöhnen musste, ist sie vom Erfolg des Auslandssemesters begeistert: „Man lernt, Französisch zu sprechen, und zwar spontan und flüssig und dazu jede Menge Vokabeln“, erzählt die Saarbrücker Studentin. Obwohl Französisch die offizielle Sprache auf La Réunion ist, hat sie auch einen Kreolisch-Sprachkurs gemacht, denn die Mischsprache aus dem Französischen und der alten Sklavensprache wird überall auf der Insel benutzt.

 

Besonders beeindruckt hat sie das interkulturelle Leben auf der Insel: „Es gab Buddhisten, Hinduisten, Christen und Muslime in der Stadt, und wir haben ein hinduistisches Lichterfest und das chinesische Neujahrsfest mitgefeiert“, erzählt Karin Stenftenagel begeistert. Ein typisches Studenten- oder Nachtleben gibt es allerdings in Saint-Denis nicht. Und die Sicherheit? „Man sollte nicht unbedingt abends alleine irgendwohin gehen, wenn man leicht als Ausländerin erkennbar ist“, meint sie. Denn in der Stadt gibt es auch soziale Brennpunkte, die Arbeitslosenquote liegt bei etwa 30 Prozent.

 


Beeindruckende Naturerlebnisse

 
Eine der wichtigsten Erfahrungen während des Auslandssemesters machte die Studentin mit sich selber: „Ich bin auf La Réunion zum Naturliebhaber und Wanderfreak geworden.“ Im Landesinneren werden Wein, Vanille, Palmen und Kurkuma angebaut. Schlangen gibt es keine, statt dessen Chamäleons, bunte Vögel und exotische Früchte.

 

Eindrucksvollstes Erlebnis war die Besteigung des höchsten Berges der Insel, des Piton des Neiges. Mit zwei anderen Studentinnen erklomm sie den Gipfel in sechs Stunden, im Gepäck Zelt und Essen. „Von oben haben wir Sonnenuntergang und -aufgang gesehen, es war wahnsinnig faszinierend. Bei dieser Tour habe ich gelernt, dass es immer weiter geht, auch wenn man keine Lust mehr hat oder erschöpft ist.“

 

Die Kosten für das Studium im Rahmen des Erasmus-Programms sind überschaubar, denn Studiengebühren fallen keine an, und Nicht-Bafög-Empfänger erhalten einen monatlichen Zuschuss von 120 Euro. Für das Zimmer im Wohnheim musste Karin Stenftenagel 200 Euro im Monat bezahlen, wovon der Französische Staat 70 Euro übernahm. Die Lebenshaltungskosten auf La Réunion sind mit denen in Europa vergleichbar. Deutlich teurer sind allerdings Milchprodukte und Fleisch, und für Kosmetik-Artikel muss man das Doppelte der gewohnten Preise bezahlen.

 


Auf einen Blick

 

Die Universität des Saarlandes kooperiert im Rahmen von Erasmus mit 222 Universitäten aus 27 Ländern. Am Erasmus-Programm kann jeder Student teilnehmen, wenn seine Fachrichtung Vereinbarungen mit Partner-Universitäten geschlossen hat. Das trifft für die meisten Fächer zu.

 

www.uni-saarland.de/erasmus

 

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