03.11.2021

Ringvorlesung über 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland: Das Neue Testament – jüdisch erklärt

Porträtfoto von Prof. Wolfgang Kraus
© privatDer Theologe Wolfgang Kraus spricht am 3. November über den Dialog zwischen Juden und Christen.

Prof. Wolfgang Kraus spricht um 18.30 Uhr im Lesecafé der Stadtbibliothek Saarbrücken zum Thema: "Das Neue Testament – jüdisch erklärt". Teilnahme nach vorheriger Anmeldung.

Der fruchtbare Dialog zwischen Juden und Christen – Christen und Juden hat in den letzten Jahrzehnten mit dazu beigetragen, dass beide Seiten gelernt haben, sich besser zu verstehen und zu respektieren. Das hat in jüdischen und christlichen Erklärungen und Dokumenten Niederschlag gefunden. Noch gibt es viel zu tun, denn was auf der Ebene von Fachgelehrten, Leitungsorganen oder Arbeitskreisen gilt, trifft noch nicht für die Allgemeinheit bzw. die Situation in den Gemeinden zu. Antijüdische Stereotype und Vorurteile sind noch immer weit verbreitet. Das Jewish Annotated New Testament ist nicht nur selbst eine Frucht dieses Dialogs, sondern es liefert einen herausragenden jüdischen Beitrag zur Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses und bietet zahlreiche Impulse für die Weiterentwicklung einer neuen Bestimmung des christlich-jüdischen Gesprächs.

 Prof. Wolfgang Kraus hat das Projekt „Jewish Annotated New Testament“ bereits 2015 auf den Weg gebracht. Die deutsche Ausgabe ist im Oktober unter dem Titel „Das Neue Testament – Jüdisch erklärt“ bei der Deutschen Bibelgesellschaft erschienen. „Das Werk macht deutlich, dass das Neue Testament in den Kontext des Antiken Judentums gehört und somit ein jüdisch geprägtes Produkt darstellt, das sowohl für Christen als auch für Juden von Bedeutung ist. Für Christen enthält es wichtige Impulse, ihr Neues Testament besser zu verstehen und für Juden macht es einen Teil der eigenen Geschichte und Überlieferung zugänglich“, erklärt Prof. Wolfgang Kraus. 

Im ersten Teil wird jeder Abschnitt der Lutherübersetzung aus jüdischer Sicht kommentiert. Im zweiten Teil erläutern über fünfzig Aufsätze den Zusammenhang zwischen dem Neuen Testament und seinem jüdischen Entstehungskontext. Auch die besondere Situation in Deutschland und Europa wird in den Blick genommen. 
Die über 80 Autorinnen und Autoren sind international renommierte jüdische Gelehrte. Die amerikanische Originalausgabe wurde von Amy Jill Levine (Vanderbilt University) und Marc Zvi Brettler (Duke University) herausgegeben. Für die deutsche Ausgabe zeichnen Wolfgang Kraus (Universität des Saarlandes), Michael Tilly (Universität Tübingen) und Axel Töllner (Institut für Christlich-Jüdische Studien) verantwortlich. 

Literaturhinweis:
Das Neue Testament – Jüdisch erklärt, Hg. von Wolfgang Kraus (SB), Michael Tilly (Tübingen) und Axel Töllner (Neudendettelsau).

Die Teilnahme am Vortrag ist nur nach vorheriger Anmeldung beim Sekretariat der Fachrichtung Evangelische Theologie möglich: per E-Mail: ev.theol@mx.uni-saarland.de oder telefonisch: 0681 302-2349. 
Es gilt die 3G-Regel. Im Veranstaltungsgebäude ist bis zur Einnahme des Sitzplatzes eine medizinische Mund-Nase-Bedeckung oder eine FFP2-Maske zu tragen.

Hintergrund zur Ringvorlesung:
Am 11. Dezember 321 erlaubte der römische Kaiser Konstantin den Kölner Ratsherren durch ein Dekret, Juden in den Rat der Stadt zu berufen. Das Dekret gilt als Beleg dafür, dass seit mindestens 1700 Jahren Jüdinnen und Juden auf dem Territorium des heutigen Deutschlands leben. Um an diese lange Geschichte zu erinnern und sie zu reflektieren, gründete sich 2018 der Verein „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, der Aktivitäten zu dem Jubiläum koordiniert.
Die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes und die Fachrichtung Evangelische Theologie beteiligen sich gemeinsam mit der Landeshauptstadt Saarbrücken mit einer Ringvorlesung am Jubiläum. Ihre öffentliche Vortragsreihe mit dem Titel „Nebeneinander – gegeneinander – miteinander. Juden und Christen in Deutschland“ findet jeweils mittwochs um 18.30 Uhr statt. 

Die Ringvorlesung beleuchtet verschiedene Seiten der jüdisch-christlichen Beziehungen in Deutschland. Die Vorträge werden die jüdisch-christliche Konfliktgeschichte, aber auch gelungene Beispiele des Miteinanders als Vorbilder und Anknüpfungspunkte für eine gemeinsame Zukunft in den Blick nehmen. Es werden Entwicklungen in der christlichen Theologie vorgestellt, die jüdische Traditionen konstruktiv aufgreifen, und darauf reagierende jüdische Stimmen zu Wort kommen. 

Die Veranstaltungen finden im Lesecafé der Stadtbibliothek Saarbrücken statt. Alle Vorträge werden aufgezeichnet und können später im Internet auf der Homepage der Fachrichtung Evangelische Theologie abgerufen werden.

Das Programm finden Sie unter: https://www.uni-saarland.de/fachrichtung/ev-theologie/aktuelles/ringvorlesung-20212022.html

Finanziell unterstützt wird die Ringvorlesung vom Bundesministerium des Innern. Die Schirmherrschaft hat der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Saarbrücken Uwe Conradt übernommen.