Die Pioniere aus dem Saarland

Die Pioniere aus dem Saarland


Informatik-Forschung 

Vor 40 Jahren wurde die Computerwissenschaft an der Universität des Saarlandes begründet

Im Jahr 1969 wurde die erste Professur für Informatik an der Saar-Uni eingerichtet. Damals ahnte noch niemand, dass Saarbrücken zu einem der international wichtigsten Standorte dieser Wissenschaft werden sollte.

Von Friederike Meyer zu Tittingdorf

Die Saarbrücker Informatik hat von Anfang an eine Vorreiterrolle gespielt. Als an vielen Universitäten die „Datenverarbeitung“ noch ein Anhängsel der Ingenieurwissenschaften war, berief die Universität des Saarlandes Günter Hotz im Jahr 1969 zum ersten Professor für Informatik. Bereits ein Jahr später bot man einen eigenständigen Studiengang an. Damit zählte die Saar-Uni zu den ersten Hochschulen in Deutschland, die frühzeitig die Bedeutung der Computerwissenschaft erkannten.

In Saarbrücken stand das junge Studienfach allerdings schon nach wenigen Jahren auf der Kippe, als drei von vier Professoren auf einen Schlag Saarbrücken verließen. Nur Günter Hotz blieb. Seiner Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass das Fach gerettet wurde, und zwar auf eine Weise, die bis heute das Verhältnis von Landesregierung, Universität und Informatikforschung kennzeichnet. „Man bemühte sich, herausragende, junge Wissenschaftler ins Saarland zu locken und diese dann auch langfristig zu halten“, erinnert sich der heute 78-jährige Professor.

Bei der Auswahl der Informatikforscher hatte nicht nur Günter Hotz ein goldenes Händchen. Bis heute orientieren sich die Informatik-Professoren an seinem hohen Anspruch. „Wir berufen nur Wissenschaftler, die in den einzelnen Fachgebieten der Informatik herausragende Leistungen vorweisen können und die besser sind als wir“, unterstreicht Professor Reinhard Wilhelm augenzwinkernd. Dadurch gingen seither viele der wichtigsten Wissenschaftspreise in Deutschland an Saarbrücker Informatiker. Hinzu kamen zahlreiche internationale Auszeichnungen.

Heute deckt die Saar-Uni wie kaum eine andere Universität in Deutschland die ganze Bandbreite der Informatikforschung ab: von der Computergraphik und Kryptographie über die Softwaretechnik bis hin zur Sprachtechnologie und Künstlichen Intelligenz. „In Saarbrücken herrschte von Anfang an ein besonderer Teamgeist unter den Informatik-Professoren, der bis heute dazu beiträgt, dass man über die Grenzen der Fachgebiete und Institute hinaus gemeinsam forscht“, erzählt Reinhard Wilhelm.

Die Professoren, die in den Anfangsjahren von Günter Hotz berufen wurden, blieben dem Saarland treu und haben ihre eigene Erfolgsgeschichte geschrieben. Kurt Mehlhorn wurde 1990 Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Informatik, im gleichen Jahr wurde Reinhard Wilhelm zum wissenschaftlichen Direktor des heutigen Leibniz-Zentrums für Informatik in Schloss Dagstuhl bei Wadern ernannt. Dort tagen heute Jahr für Jahr über 3000 Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Es ist inzwischen gar zum „Mekka für die weltbesten Informatiker“ geworden, wie die „Wirtschaftwoche“ vor zwei Jahren schrieb.

Wolfgang Paul leitet seit 2003 ein umfangreiches, vom Bund gefördertes Forschungsprojekt, und Wolfgang Wahlster gründete 1988 das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Vor fünf Jahren kam noch das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme hinzu. „Die enge Verzahnung dieser Forschungsinstitute mit der universitären Lehre und Forschung hat ganz wesentlich zum hohen Ansehen der Saarbrücker Informatik beigetragen“, erklärt Reinhard Wilhelm.

Auch die Studierendenzahlen wuchsen mit dem Ausbau der Informatikforschung im Saarland. Heute ist die Informatik mit rund 900 Studierenden einer der größten Fachbereiche der Saar-Uni und liegt im bundesweiten Hochschul-Ranking ganz vorne. Viele Absolventen arbeiten mittlerweile in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der großen IT-Firmen.

Aber auch für die Wissenschaft gilt die Saarbrücker Informatik als „Kaderschmiede“: Rund 70 Absolventen erhielten im vergangenen Jahrzehnt eine Professur im In- und Ausland. Etliche Informatiker konnten zudem mit Hilfe des Starterzentrums der Universität eigene Firmen gründen und sich im Science Park ansiedeln.

 

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