Tropisches Paradies an der Saar-Uni

Tropisches Paradies an der Saar-Uni


Hannah Markwig ist die jüngste Professorin an der Saar-Uni – Ihr Spezialgebiet nennt sich tropische Geometrie

Ihr Fachgebiet hört sich für die meisten Menschen an wie ein verheißungsvoller Traum. Für Hannah Markwig ist es tatsächlich einer. Der Teilbereich, in dem sich die Mathematikerin besonders gut auskennt, nennt sich tropische Geometrie. Seit Kurzem ist die 30-Jährige Professorin an der Saar-Uni.

VON THORSTEN MOHR

Versonnen sitzt die junge Frau in roten Pantoffeln und plüschigem Pullover am Tisch und malt Linien und Figuren auf eine durchsichtige Plexiglas-Ebene. Ab und zu setzt sie den schwarzen Filzstift kurz ab, schaut, was sie gemalt hat, und macht an einer anderen Stelle weiter. Mit der Zeit entsteht ein Muster, das an Schaltkreise erinnert oder an diese Zeichen, die angeblich Außerirdische in Äcker zaubern. Im Hintergrund prangen großformatige Bilder von weißen Sandstränden und tropischen Sonnenuntergängen an der Schrankwand. Ach, die Tropen. Wie schön. Von den Tropen träumt auch Hannah Markwig, während sie in Gedanken versunken Linien malt.

Ihre Tropen jedoch sehen ein bisschen anders aus. Nämlich genauso wie die Linien, die sie auf das Plexiglas-Objekt malt, das – materiell – aus verschiedenen Ebenen besteht und – mathematisch – eine tropische Ebene darstellt. Hannah Markwig ist Mathematik-Professorin, ihr Fachgebiet ist tropische Geometrie. „Die Idee dahinter ist, die Geometrie zu vereinfachen mit Mitteln der Kombinatorik“, sagt die gerade erst 30-jährige Wissenschaftlerin, die im Wintersemester an die Universität des Saarlandes kam. Ganz einfach gesagt, beschreibt die Mathematikerin geometrische Objekte, indem sie aus komplizierten Dingen wie einer ineinander verschlungenen Kurve mit Rundungen und weichen Formen kantige tropische Kurven macht. Dennoch bleibt trotz der Vereinfachung erstaunlich viel Information des ursprünglichen geometrischen Objektes, der ineinander verschlungenen Kurve beispielsweise, erhalten.

Ihr recht junges Fachgebiet ist reine Grundlagenmathematik, das aber auch Anwendungsmöglichkeiten findet. Die tropische Geometrie ist beispielsweise in der Phylogenetik sinnvoll. In dieser speziellen Teildisziplin der Genetik erforschen Wissenschaftler die Verwandtschaftsbeziehungen verschiedener Arten untereinander und stellen diese in verästelten Bäumen dar, die Ähnlichkeiten mit den Kurven haben, die Hannah Markwig auf die tropische Ebene zeichnet.

Als Grundlagenforscherin treibt die junge Wissenschaftlerin, die zuvor Juniorprofessorin in Göttingen war, jedoch der reine Erkenntnisgewinn an. „Wenn man plötzlich etwas versteht, worüber man monatelang nachgedacht hat, ist das sehr schön“, sagt Hannah Markwig über ihre Motivation. „Letztlich ist das, was mich antreibt, etwas Neues herauszufinden.“ Die Mathematik wurde so zu ihrer Spielwiese, auf der sie dieser Neugier freien Lauf lassen kann.

Als Professorin für Mathematik ist sie immer noch eine Ausnahme. Aber über die Frage, warum sie es als Frau in der angeblichen Männerdomäne Mathematik in so jungen Jahren so weit gebracht hat, will sie eigentlich überhaupt nicht nachdenken müssen. Für sie ist es so selbstverständlich, Wissenschafts-Karriere auch in einem Fach wie Mathematik zu machen, wie für die meisten Wissenschaftler aus ihrer Generation. „Das war bei mir weder in der Schule noch im Studium eine Frage, weder bei Männern noch bei Frauen“, sagt sie. Die Vorstellung, dass Mathematik eine „männliche“ Wissenschaft sein könnte, ist ihr fremd. „Wer Mathematik mag und kann, soll es studieren, egal ob Junge oder Mädchen.“

Hannah Markwig empfindet es als großes Glück und als Chance, dass sie das, was sie am liebsten macht, als Professorin nun dauerhaft betreiben kann. „Ich kann mit tropischen Kurven spielen, wann ich will“, sagt sie und freut sich darüber wie andere Leute, die an einen schönen Urlaub an fernen Sandstränden zurückdenken. Nur dauert ihr Urlaub in tropischen Gefilden ihr Leben lang an.

„Ich kann mit tropischen Kurven spielen, wann ich will.“
Hannah Markwig

 

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