Call for Papers
Call for Papers zur Konferenz
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt "Serial Narration on Television" und der Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft laden zu einer interdisziplinären Konferenz ein, die vom 07. bis 08. November 2014 an der Universität des Saarlandes (Campus Saarbrücken) stattfindet.
Schon seit 1996 wird in der Literatur- und Medientheorie mit dem Begriff des Quality-TV (QTV) gearbeitet, aber erst nach 1999 erschienen Kritikerlieblinge wie The Sopranos und später The Wire, Mad Men und Breaking Bad, die man heute als "not TV", also das "andere Fernsehen" begreift. Die Termini "Quality-TV" (THOMPSON), "Art TV" (MITTELL), "Prestige TV" (HILL) oder "Auteur Series" (DREHER) erweisen sich als interessante Denkanstöße, bleiben aber oftmals praxisfern und umfassen, streng ausgelegt, einen Kanon von nur wenigen Serien. Diese Begriffe sind dabei Teil einer Aufwertungs- bzw. Legitimationsstrategie, aber auch Distinktions- und Ausschlusskriterien. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, was konkret aufgewertet und was ausgeschlossen wird. Dienen diese Labels dazu, Fernsehserien aus dem nach wie vor mit Argwohn betrachteten Feld der Unterhaltungs- und Populärkultur in ernstzunehmenden Kunstdiskursen zu verorten und somit die Spreu (das Fernsehen) vom Weizen (QTV) zu trennen? Oder wird damit das Medium Fernsehen in seiner Gänze veredelt und seine Potenziale hervorgehoben? Welche sprachlichen und inhaltlichen Merkmale sind in diesem Zusammenhang für eine Einordnung maßgeblich und kennzeichnend? Wir freuen uns auf eine Annäherung an die Thematik QTV sowohl aus literaturwissenschaftlicher als auch sprachwissenschaftlicher Perspektive, gerne auch mit einem interdisziplinären Ansatz.
1. Literatur- und kulturwissenschaftliche Sektion
Speziell für die Literatur- Medien- und Kulturwissenschaften kann attestiert werden, dass die oben genannten, durchaus problematischen Begrifflichkeiten deshalb einen nicht zu bestreitenden Hype erfahren, weil sie als Symptom eines nach wie vor boomenden Serienmarktes zu verstehen sind, der sich aus hochwertigen Produktionen aus den USA, aber auch Europa und anderen Teilen der Welt speist. Doch gleichzeitig ist eine zunehmende Formalisierung des sogenannten Qualitätsfernsehen festzustellen, was Andy Greenwald auf den Punkt bringt: PERIOD + VICE = GREEN LIGHT. Denn eine globale Zutatenliste, für QTV, setzt sich, wie Logan Hill bemerkte, aus den folgenden immer gleich bleibenden Bestandteilen zusammen: Antiheld, Ende einer Ära, Drastik und eine Vielzahl literarischer Referenzen. Was ist es also, dieses Qualitätsfernsehen? Ist es an der Zeit, den Begriff zu reevaluieren? Sollte man einen engen und einen weiten QTV Begriff verwenden, wobei letzterer auch Formate wie Sitcoms beinhaltet, die bisher ausgeschlossen werden? Kann man sowohl chronologische als auch lokale Ausprägungen des Qualitätsfernsehens beobachten? Lassen sich konkrete Distinktionsmerkmale (kontroverse Themen, Kinoästhetik, Mehrfachcodierungen, narrative Komplexität oder transmediale Erzählverfahren) festmachen? Oder hat der Ausdruck den Gegenstand überlebt, den er zu beschreiben sucht?
2. Linguistische Sektion
Der sprachwissenschaftliche Schwerpunkt befasst sich mit den besonderen linguistischen Merkmalen des QTV. Mögliche Fragestellungen sind:
- Sprachliche Merkmale verschiedener Ausprägungen des QTV
- Sprache als Qualitätsmerkmal
- Lexikalische und syntaktische Komplexität von Sprache im QTV
- Dialogische und weitere diskursive Strukturen
- Erzählmuster und Narration
- Schriftliche oder gesprochene Sprachcharakteristika
- Übersetzung ins Deutsche (oder in andere Sprachen)
- Humor und Wortspiel im QTV
- Soziolinguistische Aspekte im QTV: Genderkonstruktion, Stereotypisierung und regionalsprachliche Besonderheiten
- Sprachliche Innovation
- Einsatz von korpusbasierten Methoden zur Charakterisierung des QTV
An diese und andere Fragestellungen anknüpfend, suchen wir Beitragsvorschläge zu einer Reevaluierung und Neubestimmung des Quality-TV-Begriffsund seiner Merkmale. Interessierte Literatur-, Medien-, Sprach- und Kulturwissenschaftler sind herzlich eingeladen, Abstracts für Beiträge (ca. 20 min) mit max. 500 Wörtern sowie kurzen biobibliographischen Angaben bis zum 31. Mai 2014 per Email an serial.narration(at)gmail.com zu schicken. Dieser Call for Papers richtet sich auch ausdrücklich an Nachwuchswissenschaftler. Die Bekanntgabe der akzeptierten Beiträge wird bis Ende Juni erfolgen.
Eine Publikation ausgewählter Beiträge wird angestrebt. Reise- und Unterbringungskosten können leider nicht übernommen werden.
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