Vorsorge für die Zeit nach dem Fußballerleben ist angesagt

Vorsorge für die Zeit nach dem Fußballerleben ist angesagt


Profi Nico Weißmann vom 1. FC Saarbrücken hat den schwierigen Spagat zwischen Leistungssport und Unistudium geschafft

Für viele Fußballfans im Saarland ist er ein Idol, zumindest am Wochenende. Für manche ist er auch „Herr Weißmann“. Die Rede ist von Nico Weißmann. Der 30-jährige Mittelfeldspieler des 1. FC Saarbrücken ist Absolvent der Saar-Uni und Lehrer für Deutsch, Religion und Sport. Derzeit arbeitet er aber nicht im Schuldienst, sondern im Familienministerium. Er hat bereits früh über das Leben nach der Sportlerkarriere nachgedacht.

Von Thorsten Mohr

„Alles ist vergänglich“, sagt Nico Weißmann. Mit 30 Jahren hat der Mittelfeldspieler des Drittligisten 1. FC Saarbrücken den Großteil seiner Profikarriere bereits hinter sich. In der Zweiten Bundesliga und der Regionalliga hat er in der Regel Fußball gespielt, in Saarbrücken, Kaiserslautern, Pirmasens und Wiesbaden. Bis zu siebenmal Training und ein Spiel stehen in der Dritten Liga auf dem Wochenplan. Nico Weißmann hat trotz dieser Belastung durch den Sport früh an die Zeit nach dem Fußball gedacht. „Ab der Regionalliga verdient man ja ganz gut, daher machen viele Fußballspieler sonst nichts für ihr Berufsleben“, weiß er. Dem 30-Jährigen war das zu wenig. Zwar hat er ein paar Profieinsätze weniger im Lebenslauf stehen, dafür ist er einer der wenigen Fußballer mit abgeschlossenem Studium. „Was nutzen mir ein paar Zweitligaspiele mehr? Wenn du im Bewerbungsgespräch sitzt, zählt das wenig“, sagt Weißmann, der im Völklinger Ortsteil Lauterbach aufwuchs.

Die Frage ist berechtigt. „Ausgesorgt haben nur rund zehn Prozent der Profispieler nach ihrem Karriereende“, sagt Ulf Baranowsky von der Vereinigung der Vertragsfußballspieler, der Gewerkschaft der Profis. Diese zehn Prozent sind meist die Spieler, die lange Zeit in der Ersten Liga bei Spitzenvereinen unter Vertrag waren. „Wer nur ein Jährchen Bundesliga gespielt hat, für den gilt das nicht“, erklärt Baranowsky. Dieser Rest, 90 Prozent aller Berufsfußballer, muss sich nach dem Karriereende eine neue Einnahmequelle suchen.

Bisher studiert lediglich ein Fünftel der Fußballprofis in Deutschland. Nico Weißmann weiß aus Erfahrung, dass es nicht leicht ist, Fußball und Studium unter einen Hut zu bringen. „Prüfungen und die Vorbereitungszeit für den Fußball fielen oft in denselben Zeitraum“, berichtet er. Aber er arrangierte sich mit der Situation. „Auf der Fahrt zu einem Auswärtsspiel haben die anderen im Bus Karten gespielt oder einen Film geschaut. Ich habe eben eine Hausarbeit über Kafka geschrieben.“

Stundenpläne und Prüfungen stellte er so zusammen, dass er sein Studium so gut wie möglich durchziehen konnte, ohne dass der Fußball zu viel darunter litt. Insgesamt hat er mit 13 Semestern zwar länger studiert als manch anderer Kommilitone. Aber Profifußball ist wie das Studium eine zeitaufwändige Sache. „Wir mussten beispielsweise fürs Fach Sport viel trainieren“, sagt Weißmann, der 2008 sein Referendariat im pfälzischen Landstuhl begonnen hatte. Er war damals beim 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag. „Die Dozenten haben mich aber toll unterstützt“, sagt er rückblickend.

Einen saarländischen Promibonus genoss er trotz der Unterstützung allerdings nicht. „Niemand hat mir einen Schein ausgestellt, nur weil ich in Saarbrücken, Kaiserslautern oder sonst wo Fußball gespielt habe. Ich musste mich schon reinhängen“, erzählt Nico Weißmann. Und auch hier zeigte er, wie auf dem Fußballplatz, Biss: „Ich bin nie zu einer Klausur nur mit dem Ziel angetreten, gerade so zu bestehen. Ich wollte immer rausholen, was geht. Ich hatte einfach keine Lust, das Ganze in einem Jahr noch mal zu machen“, erklärt er pragmatisch.

Gewerkschafter Ulf Baranowsky rät jungen Spielern, es wie Nico Weißmann zu machen und bereits in der Sportlerlaufbahn die Grundlage für einen Beruf zu schaffen, sei es mit einer Berufsausbildung oder mit einem Studium. „Die Spieler sollten gewappnet sein. Bei der nächsten Verletzung kann die Karriere plötzlich zu Ende sein“, warnt er.

Derzeit ist Nico Weißmann im saarländischen Familienministerium in der Abteilung Prävention angestellt, allerdings seit dem Aufstieg des 1. FC Saarbrücken in die Dritte Liga bis nächstes Jahr beurlaubt. Ob er dann noch ein bisschen weiterspielt? Er ist unschlüssig. Alles ist ja vergänglich, wie er sagt, auch ein erfolgreiches Sportlerleben. Der Lehrer Nico Weißmann kann der Zukunft jedoch gelassen entgegensehen. Er ist für das Leben nach dem Fußball gut gerüstet.

 

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