Warum Verena Wolf oft ohne Computer auskommt

Warum Verena Wolf oft ohne Computer auskommt


Informatik

Die junge Informatikerin arbeitet an mathematischen Modellen für Biologen und Mediziner – Ihr Wissen möchte sie an Schülerinnen weitergeben

Verena Wolf betrachtete sich nie als Computerfreak. Im Informatik-Studium ging sie dann auf Überholspur zu den Technikfans. Heute forscht sie im Saarbrücker Exzellenzcluster und will vor allem Mädchen für die Informatik begeistern.

Von Friederike Meyer zu Tittingdorf

Nachdem ein Lehrer Verena Wolf darin bestärkt hatte, Informatik zu studieren, heuerte sie nach dem Abitur erst einmal in einem Computerladen an. Vier Wochen lang schraubte sie Festplatten zusammen und lernte jedes Kabel und jede Steckverbindung kennen. „Dann kam ich an die Uni und stellte mit Erstaunen fest: Im Informatik-Studium braucht man diese Fähigkeiten gar nicht“, erinnert sich Verena Wolf. Ihr Selbstbewusstsein wuchs noch weiter, als sie nach wenigen Semestern an den Computerfreaks vorbeizog. „Im Informatik-Grundstudium sind vor allem mathematische Kenntnisse gefragt. Wer glaubt, das bekommt man mit ein bisschen Programmiererfahrung hin, der kann sich irren“, so die Erfahrung der heute 30-Jährigen. Ihr fiel das abstrakte Denken in der Mathematik leicht, und so bestand sie mühelos alle theoretischen Klausuren, ganz im Gegensatz zu vielen männlichen Kommilitonen. Noch mehr Spaß bereiteten ihr die Algorithmen, bei denen Probleme in einzelne Rechenschritte unterteilt und, wie ein Kochrezept, in logischer Folge bearbeitet werden.

„Wer gerne kniffelige Aufgaben lösen und stundenlang mit Papier und Bleistift knobeln kann, der hat auch Spaß an der Informatik“, meint Verena Wolf, die selbst heute noch öfter vor einem Blatt Papier als vor dem Bildschirm sitzt. „Der Computer ist für den Informatiker nur ein Werkzeug, wie für viele andere Berufe auch. Die eigentliche Arbeit ist das abstrakte Denken und die kreative Suche nach neuen Lösungswegen“, erzählt die junge Wissenschaftlerin. Sie entschloss sich daher nach ihrem Informatik-Studium in Bonn dazu, eine Doktorarbeit zu schreiben. In Mannheim brachte sie eine Professorin mit Biologen zusammen, die Schwierigkeiten damit hatten, die Abläufe in einer menschlichen Zelle mit mathematischen Modellen zu beschreiben. Während der ersten Tage der Zusammenarbeit verstand Verena Wolf „nur Bahnhof“, doch plötzlich erkannte sie, dass ihre theoretischen Modelle auf die Probleme der Biologen angewendet werden können. Das Thema lässt sie seitdem nicht mehr los. Nach einem Forschungsaufenthalt an der ETH Lausanne kam sie vor einem halben Jahr nach Saarbrücken, wo sie die Leitung einer jungen Forschergruppe im Informatik-Exzellenzcluster übernahm.

Ihr Forschungsgebiet nennt sich Systembiologie. „Man betrachtet zum Beispiel eine Zelle als eigenes System, in dem Signale weiter geleitet werden oder sich die Konzentration bestimmter Stoffe verändert. Diese Abläufe versucht man mit mathematischen Methoden zu beschreiben“, erklärt Verena Wolf. Die dafür verwendeten Modelle kennt sie schon aus früheren Projekten, als sie die Leistungsfähigkeit von Rechensystemen bewertete. „Auch dort ging es zum Beispiel um die Frage, ob ein System gut ausgelastet ist und wo die Flaschenhälse liegen, die es zum Erliegen bringen“, sagt die junge Forscherin.

Ihre Begeisterung für diese Art von Fragestellungen möchte sie Mädchen vermitteln, um sie für ein Informatik-Studium zu gewinnen. In den kommenden Monaten will sie dafür saarländische Gymnasien besuchen und in Oberstufenkursen ihre Erfahrungen schildern. „Ich werde natürlich auch ein paar Knobelaufgaben mitbringen und den Schülerinnen vermitteln, dass logisches Denken unheimlich Spaß machen kann“, verspricht Verena Wolf.

Kontakt für Schulbesuche: Tel.: (0681) 3025586, E-Mail: wolf(at)cs.uni-sb.de.

Hintergrund

Die Informatik wurde vor 40 Jahren als eigener Forschungszweig an der Universität des Saarlandes begründet. Dieses Jubiläum wird am 28. November mit verschiedenen Aktionen gefeiert. Nach der Eröffnung eines neuen Gebäudes für Drittmittelforschung findet von 14 bis 17 Uhr auf dem Saarbrücker Campus ein Tag der offenen Tür in den Informatikgebäuden statt. Interessierte Besucher erwarten Vorträge, Präsentationen und Gebäudeführungen.

Was haben der Airbus A 380, die Playstation und die HIV-Forschung miteinander zu tun? In allen steckt der Erfindergeist von Saarbrücker Informatikern. In einer Broschüre zu „40 Jahren Informatik“ werden weitere Entwicklungen und Produkte aufgelistet, die zeigen, wo man heute im Alltag und in der Wissenschaft der saarländischen Informatik begegnet. Außerdem werden darin die Ursprünge der hiesigen Computerwissenschaft und die aktuellen Forschungsgebiete beschrieben. Die Broschüre kann kostenlos bestellt werden unter: Tel.: (0681) 30270150. mey

 

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