01.07.2024

Ringvorlesung: Fake, Lüge, Desinformation. Über die Literatur zwischen Fiktion und Täuschung

Am 1. Juli 2024 hält Privatdozent Dr. Hermann Gätje (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) einen Vortrag zum Thema "„Gab es falsche Gedanken oder nur unverständliche?“ – Das Dilemma von Wirklichkeit und Schreiben im Journalistenroman „Die Fälschung“ (1979) von Nicolas Born". Die Vorträge der literaturwissenschaftliche Ringvorlesung finden immer montags um 19 Uhr im Saarbrücker Rathaus statt.

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen der Wirklichkeit, ihrer Wahrnehmung und ihrer Darstellung in der Literatur bildet einen roten Faden im Werk des Schriftstellers Nicolas Born (1937 bis 1979), sowohl in seiner Prosa als auch in seiner Lyrik. Sein letzter, kurz vor seinem Tod erschienener und 1981 von Volker Schlöndorff erfolgreich verfilmter Roman „Die Fälschung“ variiert dieses Thema mit der Geschichte eines Kriegsreporters in dem vom libanesischen Bürgerkrieg gezeichneten Beirut. Der Vortrag will den Text historisch in die Grundfragen des Diskurses um die Wirklichkeitsfrage in der Literatur einordnen und gleichermaßen seine heutige Aktualität hervorheben, etwa im Hinblick auf die Frage der Kriegsberichterstattung. 

Hintergrund zur Ringvorlesung: Fake, Lüge, Desinformation. Über die Literatur zwischen Fiktion und Täuschung

Fakes, Lügen und Desinformationen sind Instrumente der hybriden Kriegsführung von totalitären Staaten gegen die freie Welt. Im Inland werden sie von Radikalen und Populisten genutzt, um die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Gemeinwesens zu untergraben. Eine literaturwissenschaftliche Ringvorlesung wird Aspekte dieses Phänomens im literarischen Feld beleuchten und Brücken zu Debatten und Fragen der Gegenwart schlagen. Sie findet im Sommersemester jeweils montags um 19 Uhr im Saarbrücker Rathaus statt.

Der „Mangel der Übereinstimmung unserer Worte und Geberden mit unsern Gedanken“, wie der Dresdner Lexikograph Johann Christoph Adelung im 18. Jahrhundert in seinem berühmt gewordenen Wörterbuch formuliert, ist seit der Antike ein beliebtes Motiv in der Literatur: Täuschung und Betrug werden als handlungsauslösende Momente eingesetzt, Lügengeschichten, Über- oder Untertreibungen tatsächlicher Begebenheiten sowie der offensichtliche Schwindel zur Unterhaltung und Belehrung des Lesepublikums erzählt. Auch Halb- und Unwahrheiten sind wesentliche Mittel der persuasiven Strategie von Texten.
Die Beschäftigung mit der Literatur und das Verständnis ihrer Mechanismen soll daher auch einen Beitrag zur Verteidigung demokratischer Grundwerte leisten.

Veranstalter dieser 13. Saarbrücker literaturwissenschaftlichen Ringvorlesung sind Privatdozent Hermann Gätje und Professor Sikander Singh von der Universität des Saarlandes in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Film und Wissenschaft im Kulturamt der Landeshauptstadt Saarbrücken. Die Vorlesungen dauern in der Regel eine Stunde. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit den Vortragenden ins Gespräch zu kommen.

Hier geht es zum gesamten Programm: https://www.uni-saarland.de/aktuell/ringvorlesung-fake-luege-literatur-30843.html