Getrieben von der Neugier auf andere Menschen

Getrieben von der Neugier auf andere Menschen

Hanna Rouppo aus Weißrussland studiert in Saarbrücken und Minsk und ist ehrenamtlich aktiv
 
Sie ist eine überdurchschnittlich gute Studentin. Bisher erreichte Hanna Rouppo aus Weißrussland eine Durchschnittsnote von 1,77 im Fach BWL an der Saar-Uni. Neben ihrem Studium engagiert sie sich noch auf vielerlei Arten ehrenamtlich. Sie betreut zum Beispiel ausländische Studenten und Wissenschaftler und erklärt kleinen Kindern, wie der Kreislauf des Geldes funktioniert.

von Thorsten Mohr
 
Es gibt Zeitgenossen, die hegen gewisse Vorurteile gegen Studenten. Sie sind in ihren Augen faul und schlafen eh den halben Tag. Dass das so nicht stimmt, beweist Hanna Rouppo. Sie schläft zwar gute acht Stunden jede Nacht. „Nur drei oder vier Stunden schlafen reichen mir nicht. Schlaf ist schon sehr wichtig für mich“, sagt die 24-Jährige. Und wenn der studentenfeindliche Zeitgenosse hört, was die Weißrussin alles leistet, wird er am Ende sagen: „Wie zum Henker kann die Frau volle acht Stunden pro Tag schlafen?“  Das funktioniert, weil Hanna Rouppo die restlichen 16 Stunden so gut organisiert, dass sie ihr Studium, ihren Nebenjob und ihre diversen ehrenamtlichen Tätigkeiten bestens unter einen Hut bekommt.

Im September 2006 kam die Weißrussin von der Uni Minsk nach Saarbrücken, damals als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Als das Förderprogramm nach einem Jahr auslief, bewarb sie sich als normale Studentin um einen Studienplatz in der Betriebswirtschaftslehre. Inzwischen hat sie sich, kurz vor ihrem Diplom, auf Konsumentenverhalten und Marketing am Lehrstuhl von Professorin Andrea Gröppel-Klein festgelegt. „Mich interessiert, was in den Köpfen der Leute vorgeht“, begründet sie ihre Wahl. Ihre Neugier für dieses Fach bescheren Hanna Rouppo auch exzellente Studienergebnisse. Ihre Durchschnittsnote bisher: 1,77. Sie spricht übrigens erst seit dreieinhalb Jahren Deutsch.

Soziales Engagement
 
Neugier ist es auch, die sie in ihren Ehrenämtern aufblühen lässt. Neugier auf fremde Kulturen, fremde Menschen. In Deutschland betreut sie als Tutorin die ausländischen Teilnehmer von Sprachkursen, kümmert sich im Verein „Future in common“ um die Verständigung zwischen Russland, Kasachstan, Weißrussland und Deutschland. „Ich will wissen, wie Menschen aus anderen Ländern ticken“, sagt sie. Von 2005, als sie noch in Minsk war, bis 2009 nahm sie regelmäßig am weltweiten Studentenprogramm Sife teil. Die Abkürzung steht für „Students in Free Enterprises“. Dort entwickeln Studenten aus aller Welt soziale, wirtschaftliche und Bildungsprojekte. Zweimal gewannen Hanna Rouppo und ihre Minsker Kommilitonen die nationalen Meisterschaften und fuhren zu Weltmeisterschaften nach Toronto und Paris. Sie erklärten beispielsweise kleinen Kindern auf einfache Art und Weise, wie der Geldkreislauf funktioniert.

Das Geld, das sie selbst zum Leben braucht, verdient sie, ganz klar, als studentische Hilfskraft im International Office der Saar-Uni. Auch hier lernt sie, wie die Menschen aus anderen Ländern ticken. Sie betreut osteuropäische Studenten und Wissenschaftler, die zu Gast an der Saar-Uni sind.

Bevor sie jedoch ihre Diplomarbeit in Saarbrücken beginnt, möchte sie erst ihr Diplom fertig machen – in Minsk. Denn auch dort studiert sie noch. In einem halben Jahr will sie ihren weißrussischen Abschluss in der Tasche haben. Danach kommt die Abschlussarbeit in Saarbrücken an die Reihe.

Stress gegen Langeweile

All das (und noch ein bisschen mehr, beispielsweise als Vorstandsmitglied der Liberalen Hochschulgruppe) schafft Hanna Rouppo in gerade einmal 16 Stunden am Tag. „Es gibt Zeiten, in denen ich denke, dass jetzt alles ein bisschen zu viel ist. Studium, Klausuren, Arbeit, Ehrenamt. Aber ich weiß: Bei weniger würde ich mich langweilen. Es passt schon“, stellt sie fest und muss dabei selbst ein wenig ungläubig lachen.

Und nach dem Studium? „Ich möchte gerne in Deutschland bleiben.“ Ein Problem könnte die Aufenthaltsgenehmigung sein. Als Nicht-EU-Ausländerin muss Hanna Rouppo binnen einem Jahr nach ihrem Abschluss einen Job in ihrer Branche, also BWL, finden. Sonst droht ihr die Abschiebung. Aber es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich ein Arbeitgeber Hanna Rouppo durch die Lappen gehen lässt. Organisiert ist sie jedenfalls. Ausgeschlafen sowieso.

 

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