Kohle in die klamme Kasse

Kohle in die klamme Kasse


Studenten können auf vielen Wegen zu Geld kommen – Möglichkeiten wie zum Beispiel Stipendien werden aber noch sehr selten genutzt

Das Studentenleben ist meist nicht geprägt von Luxus. Die Nachwuchs-Akademiker leben oft in eher kargen Verhältnissen. Viele könnten mehr Geld haben, zum Beispiel, indem sie sich um ein Stipendium bewerben.


von Thorsten Mohr

Geld macht zwar nicht glücklich, aber es entspannt ungemein. Davon wissen vor allem Studenten ein Lied zu singen, ist ihr Geldbeutel doch meist chronisch leer. 812 Euro haben Studenten in Deutschland im Schnitt pro Monat zur Verfügung. Das geht aus der jüngsten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks aus dem Jahr 2010 hervor. Davon gilt es, Miete zu zahlen, Nebenkosten, Busfahrkarten, Lebensmittel und so weiter. Und ein bisschen was fürs Kino und die Kneipe soll ja auch noch übrig bleiben. Fast 90 Prozent der Studenten erhalten den Großteil des Lebensunterhalts von den Eltern, zwei Drittel verdienen sich Geld beim Jobben nebenher. Aber es gibt noch andere Quellen, die oft ungenutzt bleiben. Vor allem Eigeninitiative ist gefragt, um diese Quellen anzuzapfen.

„Wer es nicht probiert, wird auch nicht gefördert“, sagt Peter Hell von der Studienberatung der Saar-Uni. Er spricht damit konkret die Stipendien an, die von verschiedenen Institutionen und Stiftungen finanziert werden und von denen derzeit nur drei Prozent aller deutschen Studenten profitieren.

Dabei gibt es unzählige Stipendiengeber. „Die Stipendienlandschaft ist sehr heterogen“, erklärt Peter Hell. Zum einen gibt es die so genannten Begabtenförderungswerke. Das sind insgesamt zwölf kirchliche, politische, arbeitgebernahe oder gewerkschaftsnahe Stiftungen. Diese großen Stipendiengeber wie zum Beispiel die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung geben nicht nur Geld, sondern auch ideelle Unterstützung. „Die Begabtenförderungswerke machen auch Zusatzangebote wie zum Beispiel Sommerakademien und Stiftungstreffen. Dort können Stipendiaten Leute kennenlernen und so Netzwerke knüpfen, die anderen Studenten verschlossen bleiben“, erklärt Peter Hell den Nutzen auch solcher Förderungen. Vom Begriff „Begabtenförderungswerk“ sollten sich Studenten übrigens nicht abschrecken lassen. „Die Vorstellung, dass ich mich da ohne eine 1,0 gar nicht erst zu bewerben brauche, ist falsch. Natürlich wird auf die Note geschaut, aber es kommt auch auf die Persönlichkeit des Bewerbers an“, erklärt Peter Hell. Diese Begabtenförderungswerke finden sich unter www.stipendiumplus.de.

Zum anderen sind private Stiftungen – davon gibt es Hunderte – eine Möglichkeit, ein paar Euros extra zu bekommen. „Diese Stiftungen haben zum Teil sehr spezielle Erwartungen an die Stipendiaten“, erklärt Studienberater Hell. So kann beispielsweise ein Unternehmen aus der Luftfahrtbranche speziell Studenten fördern, die Abschlussarbeiten auf diesem Gebiet verfassen. Auf der Webseite www.stipendienlotse.de können Studenten, die sich für ein solches Stipendium interessieren, gezielt über ein Eingabeformular die Kriterien eingrenzen und so einen passenden Förderer finden. Auch Studenten, die ins Ausland möchten, können sich für diese Zeit unterstützen lassen. Wie sie an ein solches Auslandsstipendium kommen, erfahren Interessierte auf der Webseite des International Office der Saar-Uni unter www.uni-saarland.de/international.

Als weitere Möglichkeit, die oft ungenutzt bleibt, zählt Peter Hell das Bafög auf. Zwar wird rund ein Drittel aller Studenten mit der Ausbildungsförderung von maximal 670 Euro pro Monat unterstützt. Dennoch rät er grundsätzlich allen Studenten, die unsicher sind, ob sie gefördert werden können, einen Bafög-Antrag zu stellen, auch hier nach dem Motto: „Wer es nicht probiert, wird nicht gefördert.“ „Man sollte darauf achten, dass man den Antrag zu Beginn des Studiums stellt“, sagt Peter Hell. „Denn das Bafög kann nur in der Regelstudienzeit bezogen werden. Bewirbt sich ein Student also erst nach dem zweiten Semester, bekommt er nur noch für vier Semester Bafög, wenn er in einem sechssemestrigen Studiengang ist.“

Vorsicht ist allerdings bei der Angabe der Vermögensverhältnisse geboten. So wird nicht nur das Einkommen der Eltern berücksichtigt. Auch eigenes Vermögen und wertvolle Gegenstände sind wichtig. „Wer beispielsweise vergisst, sein eigenes Auto anzugeben, könnte ein Problem bekommen“, warnt Peter Hell. Das sei allerdings nur der Fall, wenn das Auto auch auf den Studenten selbst zugelassen ist und nicht, wenn er das Auto der Eltern mitbenutzt. Zudem dürfen Bafög-Geförderte maximal 5200 Euro auf dem Sparkonto haben und höchstens 4800 Euro pro Jahr nebenbei verdienen. „Wer in der Bibliothek Aufsicht macht oder in der Saarlouiser Altstadt kellnert, kann sich mit einem 400-Euro-Job praktisch 1:1 etwas dazu verdienen“, sagt Marc Speicher, Asta-Referent für Studienfinanzierung. Am Ende müssen die Bafög-Empfänger nur 50 Prozent zurückzahlen – und das auch noch unverzinst. „So ein Angebot kann keine Bank machen“, sagt Studienberater Peter Hell.

Daher rät er auch zur Vorsicht, was Studien- oder Bildungskredite angeht, auf die immerhin fünf Prozent der Studenten zurückgreifen. „Das empfehle ich erst, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, so Peter Hell. „Bei Krediten und Fonds rate ich grundsätzlich, mehrere Angebote einzuholen und auch mal die Verbraucherzentrale um Rat zu fragen.“ Denn hier sammeln sich schnell Zinslasten an, die für Studenten zu groß werden können.

Grundsätzlich gilt für die Finanzierung des Studiums: Die Mischung macht's. Wer von allem ein bisschen bekommt, wird kaum Probleme haben, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren und sich entspannt dem Studium widmen zu können.Die Saar-Uni hat im Wintersemester zum ersten Mal Deutschlandstipendien vergeben: 70 Studenten werden mindestens ein Jahr lang mit 300 Euro monatlich unterstützt. Die Hälfte davon bringen private Geldgeber auf, die andere Hälfte bezahlt der Bund. Bei der Auswahl der Stipendiaten werden Begabung und Leistung der Bewerber berücksichtigt, außerdem spielen soziales Engagement und besondere persönliche Umstände eine Rolle.

Die Stipendiaten erhielten ihre Urkunden Anfang November im Rahmen einer Feierstunde, zu der auch alle Förderer gekommen waren. „Die enorme Resonanz der privaten Geldgeber ist ein großer Vertrauensbeweis der Spender in die Stipendiaten und in die ausbildenden Institutionen“, freute sich Unipräsident Volker Linneweber.

Initiiert wurden die Deutschlandstipendien Anfang des Jahres von der Bundesregierung: Im Jahr 2011 sollten bundesweit an allen Hochschulen 0,45 Prozent der Studenten ein solches Stipendium erhalten. Das Saarland ist das erste Bundesland, in dem alle Hochschulen die erforderlichen privaten Mittel zum Erreichen dieser Quote eingeworben haben. Die Saar-Uni kooperiert dabei eng mit der Studienstiftung Saar. Diese hat 38 der von der Universität vergebenen Stipendien finanziert.

Die nächste Bewerbungsmöglichkeit gibt es ab Juni 2012. Bewerben können sich Studenten aller Fachrichtungen. gs

Infos unter: www.uni-saarland.de/deutschlandstipendium

Auf einen Blick:

Allgemein:
www.uni-saarland.de/studienfinanzierung
https://asta.uni-saarland.de

Stipendien:
www.stipendiumplus.de
www.stipendienlotse.de
www.uni-saarland.de/deutschlandstipendium
www.arbeiterkind.de

Bafög:
https://www.stw-saarland.de/de/Finanzierung/BafoG
www.bafoeg-rechner.de

Studienberatung:
www.uni-saarland.de/studienberatung

 

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