Musikalische Albumblätter des 19. Jahrhunderts als Medien der Selbstvermarktung

Dr. Janine Droese (Universität Hamburg, Centre for the Study of Manuscript Cultures)

„In der Hoffnung diese Arie recht bald mit Ihnen vorzutragen“ – Musikalische Albumblätter des 19. Jahrhunderts als Medien der Selbstvermarktung

Für heutige Musikerinnen und Musiker ist social media unumstritten ein wichtiges Tool zur Selbstvermarktung. In einem Bereich, der zwischen den Sphären des Öffentlichen und Privaten changiert, präsentieren sie sowohl persönlichen Kontakten als auch ihren Fans ein kuratiertes social self, häufig mit dem Ziel, sich als Marke zu etablieren und damit längerfristig ihre beruflichen Ziele zu erreichen. Dieser Beitrag geht davon aus, dass mit den musikalischen Albumblättern des 19. Jahrhunderts ganz ähnliche Ziele verfolgt wurden, sie als ein in vielerlei Hinsicht vergleichbares Medium gesehen werden können. Anhand konkreter Beispiele soll gezeigt werden, in welcher Weise Komponist:innen und Musiker:innen des 19. Jahrhunderts – unter anderem Clara Schumann, Franz Liszt und der Sänger Julius Stockhausen, auf den das Zitat in der Überschrift zurückgeht  – Albumblätter nutzten, um ein bestimmtes Bild ihrer Person und ihrer beruflichen Expertise zu transportieren. Dabei soll der Fokus darauf gerichtet werden, inwiefern unterschiedliche Formen von Alben nicht nur unterschiedliche musikalische Einträge motivierten, sondern von den beitragenden Musiker:innen und Komponist:innen auch in unterschiedlicher Weise zur Selbstdarstellung und damit Beeinflussung der öffentlichen Wahrnehmung ihrer Person und ihrer Arbeit genutzt werden konnten.

 

Janine Droese studierte Musikwissenschaft mit den Nebenfächern Kulturmanagement und Erziehungswissenschaft an der Hochschule für Musik Franz Liszt und der Universität Jena. Sie war Wissenschaftliche Hilfskraft an den Universitäten Jena und Bayreuth und bezog von 2007–2009 ein Promotionsstipendium der Landesgraduiertenförderung an der Universität Hamburg, zudem 2005 und 2009/2010 Stipendien des DAAD für Forschungsaufenthalte an der Paul Sacher Stiftung in Basel und am Centre d’Études Supérieures de la Renaissance Tours. Von 2010 bis 2019 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Editionsprojekt „OPERA – Spektrum des europäischen Musiktheaters in Einzelausgaben“ an den Universitäten Bayreuth und Frankfurt am Main. 2019 wurde sie mit einer Arbeit zu Vorstellungen der Engelsmusik und ihrer Bedeutung für Musik und Musikanschauung des 13.–16. Jahrhunderts an der Universität Hamburg promoviert, im gleichen Jahr wechselte sie an den Exzellenzcluster „Understanding Written Artefacts“ der Universität Hamburg, wo sie sich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Creating Music Albums as Originals Made of Originals“, dessen Leitung sie 2022 übernahm, mit Musikalben des 19. Jahrhunderts beschäftigt. Sie ist zudem Mitglied in der Forschungsgruppe 5138 „Geistliche Intermedialität in der Frühen Neuzeit“, und verantwortet dort gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver Huck und Prof. Dr. Johann Anselm Steiger das Teilprojekt 1 "musica angelica et consociatio hominum cum angelis. Die Musik der Engel im Kirchenraum".