Informatiker arbeiten am Internet der Zukunft

Informatiker arbeiten am Internet der Zukunft


Auf der weltgrößten Computermesse Cebit in Hannover präsentierten Saarbrücker Computerwissenschaftler die Trends von morgen – 3-D-Anwendungen im Mittelpunkt

Vor einer Woche ging die Computermesse Cebit in Hannover zu Ende. Saarbrücker Informatiker, die dort auf internationales Medieninteresse stießen, haben viele neue Entwicklungen vorgestellt. Das große Thema der saarländischen Forschung waren dieses Jahr 3-D-Anwendungen.

von Friederike Meyer zu Tittingdorf

Wenn der Internet-Nutzer in dreidimensionale Welten eintauchen möchte, stößt er bisher schnell an Grenzen. Wie es schon bald auf einfache Weise anders geht, zeigte das Forscherteam um Professor Philipp Slusallek am neu gegründeten Intel Visual Computing Institute der Universität des Saarlandes und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Die Wissenschaftler können jetzt interaktive 3-D-Szenen direkt in beliebige Webseiten einbetten. Außerdem hat das Team um Philipp Slusallek alte Ansichten der Festungsstadt Saarlouis digitalisiert. In mühevoller Kleinarbeit ist daraus eine 3-D-Welt geworden, die dem Betrachter einen virtuellen Spaziergang durch das historische Saarlouis ermöglicht. Auch das städtebauliche Großprojekt „Stadtmitte am Fluss“ wurde als 3-D-Simulation den Messebesuchern, die sich virtuell durch die Saarbrücker Innenstadt bewegen können, anschaulich vermittelt.

Satellitenbilder von Google Earth und medizinische Aufnahmen aus der Computertomographie haben eines gemeinsam. Durch ihre hohe Auflösung erzeugen sie gigantische Datenmengen, die bisher von gewöhnlichen Computern nicht verarbeitet werden konnten. Jens Krüger, der eine Forschergruppe am Informatik-Exzellenzcluster leitet, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem man am heimischen Rechner dreidimensionale Bilder blitzschnell darstellen und verändern kann. Alexander Koller, der ebenfalls im Informatik-Exzellenzcluster eine Forschergruppe leitet, untersucht, wie Computer gesprochene Sprache nicht nur verstehen, sondern auch selbst erzeugen können.

Bei Andreas Zeller, Professor für Softwaretechnik der Universität des Saarlandes, drehen sich mehrere Forschungsprojekte, die auf der Cebit präsentiert wurden, um das Thema „Fehler in großen Computerprogrammen“. Sein Team hat ein Verfahren entwickelt, mit dem diese Fehler gleich entdeckt und automatisch wieder behoben werden. Das „Pachika“ genannte System wird umfangreichen Computerprogrammen als eigenständiges Reparatur-Set einfach hinzugefügt. Außerdem schalteten Forscher seines Teams zur Cebit die neue Webseite „Check my code“ frei. Dort können Software-Entwickler prüfen lassen, ob ihr neues Programm den Regeln entspricht, die auch die breite Masse der Programmierer anwendet. Zudem stellten Professor Zeller und seine Mitarbeiter ein Prüfverfahren vor, bei dem automatisch Fehler in ein Programm gestreut werden. Damit werden die üblichen Software-Tests der Hersteller ausgetrickst. Mit dem so genannten Javalanche-System, das frei im Internet zugänglich ist, kann jeder selbst große Java-Programme überprüfen.

Zwei Wissenschaftler, die am Max-Planck-Institut für Informatik und dem Informatik-Exzellenzcluster der Universität des Saarlandes forschen, waren ebenfalls am saarländischen Forschungsstand vertreten. Meinard Müller hat Verfahren entwickelt, um Musikstücke aufzuspüren und miteinander vergleichbar zu machen. Das ist nicht nur ein Gimmick für Musikliebhaber, sondern könnte sogar die Ausbildung von Musikern revolutionieren. Thorsten Thormälen hat eine Software entwickelt, mit der es kinderleicht wird, in computeranimierten Filmen realistische Reflexionen auf Objekte zu zaubern. Außerdem hat er ein Programm entworfen, mit dem man im Handumdrehen dreidimensionale Abbildungen realer Objekte in virtuelle Filmszenen einbauen kann.

Mitarbeiter des Lehrstuhls für Informations- und Technologiemanagement haben die Algotrade-Software entwickelt, mit der man seine eigene Börsenstrategie analysieren und verbessern kann. Mit wissenschaftlichen Methoden werden verschiedene Handelsszenarien anhand historischer Daten simuliert. Damit jeder für sich die richtige Vorsorge treffen kann, stellten die Forscher außerdem die komplexe Beratungssoftware Life Charts vor.

 

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