26.11.2025

Vortrag: Brückenbau verboten? - Athen, Rom und die Frage nach dem Politischen in Europa und den USA

Mittwoch, 26. November, 18.15 Uhr: Professor Uwe Walter (Alte Geschichte, Universität Bielefeld): „Brückenbau verboten? Athen, Rom und die Frage nach dem Politischen in Europa und den USA“ (Europa-Vortrag des Historischen Instituts; Ort: Geb. B3 2, HS 0.03)

Der Vortrag behandelt das Problem der Vergleichbarkeit politischer Systeme von der Antike bis in die Gegenwart. Politisches Handeln etwa im republikanischen Rom war ganz anders konditioniert als in der attischen Demokratie, und für beide so oft als vorbildhaft zitierte politische Systeme stellt sich zudem die Frage ihrer argumentativen Nutzbarkeit im Rahmen moderner Politik. Der Vortrag unternimmt den Versuch einer kritischen Sichtung der Relevanz antiker Politik für das moderne Europa und die USA.

Details zum Inhalt

Die Zeiten erbaulicher Sonntagsbesinnungen auf das geistige und kulturelle Erbe der Antike, wie sie nach dem 2. Weltkrieg verbreitet waren und bis vor kurzem in bildungsbürgerlichen Rückzugsräumen ihren Platz hatten, sind wahrscheinlich vorbei – dafür haben nicht zuletzt das Abreißen der Wissens- und Traditionsfäden sowie die postkoloniale Kritik am angeblich zu weißen, zu männlichen, zu eurozentrischen Kanon gesorgt. Dennoch poppen Elemente der Epoche immer wieder einmal auf: in feministischen Nacherzählungen der griechischen Mythologie oder in Social Media-Hypes um das Römische Reich und verlorene Männlichkeit. 

Doch auch dort, wo es ernsthaft um Transformationen des Politischen geht, vermag ein Blick auf die Antike den Blick zu schärfern, mag es sich dabei um die Phänomenologie und Bewertung caesaristischer bzw. populististischer Politik handeln, um Losverfahren im alten Griechenland und die Aporien aktueller demokratischer Systeme oder auch um die oft unterschätzte Differenz zwischen Republik und Demokratie. Der Vortrag sucht die Diskursfelder zu vermessen, nicht im Sinne von Handlungsanweisungen, sondern um gegenüber Traditionsstiftung wie Traditionsverwerfung Begriffe und Konzepte vorzustellen und so den in der Debatte allzu oft waltenden Präsentismus ein wenig aufzubrechen.

Hinweis: Der Vortrag ist Teil der Europavortragsreihe, die das Historische Institut und die Alte Geschichte gemeinsam gestalten, sowie der Reihe "Altertumswissenschaftliches Kolloquium". Die weiteren Vorträge des Kolloquiums finden i.d.R. donnerstags um 18.15 Uhr in Gebäude B3 1, Raum 1.30 (1. Etage) statt.

Weitere Infos zum Altertumswissenschaftlichen Kolloquium und zum Vortragsprogramm: 
https://www.uni-saarland.de/institut/klassarch/aktuelles/archiv-kolloquium.html

Kontakt für Rückfragen:
Prof. Dr. Heinrich Schlange-Schöningen
T: +49 681 302-2220
schlange-schoeningen(at)mx.uni-saarland.de