Johannes Wiggering

Johannes Wiggering

 

Im Wandel der Wahrheiten. Die Weißrussische Staatsuniversität der Zwischenkriegszeit zwischen Humboldt und Stalinismus (Abstract)

 

Die Gründung der Weißrussischen Staatsuniversität im Sommer 1921 stellte das wohl ambitionierteste Projekt frühsowjetischer Bildungs- und Kulturpolitik der kaum älteren Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik dar. Sie resultierte sowohl aus einem jahrzehntealten Traum weißrussischer Intellektueller von einem Zentrum nationaler Kultur und Identität als auch aus konkreten strukturpolitischen Grundlinien der Bolschewiki. Der vorliegende Artikel untersucht, inwieweit das Vorbild westeuropäischer, speziell deutscher Universitäten die Ausgestaltung der Weißrussischen Staatsuniversität beeinflusste. Dabei werden Fragen nach Idealen und Mythen des ‚humboldtschen Universitätsmodells‘ an diese sowjetische Hochschule gerichtet, um die Besonderheiten ihrer Genese und Blüte in den 1920er Jahren hervorzuheben – bevor diese ab Beginn der 1930er Jahre den stalinistischen Umstrukturierungen des ‚großen Sprungs nach vorn‘ zum Opfer fielen und in ein statisches Modell überführt wurden, welches bis zum Ende der Sowjetunion prägend für deren Bildungs- und Hochschulsystem bleiben sollte.

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