Abdulrahman Othman

Wie heißen Sie und in welchem Land bzw. welcher Stadt leben Sie zurzeit?
Mein Name ist Abdulrahman Othman – ein Name, der eine Geschichte erzählt: Von Aleppo ins Saarland, vom Flüchtlingslager in den Hörsaal, von Herausforderungen zu wissenschaftlichen Publikationen. Ich habe nicht auf Chancen gewartet, sondern sie Schritt für Schritt selbst geschaffen – und trage heute den weißen Kittel, um Wissen weiterzugeben. Deutschland ist das Land der Dichter und Denker – aber auch das Land der Möglichkeiten.
Was haben Sie an der Universität des Saarlandes (UdS) studiert und wann war das ungefähr?
Ich bin Medizinstudent an der Universität des Saarlandes – und ich sage das mit voller Überzeugung: Ich gehe nicht einfach den Weg der Medizin – ich gestalte ihn mit. Ich spreche Deutsch auf dem Niveau DSH2, das ich an der Universität des Saarlandes erworben habe – einer Institution, die für mich mehr als nur eine Universität war; sie war ein Leuchtturm auf dem Weg zu wissenschaftlicher Exzellenz und persönlicher Entwicklung. Dank der hervorragenden Förderung durch das deutsche Bildungssystem – insbesondere durch die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes am Standort Homburg – und der wissenschaftlich reichen Umgebung in Deutschland erhielt ich die Möglichkeit, mich aktiv an Forschung zu beteiligen. So konnte ich meine Fähigkeiten im Bereich der Forschung und des wissenschaftlichen Schreibens gezielt weiterentwickeln.
Welche Berufstätigkeit haben Sie nach Ihrem Studium ausgeführt?
Obwohl ich mich noch im Medizinstudium befinde, habe ich bereits begonnen, mich in die wissenschaftliche Welt zu integrieren – eine Erfahrung, die weit mehr als nur akademische Teilnahme bedeutete, sondern den praktischen Beginn meines beruflichen Weges markierte. Bis April 2025 habe ich sechs internationale medizinische Forschungsarbeiten veröffentlicht – drei davon als Erstautor, drei als Mitautor. Diese Studien wurden in renommierten, peer-reviewten Fachzeitschriften wie der Annals of Medicine and Surgery veröffentlicht und sind über die Open-Access-Plattform SciDok der Universität des Saarlandes zugänglich. Sie sind Brücken zwischen Ost und West, zwischen medizinischem Wissen und interkulturellem Austausch.
Hier zeigt sich die Stärke des deutschen Hochschulsystems: Es wartet nicht auf den Abschluss, um Chancen zu eröffnen, sondern öffnet Türen von Anfang an – für alle, die Leidenschaft und Ehrgeiz mitbringen.
Haben Sie Tipps für aktuelle Studierende?
Mein wichtigster Tipp für Studierende lautet: Engagiert euch aktiv – nicht nur im Hörsaal, sondern auch im universitären Leben. Akademischer Erfolg ist wertvoll, doch erst gesellschaftliche Verantwortung verleiht ihm seine wahre Bedeutung.
Seit 2019 habe ich unter der Anleitung meines Bruders Fadi Othman mit großer Hingabe an der Weiterentwicklung des Projekts Treffpunkt Orient und Okzident auf dem Campus gearbeitet – einer akademischen, sozialen und kulturellen Initiative zur Verbesserung der Studienbedingungen für internationale Studierende im Saarland.
Im Jahr 2024 wurde das Projekt mit dem Sonderpreis für Engagement des saarländischen Ministeriums für Finanzen und Wissenschaft ausgezeichnet – in Anwesenheit von Vertreterinnen und Vertretern der Ministerien, Hochschulen, Regierungsparteien und öffentlichen Institutionen. Doch ich betrachte diesen Erfolg nicht als persönliche Leistung, sondern als Ergebnis kollektiver Zusammenarbeit, an der zahlreiche Studierende, Dozierende und Mitarbeitende von Institutionen wie htw saar, ISZ, KHG, ESG, International Office und der Studienstiftung Saar mitgewirkt haben – ihnen gilt mein tief empfundener Dank.
Ich glaube fest daran, dass echtes Engagement nicht immer im Vordergrund stehen muss. Deshalb habe ich meinen Bruder Fadi Othman, der selbst eine Auszeichnung erhielt, aktiv unterstützt, ohne mich selbst zur Nominierung vorzuschlagen – aus Überzeugung, dass Hilfe für andere eine Pflicht ist, kein Wettbewerb um Anerkennung.
Deutschland hat mir viel gegeben – ganz ohne Gegenleistung. Es ist für mich selbstverständlich, dem Land etwas zurückzugeben und an seiner positiven Entwicklung mitzuwirken.
In diesem Sinne war es mir ein persönliches Anliegen, internationale Studierende zusätzlich zu unterstützen, indem ich ihnen bei Fragen und Herausforderungen während der Deutschkurse und des Medizinstudiums zur Seite stand und zudem ein umfangreiches Google-Drive-Materialarchiv aufgebaut habe, das heute von über 120 internationalen Studierenden aktiv genutzt wird.
Gesellschaftliches Engagement beginnt nicht erst nach dem Abschluss – es beginnt in dem Moment, in dem man erkennt, dass man Teil einer Gemeinschaft ist und darin Verantwortung trägt.
Haben Sie eine besondere Anekdote oder Geschichte aus Ihrer Zeit an der UdS?
Ja – und es ist keine gewöhnliche Anekdote, sondern ein Moment, der für mich sinnbildlich für das steht, was Deutschland und die Universität des Saarlandes in meinem Leben bedeuten.
Ich erinnere mich an meinen allerersten Tag an der Universität des Saarlandes: Ich stand in einem Seminarraum, umgeben von einer neuen Sprache, einem neuen System und einer völlig neuen Welt. Was mir jedoch im Gedächtnis geblieben ist, war nicht die Unsicherheit, sondern ein Professor, der nach der Vorlesung zu mir kam und sagte:
Du hast mehr Mut gezeigt als die meisten hier. Mach weiter.
Dieser einfache Satz hat für mich alles verändert. Er zeigte mir, dass Deutschland ein Land ist, das Talent erkennt, Potenzial fördert und Einsatz wertschätzt – unabhängig von Herkunft oder Geschichte.
Doch es blieb nicht nur bei Worten. Derselbe Professor stellte mir später eine persönliche Empfehlung aus – als Anerkennung für mein Engagement und meine Leistungen. Diese Empfehlung war der Schlüssel zu neuen Türen: Sie half mir dabei, anerkannte Begabtenstipendien zu erhalten, die mir ermöglichten, mich intensiver der Forschung zu widmen und meine Wirkung im und außerhalb des Campus zu entfalten.
Ab diesem Moment begann ich nicht nur zu studieren, sondern mich zu engagieren, zu forschen, zu schreiben – und anderen zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden. Dieser eine Moment war der Ausgangspunkt für etwas viel Größeres: wissenschaftliche Publikationen, ehrenamtliches Engagement und ein tiefes Gefühl von Zugehörigkeit. Deutschland hat mir in einem Satz – und durch echte Unterstützung – mehr gegeben, als ich je erwartet hätte. Und ich trage diese Erfahrung bis heute mit Stolz.
Wie würden Sie die Universität des Saarlandes in einem Satz zusammenfassen?
Die Universität des Saarlandes war für mich ein Ort, an dem nicht Herkunft zählte, sondern Haltung – sie hat mir gezeigt, dass akademische Exzellenz in Deutschland durch Offenheit, Förderung und Menschlichkeit entsteht.
Was hätten Sie beim Berufsstart gern schon gewusst?
Etwas, das ich gern früher gewusst hätte, ist, wie viel Türen ein Stipendium öffnen kann – nicht nur finanziell, sondern auch ideell.
Ich bin dankbar, durch die Hans-Böckler-Stiftung und die Deutsche Universitätsstiftung gefördert worden zu sein. Diese Unterstützung hat mir nicht nur Mut gegeben, sondern auch den Weg geebnet, wissenschaftlich aktiv zu sein und gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen.