Der Klimawandel und die Globalisierung führen zunehmend krankheitsübertragende Stechmücken aus den Tropen auch zu uns nach Europa. Die besonders aggressive und tagaktive Tigermücke hat sich bereits im gesamten südlichen Mittelmeerraum verbreitet und wandert zunehmend weiter nördlich. Mittlerweile hat sich die asiatische Tigermücke mit dem Fachnamen „Aedes albopictus“ an das europäische Klima angepasst und besiedelt bereits ganz Italien, Österreich, Tschechien und die Balkanländer, fast ganz Frankreich und weite Teile von Süd- und Mitteldeutschland.
Die Tigermücke ist ein Überträger einiger Krankheitserreger, die dem Menschen gefährlich werden können, wie beispielsweise das Dengue- oder Chikungunya-Virus. Ebenso können diese Stechmücken das Zika-Virus und parasitäre Erreger wie Dirofilaria spp. in sich tragen. Spätestens seit dem eingeschleppten Fall von Dengue-Fieber in Straßburg und der Entdeckung einer Tigermücke letzten Sommer in Saarbrücken ist die Thematik auch in unser Bewusstsein gerückt. Tropenmediziner und offizielle Stellen im Saarland sind alarmiert.
Wie ist die aktuelle Situation im Saarland?
Wie die aktuelle Lage im Saarland ist und welche Maßnahmen Abhilfe und Schutz gegen invasive Arten bieten könnten, soll in dem Bürgerbeteiligungs-Projekt „MOSKITO“ unter der Leitung von Dr. Sophie Schneitler, Oberärztin im Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (Direktor: Prof. Dr. Dr. Sören Becker) des Universitätsklinikums des Saarlandes untersucht werden.
Hauptziel des Projektes „MOSKITO“ ist es, systematisch die Stechmückenbesiedelung im Saarland zu erheben und zu untersuchen, ob die gefundenen Mücken Träger von Viren wie beispielsweise Dengue sind“, erläutert die Reise- und Tropenmedizinerin Dr. Sophie Schneitler. „Durch umfassende Umfragen in der Bevölkerung im Saarland soll das Bewusstsein geschärft und Präventionsstrategien entwickelt werden. Wir möchten daher alle Bürgerinnen und Bürger dazu aufrufen, unseren Online-Fragebogen auszufüllen und gegebenenfalls Funde von Tigermücken einzusenden.“
Das saarländische Gesundheitsministerium, das Landeskompetenzzentrum Infektionsepidemiologie des Saarlandes (LKI), der Regionalverband Saarbrücken (Gesundheitsamt) aber auch das saarländische Umweltministerium (Zentrum für Biodokumentation) sowie weitere lokale Partner arbeiten bei dem Vorhaben zusammen, darunter der Zoo Saarbrücken und der Zoo Neunkirchen, der Deutsch-Französische Garten in Saarbrücken und der Garten der Sinne in Merzig-Wadern, wo fachgerechte Mückenfallen platziert und abgesammelt werden.
„Die Thematik der durch Stechmücken übertragbaren Krankheiten, die bislang nur in den Tropen und Subtropen vorkamen, ist wichtiger Teil des öffentlichen Gesundheitsschutzes im Saarland“, betont der saarländische Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung. „Deshalb begrüßen und unterstützen wir das Projekt ‚Moskito‘ des Universitätsklinikums und der Universität des Saarlandes, das darauf abzielt, den Status Quo zu erheben und die Menschen aufzuklären. Ich ermutige alle Bürgerinnen und Bürger, in einem ersten Schritt den Online-Fragebogen zum Umgang mit Stechmücken auszufüllen und sich in einem zweiten Schritt an der Stechmücken-Sammelaktion zu beteiligen. Wir werden daraus geeignete Vorsorge- und Schutzmaßnahmen ableiten. Weiterhin sind wir im engen Austausch mit den Experten Prof. Dr. Dr. Sören Becker, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum, und Projektleiterin Dr. Sophie Schneitler, um auch unsere Ärzteschaft und die Gesundheitsämter im Saarland zu sensibilisieren.“
Die saarländische Umweltministerin Petra Berg betont darüber hinaus die praktische Bedeutung und Relevanz für die Umwelt unserer Region: „Durch das Sammeln verschiedener Mückenarten, insbesondere der asiatischen Tigermücke, kann der geografische Verbreitungsstatus bei uns im Saarland dokumentiert und das Risiko der Einschleppung neuer Infektionen abgeschätzt werden.“ Die aus dem Projekt abgeleiteten Maßnahmen sollen nachhaltig umgesetzt und auch nach Abschluss der Erhebungen fortgesetzt werden. „Zudem profitieren wir von der gesammelten Biomasse im städtischen Raum, um aktuelle Entwicklungen zu dokumentieren, denn dieses Projekt leistet auch einen Kenntnisbeitrag zum Thema Insektensterben“, sagt Berg.
Auch der Verein der Freunde des UKS e.V. fördert das Projekt „MOSKITO“ mit 8.000 Euro, das unter anderem die Aufklärung der Bevölkerung im Blick hat und auch vergleichende Studien zu Stechmücken-Populationen und Präventionsmaßnahmen in einem Endemiegebiet in Guinea-Bissau/ Afrika durchführen wird, wo die Tigermücke beheimatet und bekannt ist und als Dengue-Überträger vorherrscht. Hierzu kooperieren die Projektpartner mit der Universität Jean Piaget in Guinea-Bissau und dem Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig, das bei der Methodik und Analytik unterstützt.
Wie können Sie das Projekt „MOSKITO“ unterstützen?
Schenken Sie dem Forschungsprojekt drei Minuten Ihrer Zeit und füllen Sie folgende Bevölkerungsumfrage zu Stechmücken und Präventionsmaßnahmen aus:
https://forms.office.com/e/EbKKZnXZ4E
Weitere Informationen: MOSKITO-Projekt