Neue Erkenntnisse über Ötzis Klamotten
Neue Erkenntnisse über Ötzis Klamotten
Saarbrücker Biochemiker findet heraus, dass die berühmte Eismumie Schuhe aus Rinder- und nicht aus Bärenfell trug
Vor 5300 Jahren kam ein Mensch im österreichischen Ötztal ums Leben und wurde im Gletschereis konserviert. Seitdem fasziniert Ötzi Forscher aus vielen Disziplinen. Der Saarbrücker Biochemiker Klaus Hollemeyer ist einer davon. Er untersucht seit Jahren die Kleidung des Toten.
von Melanie Löw
Der Steinzeitmensch „Ötzi“ hat für seine Kleidung nicht nur Rinder- und Schaffelle verwendet, sondern auch Felle von Ziegen, Gämsen und Rothirschen sowie von Hunden oder dessen Verwandten. Diese Ergebnisse zu Ötzi hat der Biochemiker Klaus Hollemeyer im Rahmen des zweiten Eismumienkongresses vorgestellt, der vor Kurzem im italienischen Bozen stattfand.
Der Saar-Forscher entwickelte vor einigen Jahren das so genannte Siam-Verfahren, das die genaue Zuordnung von Haar- und Fellproben zu bestimmten Tiergruppen erlaubt. 2008 gelang es ihm erstmals, Proben aus der Kleidung des berühmten Steinzeitmenschen näher zu bestimmen. Hollemeyers Ergebnisse tragen dazu bei, mehr über Ötzis genaue Lebensumstände in der Jungsteinzeit zu erfahren.
Die 5300 Jahre alte Gletschermumie, die mit dem Namen „Ötzi“ weltbekannt wurde, lebte in der Kupferzeit, der letzten Epoche der Jungsteinzeit. Da das Eis die Mumie über die Jahre gut konservierte, bietet Ötzi der heutigen Wissenschaft die Möglichkeit, die Lebensumstände der Steinzeitmenschen im alpinen Raum näher zu erforschen.
In seiner Arbeit konnte er unter anderem nachweisen, dass für die Herstellung der Leggings auch Felle von Hunden oder mit Hunden verwandten Tieren verwendet wurden. „Ob es sich dabei um Wolf, Hund oder Rotfuchs handelt, lässt sich aber nicht mehr feststellen“, sagt Hollemeyer. Widerlegen konnte der Saarbrücker Forscher aber die Annahme, dass die Schuhsohlen des Steinzeitmenschen aus Bärenfell seien. „Hier handelt es sich um Rind“, ergänzt der Saar-Forscher. Rinderfell befände sich zudem an der Schließe des Köchers, von der man bislang annahm, dass sie aus Gämsenfell bestehe. Außerdem ist es dem Biochemiker gelungen, Fellstücke von Schaf und Gämse in Ötzis Mantel aufzuspüren. Bislang galt die Annahme, dass der Mantel aus Ziegen hergestellt wurde.
Eine weitere genaue Analyse der Kopfbedeckung brachte jedoch keine neuen Erkenntnisse. „Wir konnten hier nicht eindeutig nachweisen, dass es sich um Bärenfell handelt“, sagt Klaus Hollemeyer. Denkbar sei auch hier, dass das Fell von Hunden oder von mit Hunden verwandten Tieren verwendet wurde. Darüber hinaus konnte er mit seiner Analysemethode auch ältere Ergebnisse anderer Wissenschaftler bestätigen. Das für Ötzis Schuhe verwendete Oberleder stammt zum Beispiel definitiv vom Rothirsch, wie auch die Laschen seiner Patchwork-Leggings, die Ötzi in seine Schuhe steckte.
Mit seinen Ergebnissen hilft der Biochemiker Klaus Hollemeyer, die Lebensumstände der berühmten Mumie näher zu beleuchten. Derzeit vermuten Experten, dass Ötzi Angehöriger einer Bauern- und Viehzüchtergesellschaft war und nicht Teil einer Sammler- und Jägergesellschaft, wie man lange Zeit angenommen hatte.
Der Saarbrücker Forscher Klaus Hollemeyer entwickelte vor wenigen Jahren am Technischen Institut für Biochemie im Team von Professor Elmar Heinzle in Zusammenarbeit mit Wolfgang Altmeyer von der Firma Gene-Facts die sogenannte Siam-Methode, die seit Herbst 2007 unter Patentschutz steht. Dieses Analyseverfahren ermöglicht es, Haar- und Fellproben mittels charakteristischer Proteinstücke bestimmten Tierarten zuzuordnen.
Kontakt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Campus Saarbrücken
Gebäude A2 3, Raum 2.01
66123 Saarbrücken
Tel.: 0681 302-2601
presse(at)uni-saarland.de