Große Oper auf kleiner Bühne. Zur deutschen Erstaufführung von Aubers "La Muette de Portici"

Dr. Peter Larsen (Eberwein Archiv)

Kaum eine andere Oper entfesselte eine vergleichbare revolutionäre Energie wie die am 29. Februar 1828 in Paris uraufgeführte fünfaktige große historische Oper „La muette de Portici“ von Daniel-François-Esprit Auber auf ein Libretto von Augustin Eugène Scribe und Louis Marie Germain Delavigne. Der später von Richard Wagner gerühmte Gestus der Musik Aubers mit seiner unverhohlen hitzigen, aufrührerischen Attitude nahm die Wirren der Julirevolution von 1830 bereits auf der Opernbühne vorweg. Angesichts der politischen Brisanz und der personellen wie ausstatterischen Anforderungen der Oper wundert es jedoch, dass die deutsche Erstaufführung nicht an einem repräsentativen Opernhaus einer Metropole, sondern in dem kleinen, lediglich saisonal betriebenen Fürstlichen Hoftheater der schwarzburgischen Residenzstadt Rudolstadt – nur acht Monate nach der Uraufführung am 16. Oktober 1828 – in der deutschen Übersetzung von Markus Theodor von Haupt realisiert wurde. Es gilt zu fragen, welche Voraussetzungen und Bedingungen, Ressourcen und Potentiale an dem Hoftheater in Rudolstadt für ein Aufführungsvorhaben dieser Größenordnung gegeben waren. Weiterhin dürfte von Interesse sein, wer als Initiator hinter dem Projekt vermutet werden kann und ob sich jenseits einer künstlerisch begründeten avantgardistischen Ambition möglicherweise auch politisch motivierte Beweggründe erkennen lassen.

 

Dr. Peter Larsen stammt aus Berlin und studierte Musikwissenschaft und Germanistik an der Technischen Universität Berlin. Nach dem ersten Engagement als Regieassistent und Dramaturg am Thüringer Landestheater Rudolstadt promovierte er in Berlin über den Rudolstädter Hofkapelldirektor und Komponisten Traugott Maximilian Eberwein und forschte als Stipendiat der „Stiftung Weimarer Klassik“ zur Musik bei Goethe. 1999 wurde er Konzert- und Operndramaturg am Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen und organisierte 2001 das musikwissenschaftliche Symposium „Max Bruch in Sondershausen“. Anschließend war er Lehrbeauftragter an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Institut für Musik), von 2004 bis 2015 Musikdramaturg am Theater Trier sowie von 2016 bis 2021 Chefdramaturg am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin. Er hielt Gastvorträge u. a. für die Universität Trier, mehrere Richard-Wagner-Verbände und das Bistum Trier. Seit 1994 leitet er das Eberwein Archiv (Forschungsinstitut für Thüringer Musikgeschichte). Derzeit bereitet Larsen die Edition der musikalischen Werke von Traugott Maximilian Eberwein am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena an der Hochschule für Musik Franz Liszt vor.